Öffentliche Versicherer greifen zur Selbsthilfe:

Texid - die anspruchsvolle Integration

03.11.1978

DÜSSELDORF (hö) - Bestands- und Kostenentwicklung zwingen die Versicherungswirtschft, alle Möglichkeiten der Rationalisierung zu nutzen. So sind fortschrittliche, gut organisierte Versicherungsunternehmen bereits heute auf dem Weg zur aktenlosen Sachbearbeitung. Der Wettbewerb spielt sieh immer mehr beim "besseren Service, zu günstigeren Bedingungen" ab.

Während für die allgemeine Bestandsverwaltung die technischen Möglichkeiten durch computerunterstützte Sachbearbeitung umfassend genutzt werden blieben dem arbeits- und kostenintensiven Gebiet der Korrespondenz diese modernen Techniken bisher weitgehend verschlossen. Entwicklungen in diesem Bereich zielten fast ausschließlich darauf hin, den Teilbereich des Schreibens zu rationalisieren - und zwar durch zentrale Schreibzimmer, Schreibautomaten und Textverarbeitungs-Computer.

Die Tatsache jedoch, daß das Zusammenstellen der Texte durch den Sachbearbeiter eine größere Kostenexplosion hervorruft, rückte bei der Konzeption dieser Hilfsmittel in den Hintergrund. Als ihr Ziel, die Textverarbeitung in das Gesamtsystem zu integrieren, durch die am Markt angebotenen Verfahren nicht zufriedenstellend realisiert werden konnte, beauftragten die öffentlichen Versicherer die Gesellschaft für Datenverarbeitung öffentlicher Versicherer GmbH (ÖDAV), Düsseldorf, ein spezielles System zu entwickeln: "Texid" - vorerst einsetzbar auf IBM 370/DOS-Anlagen unter CICS - wurde aus einem vor Jahren von der ÖVA, Mannheim, "selbstgestrickten" Programmpaket von Versicherungsspezialisten weiterentwickelt, im März 78 erstmals präsentiert und läuft inzwischen bei mehreren - auch nicht ÖDAV angeschlossenen - Versicherungsunternehmen.

"Texid" steht für "Textverarbeitung im Dialog", ein Programmpaket, das die Textverarbeitung (online) und die Textbearbeitung (batch) in einem. Produkt vereinigen soll.

Am Bildschirm können vom Bediener angefordert werden:

- Ganzbriefe

- Abschnittsselektionsbriefe

- Zusatztexte

- Kataloganzeigen

- Online-Änderungen der Abschnittdatei.

Der Online-Teil von Texid besteht aus 15 Programmen, die aus Gründen der Performance in Assembler geschrieben wurden. Die derzeit verfügbare CICS/ VS-Version beansprucht etwa 64 K virtuellen Speicher, eine IMS-Version sowie Applikationsmöglichkeiten auf Siemens- und Univac-Rechnern sind derzeit in Arbeit.

Als Voraussetzung für den Einsatz von Texid nennt die ÖDAV das Einrichten von fünf Dateien:

- Brieferstellungsdatei

- Abschnittsdatei

- Abschnitts-Arbeitsdatei

- Briefnummerndatei sowie

- Informationsdatei

26 unterschiedliche Formulare

Die Briefdatei erhält die am - Bildschirm veranlaßten oder von anderen Programmen erstellten Briefsätze. Texid läßt 26 unterschiedliche Formularaufbauten zu, wobei für jedes Formular festgelegt werden kann, wo die Kopfzeilen beginnen und welchen Inhalt sie haben sollen, in welcher Zeile die Bezugszeile stehen soll und welchen Inhalt diese haben soll. Anzugeben ist ferner die Zeilen- und Spaltennummer der Anschriftenzeile, die Beginnzeile des Textes für das erste und Folge-Blatt, die Zeilenbreite sowie eine eventuelle Fußzeile.

Die Abschnittsdatei enthält sämtliche Brieftexte mit den zugehörigen Steuerzeichen für die Aufbereitung. Für die Online-Änderung wurde eine Zwischendatei vorgesehen, so das erst nach spezieller Freigabe die Übernahme in die Abschnittdatei erfolgt.

Als "Besonderheit" bezeichnet die ÖDAV die Möglichkeit, Texte auf Zeichenbasis zu ändern und zwar durch Angabe der zu ändernden und der diese ersetzenden Zeichenkette, Geändert werden kann aber auch durch Angabe von Matrixpositionen, was dem System durch Schlüsselworteingabe mitgeteilt wird.

Die Briefnummerndatei definiert den Inhalt der zu schreibenden Briefe. Auch hier wird durch Eingabe von Codeworten geändert.

In der Informationsdatei sind für die Online-Briefschreibung zu jedem Brief Steuerinforrnationen gespeichert. So wird gesteuert,

- ob der Brief als "Einschreiben" versandt werden soll

- welche Nummer, zum Beispiel die Versicherungsvertrags-Nummer oder die Schadensnummer, im Aktenzeichen angegeben werden soll;

- ob die Anschrift aus dem Bestand selektiert wird und ob es sich um den Versicherungsnehmer oder Beitragszahler handelt oder ob die Anschrift vom Sachbearbeiter einzugeben ist;

- ob die Betreffzeile für diesen Brief vorgesehen ist und ob sie eventuelle Variable enthält;

- welches Formular diesem Brief zugeordnet ist;

- wieviel Duplikate angefertigt werden müssen.

Zudem erfolgt von hier aus die Ablagesteuerung.

Batch-Dateienverwaltung

Die Informationsdatei ist in 24 verschiedene Satzarten aufgeteilt, die alle nach Angaben der ÖDAV für sich geändert werden können.

Die Dateien werden im Batch-Betrieb verwaltet. Der Batchteil hierzu besteht aus vier Programmen mit mehreren Unterroutinen. Drei Programme sind in Cobol, das Briefschreibungsprogramm wieder aus Performance-Gründen - ist in Assembler geschrieben. Insgesamt benötigen sie einen Speicher von maximal 120 K (virtuell).

An Hardware ist für den Einsatz von Texid erforderlich:

Ausreichend Hardware, um das CICS und die Texid-Programme unterzubringen (nach angaben der ÖDAV etwa 256 K), Plattenkapazität, um Brief-, Text- und Informationsdatei zu speichern (etwa 30 CYL,- 3340) sowie mindestens ein Terminal des Typs 3277/Modell 2

(oder kompatibel), Erfassungsgärete für Teste (Locher, Band) sowie mindestens ein Drucker mit einer Tipenführung beziehungsweise Druckkette für Groß- und Kleinschreibung, mit Umlauten und "ß".

An Software ist für CICS/VS mindestens Release 1.1.1 erforderlich. Außerdem wird benötigt: VSAM, Full ANS Cobol, Assembler, Sort und - wenn Duplikate geschrieben werden - Power VS.

Informationen: Gesellschaft für Datenverarbeitung öffentlicher mbH, ÖDAV, 4000 Düsseldorf.