Textverarbeitung braucht mehr Ratio

21.11.1975

FRIEDRICHSHAFEN - Regionale Bürofachausstellungen müssen wohl sein:

Sie dienen der Auslastung örtlicher Ausstellungskapazitäten ebenso wie dem Vorzeigedrang lokaler Fachhändler und Vertriebsniederlassungen als sicherlich auch dem Informationsbedürfnis der Leute die in der "Region" ein Büro betreiben und rationalisieren wollen. Die "Ratio 75" in Friedrichshafen zählt dazu, aber sie hat auch noch ihren spezifischen "Mehrwert": Die Kombination mit der "Intertext". Dieser "Europäische Kongreß für Textverarbeitung" fand zum drittenmal in Friedrichshafen statt - Referate und Diskussionen rund um die Textautomation. Zunehmend ist die Intertext-Rede auch von der computerunterstützten Textverarbeitung. Aber der Unterton ist noch konventionell, noch zu sehr darauf abgestellt, daß sieh mit dem Schlagwort eh niemand der rund 10 Millionen Büro-Menschen, die mit Textverarbeitung zu tun haben, aus dem sprichwörtlichen Büro-Schlaf wecken läßt. Die Ausstenung war davon das rechte Spiegelbild: die vorgestellten Textverarbeitungsautomaten sind noch zu sehr dem Gedanken verhaftet, ein wenig eleganter zu mechanisieren als wirklich - mit Computerintelligenz - zu automatisieren. Ausnahmen bestätigen die Regel: Unsere Beiträge über "Datatext" und "Iris-Saturn" zeigen dies. Sonst aber scheint die Kunde, daß Mini- und Mikrocomputer. nachdem sie den DV-Ackere schon kräftig pflügen, sich zumindest in den USA unaufhaltsam anschicken, das Brachland Textautomation umzubrechen, noch nicht bis in die stille Bodensee-Landschaft gedrungen zu sein. Die Kombination von "Ratio 75" und "Intertext" mag im Ansatz eine gute Sache sein. Besser wird sie, wenn sie demnächst unmißverständlich zeigt, daß die Textverarbeitung noch viel mehr (Computer-)Ratio braucht. Friedrichshafen als "Text-Mekka" - das wäre doch ein rationeller Ersatz für den verlorenen Ruf als Zeppelin-Stadt.