Testen und weiterbilden

25.08.2011
Persönlichkeitstests sind in Mode. Unternehmen versuchen damit, Mitarbeiter gezielter einzusetzen und weiterzubilden. Hier das Beispiel eines Softwarehauses.

Das Systemhaus Heilmann Software hat seine Führungskräfte und Mitarbeiter einschätzen lassen. Neben 30 Persönlichkeitsmerkmalen wie Sachlichkeit, Empathie, Durchsetzungsstärke und Diplomatie, die in sechs Persönlichkeitsdimensionen wie Resultats-, Entwicklungs- und Teamorientierung eingehen, wurden auch Fachkompetenzen analysiert - nicht nur die der Mitarbeiter, sondern auch die ihres Chefs Andreas Heilmann. Das Ergebnis der Eigen- und Fremdeinschätzung, das bei Heilmann Software mit Netzdiagrammen anschaulich analysiert wurde, war Grundlage für Mitarbeitergespräche. Es sollte einschätzen helfen, ob jeder Mitarbeiter zu dem Job passt, den er erledigt.

Schnelles Wachstum geplant

Wirtschaftsinformatikerin Alexandra Danielzik begleitete das Projekt. Hintergrund für die Analyse sind die ehrgeizigen Wachstumsziele der Firma. 2009 mit vier Mitarbeitern angetreten, beschäftigt sie heute im schwäbischen Schwieberdingen neun Leute, "und 2015 sollen es 50 werden", sagt die Projektleiterin. Das Unternehmen entwickelt Software für Gebäude-Management. Die Produkte reichen von Verwaltungssys-temen für Kehrbezirke im Schornsteinfegerwesen bis hin zu energetischen Bewertungsmethoden für öffentliche und Gewerbeimmobilien.

Damit sich das Wachstum nicht planlos entwickelt, sollen Strukturen geschaffen werden, die die "Auf-Zuruf-und-jeder-macht-alles-Mentalität", wie sie in kleinen Betrieben oft üblich ist, ablösen. "Zuerst wollten wir wissen, ob alle Stellen richtig besetzt sind und wo es Schulungsbedarf für den Einzelnen gibt", berichtet Danielzik, die davon ausgeht, dass ein Mitarbeiter normalerweise 50 bis 60 Prozent der benö-tigten Kompetenzen aufweist: "Für die fehlenden 40 Prozent setzen wir Weiterbildungskurse etwa über agile Entwicklungsmethoden in der Softwareentwicklung an." Mit den jetzt vorliegenden Ergebnissen ist Danielzik zufrieden, auch wenn eines davon überraschte. Ein Produkt-Manager, der vom Support bis zum Marketing eine breite Klaviatur spielen muss, offenbarte Defizite im Support und Stärken in der Kommunikation. Als Konsequenz verliert er aber nicht seinen Job, sondern wird in Zukunft als Vertriebsmann eingesetzt. Bereits diese Erkenntnis habe sich gelohnt, freut sich Danielzik.

Bauchgefühl reicht nicht

Grundlage dieses Mitarbeiter-Checks ist das Analysewerkzeug "pers.X" der Firma Personalanalysten aus Filderstadt. "Es liefert Fakten für Personalentscheidungen, so dass wir uns nicht mehr wie bisher nur auf das Bauchgefühl zu verlassen brauchen", lobt Andreas Heilmann.

"Die Mitarbeitergespräche erhalten durch die Analyse ein Fundament, auf dem sich Chef und Angestellter auf Augenhöhe begegnen", wirbt Andreas Preißing von den Personalanalysten. Um die Gespräche zu strukturieren, nutze Heilmann einen in vier Kapitel unterteilten Leitfaden. Im ersten Segment gehe es um die gegenwärtigen Aufgaben des Mitarbeiters: Funktionieren die Abläufe, welche Probleme gibt es, wie ist die Schnittstelle zum Kunden, besteht Arbeitsüberlastung, oder sind Freiräume vorhanden? Danach unterhalten sich Chef und Mitarbeiter über das Arbeitsumfeld: Was ist zu tun, um die Arbeitszufriedenheit zu erhöhen?

Stimmen Selbst- und Fremdbild?

Im dritten Baustein gehe es um die Zusammenarbeit zwischen Chef und Kollegen, erklärt Preißing: "Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen nach Entscheidungsspielräumen, wie Teamarbeit gelingt und ob der Informationsfluss funktioniert."

Der Personalexperte warnt davor, das Gespräch nur als Plattform für Kritik zu nutzen. "Im Vorfeld muss klar sein, dass es für die Beteiligten darum geht, Lösungen zu finden, berufliche Perspektiven zu suchen und nicht nur zu klagen", rät Preißing, der den vierten Bereich mit "Kompetenzen und Entwicklungsbedarf" umreißt. In diesem Baustein greife die Analyse. Selbst- und Fremdbild werden besprochen. Wo beide Parteien Defizite feststellen, sollten Trainings vereinbart werden.

Laut Preyßing kommt es darauf an, dass die Führungskraft erkennt, was für ein Typ ihr gegenübersitzt. Nur so würden die aus dem Gespräch resultierenden Vereinbarungen vom Mitarbeiter akzeptiert und später umgesetzt. (hk)