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Thomas Dolby lässt es klingeln

17.01.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit 1983 hat der in Großbritannien geborene Musiker Thomas Dolby - mit Rauschunterdrückung hat er übrigens nichts zu tun - keinen echten Hit mehr gehabt (damals schaffte es "She blinded me with Science" auf Platz fünf der US-amerikanischen Billboard Charts). Aber sein Geld verdient er laut "Wall Street Journal" immer noch mit Musik: Dolby schreibt nämlich Klingeltöne für Mobiltelefone. Zu seinen bekanntesten Werken gehören hier "Tropical 2", "Groove" und "Jazzy".

Hier geht es wohlgemerkt nicht um Handy-Versionen von Pop- und Rocksongs, sondern Original-Ringtones, die Hersteller von Mobiltelefonen mit ihren Geräten ausliefern. Neben eher anonym agierenden Komponisten wie Dolby, der noch vor ein paar Jahren seine ausklingende Karriere wahrscheinlich mit Werbe-Jingles bestritten hätte, ist inzwischen sogar eine Firma in diesem Markt aktiv: Das französische Medienunternehmen Lagardère SCA hat in den USA BlingTones gegründet, das Künstler unter Vertrag nimmt, um Musik exklusiv für Handys zu schreiben.

Dolbys Firma Retro Ringtones hat nach Schätzung des Musikers "ein paar Hundert" Klingeltöne für unter anderem Nokia (darunter die polyphone Version des "Nokia Tune", entnommen aus dem "Gran Vals" von Francisco Tarrega), Motorola und Sony Ericsson geschrieben. So ein Klingelton kostet den Handybauer etwa 500 Dollar, daraus werden 2000, wenn die Melodie tatsächlich mit einem Gerät zur Auslieferung kommt. Noch teurer wird's, wenn der Hersteller den Ton in einer Werbung verwenden will - und wenn daraus ein Jingle wird, können auch schon einmal 200.000 Dollar daraus werden.

BlingTones derweil bezeichnet sich selbst als "das erste drahtlose Plattenlabel der Welt". Die Firma hat daher auch A&R-Vertreter ("Artitst and Repertoire"), die sich - speziell in der Hiphop- und Rap-Szene - als Talent-Scouts betätigen und Verträge abschließen. "Eine Plattenfirma macht im Wesentlichen A&R, Marketing, Promotion und Distribution", erklärt Jonathan Dworkin, BlingTones Vice President für A&R. "Wir bieten die gleichen Services an." Gerade hat man übrigens Q-Tip, ex A Tribe Called Quest, unter Vertrag genommen. Er gesellt sich zu einer Riege namhafter andere Hiphop-Produzenten. Eine Website hat Blingtones aber offenbar noch nicht - blingtones.com führt derzeit zu einem anderen Anbieter, blingtonez.com. (tc)