CES-Neuheiten 2023

The Good, the Bad and the Ugly

10.01.2023
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Auch wenn es sicher nicht alle bis zur Marktreife schaffen – die folgenden Neuvorstellungen auf der CES 2023 werden uns – aus Gründen - noch länger im Gedächtnis bleiben.
Auf der CES in Las Vegas werden Jahr für Jahr (außer während Corona) Tausende von Produktneuheiten gezeigt.
Auf der CES in Las Vegas werden Jahr für Jahr (außer während Corona) Tausende von Produktneuheiten gezeigt.
Foto: James Mattil - shutterstock.com

Die CES, einst Consumer Electronics Show genannt, in Las Vegas führt seit jeher ein Doppelleben: Auf der einen Seite ist sie neben der IFA in Berlin die Leitmesse der Unterhaltungselektronik und war bereits Launchpad von zahlreichen Produkten und Technologien wie Videorekorder, DVD, Blu-ray oder Xbox. Andererseits stellt sie auch eine Art Kuriositätenkabinett dar - bestückt von etablierten Unternehmen aus aller Welt, aber auch zahlreichen kleinen Ausstellern, die auf der CES mehr Beachtung für ihre über Kickstarter oder Indiegogo finanzierten Gadgets suchen. Hier ein Überblick über Highlights und Fails der CES 2023.

Hey Mirror!

Das intelligente Möbelstück "HEY MIRROR" vom koreanischen Hersteller EONEOMS kombiniert einen herkömmlichen Spiegel mit einem IoT-Display (Internet of Things). Auf diese Weise ist es möglich, über das Gerät das Smart Home zu kontrollieren, verschiedene Gesundheitsgeräte zu überprüfen, Informationen und Nachrichten zu checken oder Musik und Videos abzuspielen. Die Bedienung erfolgt per Touch oder Spracherkennung (Hey Mirror).

Außerdem ist der in verschiedenen Ausführungen angebotene smarte Spiegel mit einem 5,8-GHz-Radarsensor ausgestattet. Wird kein Benutzer im Badezimmer erkannt, schaltet sich das für den menschlichen Körper unschädliche LED405-Sterilisationslicht ein, um den geschlossenen Badezimmerbereich hygienisch zu halten. Wenn ein Benutzer erkannt wird, schaltet sich das Anionen-LED-Licht ein, um Schadstoffe in der Luft zu neutralisieren.

Ring Always Home Cam

Bereits Ende 2020 auf einem Amazon-Hardware-Event kurz angeteasert, ließ der Smart-Home-Anbieter Ring seine Mini-Kameradrohne Always Home Cam auf der diesjährigen CES anflattern. Die fliegende Sicherheitskamera kann nicht manuell gesteuert werden, sondern übernimmt autonom Patrouillenflüge auf einem vordefinierten Kurs innerhalb der eigenen Wohnung und überträgt dabei Videos in HD-Qualität.

Werden etwa die Kontaktsensoren oder Bewegungsmelder von Ring Alarm ausgelöst, kann die Always Home Cam automatisch losfliegen, um die Lage zu sichten. Dank integriertem LiDar-Sensor ist die Drohne dabei in der Lage, Gegenständen eigenständig auszuweichen. Außerdem macht sie sich über ihre Lautstärke bemerkbar. Im Ruhezustand sitzt die Drohne auf ihrer Ladestation-Basis und die Kamera ist verdeckt. Obwohl bereits auf Einladung von Ring-Mutter Amazon bestellbar, soll die fliegende Kamera frühestens 2024 in größerem Rahmen verfügbar sein, berichtet The Verge. Zuvor müssen noch einige Probleme gelöst werden, wie das Erkennen von Spiegeln und Fenstern, ohne die ursprünglich anvisierten Preisrahmen von 250 Dollar zu sprengen.

Lenovo ThinkPhone by Motorola

Mit dem auf der CES vorgestellten ThinkPhone weitet Lenovo das Portfolio der renommierten Business-Brand Think zum 30-jährigen Jubiläum nun auch auf Smartphones aus. Die Hardware des nach MIL STD 810H und IP68 zertifizierten Geräts basiert größtenteils auf dem eher mittelmäßigen Motorola Edge 30 Fusion, wenn auch mit einem größeren Akku, Think-ähnlichen Design inklusive Red-Key-Taste, einem Rahmen aus Flugzeugaluminium sowie einem Gehäuse aus Aramid-Faser. Mit Moto KeySafe verfügt das Device zudem über einen separaten Prozessor, der auf Android läuft. Er isoliert PINs, Passwörter und kryptografische Schlüssel und speichert sie in einer manipulationssicheren Umgebung, die die Daten von innen heraus schützt.

Lenovo will mit dem ThinkPhone vor allem Business-Anwender adressieren.
Lenovo will mit dem ThinkPhone vor allem Business-Anwender adressieren.
Foto: Lenovo

Außerdem wird das 6,6-Zoll große ThinkPhone mit einer Menge an Security- und Business-Software ausgeliefert. Dazu zählen neben Microsoft 365, Outlook und Teams die Sicherheitsplattform ThinkShield, Moto Threat Defense und Moto Secure sowie Think 2 Think zur Integration mit einem ThinkPad. Das Smartphone soll in den kommenden Monaten auf den Markt kommen, Preise wurden nicht genannt.

Acer eKinekt Bike Desk

Mit dem neuen eKinekt BD 3 Bike Desk von Acer muss man auch bei der Arbeit im Home-Office nicht auf Bewegung verzichten - und spart dabei sogar noch Strom. Acer zufolge erzeugt eine Stunde konstantes Radfahren bei 60 Umdrehungen pro Minute 75 Watt Energie, die zum Laden von Notebooks und anderen Devices über zwei USB-A- und einen USB-C-Ports verwendet werden kann. Ein LCD-Display und eine begleitende Smartphone-App liefern Informationen, die den Fahrern helfen, ihre Fortschritte während der Trainings- oder Arbeitszeiten zu verfolgen.

Außerdem lassen sich Widerstand des Fahrrads, Sitz und die Tischhöhe nahtlos an die gewünschte Position anpassen, um zusätzliche Flexibilität und Komfort bei der Arbeit oder beim Training zu gewährleisten. Um in den Genuss des Fahrrad-Schreibtisches zu kommen, muss man sich freilich etwas abstrampeln: Das eKinekt BD 3 Bike Desk soll laut Acer im Juni 2023 für 999 Euro in den Handel kommen.

CATI

Mit CATI, Preisträger eines CES 2023 Innovation Awards, hat die südkoreanische Firma Catius Inc. einen weichen Plüschroboter mit einer hochgradig personalisierten KI und verbesserter Spracherkennung für Kinder kombiniert. Der sprechende Dinosaurier soll die sprachliche, soziale und kognitive Entwicklung von Kindern zwischen zwei und fünf Jahren verbessern, indem er sie aktiv in Unterhaltungen zu verschiedenen Themen verwickelt - anstatt sie - wie bei einem Tablet oder Ähnlichen nur passiv konsumieren lässt. Eltern und Betreuer können sich über die Entwicklung des Kindes über eine Companion-App informieren - oder CATI vorschicken, wenn es Schwierigkeiten mit dem Einschlafen oder Ähnliches gibt.

Bleibt lediglich die Frage, wo die sensiblen Daten verarbeitet werden und wie sie geschützt sind…

Cotons Sense 1

Cotons Sense 1 vom koreanischen Startup CareSix, ebenfalls mit einem CES 2023 Innovation Award ausgezeichnet, ist ein intelligentes Hundehalsband, das seinen Besitzern und Tierärzten den genauen Gesundheitszustand des Hundes mitteilt, um die Lebenserwartung des besten Begleiters des Menschen zu erhöhen. Das Halsband verfügt dazu über mehrere Sensoren, die die Biosignale des Hundes (Temperatur, Herzfrequenz usw.) überwachen und aufzeichnen. Die Daten werden anschließend mit Hilfe eines KI-Algorithmus analysiert, um die Ernährung anzupassen, Anomalien zu erkennen und frühzeitig Anzeichen einer Krankheit zu identifizieren.

FluentPet Connect

Auf tierische statt künstliche Intelligenz setzt das Kommunikationssystem FluentPet Connect. Im Mittelpunkt stehen dabei verschiedene Matten mit Knöpfen, die der Hund (oder die Katze) drücken kann, um seine Bedürfnisse - also primär Futter, Gassi oder Spielen - mitzuteilen. In der neuen Version mit Bluetooth-fähigen Tasten, WiFi-Anbindung und verbesserter Audiofunktionen ist dies sogar ohne die Anwesenheit von Frauchen oder Herrchen möglich - die "Texte" werden einfach in der Companion-App angezeigt. Bei Preisen ab 190 Euro für das Starter-Kit ist der Spass allerdings nicht ganz billig, dafür kann das geliebte Haustier mit etwas Training bald vielleicht auch remote seine Zuneigung ausdrücken.