Poker um Zusagen der Bundesregierung

Telekom kommt der Übernahme von Voicestream einen Schritt näher

13.10.2000
WASHINGTON (CW) - Für die arg gebeutelte Deutsche Telekom zeichnet sich ein Silberstreif am Horizont ab. Nach intensiver Lobbyarbeit scheint die geplante Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream nicht mehr an einer Gesetzesinitiative des demokratischen Senators Ernest Hollings zu scheitern.

Anlass zu Optimismus erkennt Telekom-Chef Ron Sommer in der Zustimmung der beiden amerikanischen Gewerkschaftsverbände AFL/CIO und CWA sowie der US-Handelskammer. Diese drei einflussreichen Organisationen hatten vergangene Woche signalisiert, keine Einwände gegen den Merger der Deutschen mit Voicestream zu haben.

Neben diesem bedeutenden Teilerfolg zeichnet sich auch ein Bröckeln der Front gegen die Telekom im amerikanischen Senat und Kongress ab. Die Gesetzesinitiative von Senator Hollings hat viel von ihrem ursprünglichen Schwung verloren und droht zu scheitern. Sie sieht vor, ausländischen Unternehmen, die noch zu mehr als 25 Prozent in Staatsbesitz sind, die Übernahme von amerikanischen TK-Firmen zu verbieten. Sollte dieser Gesetzesentwurf den Kongress passieren, wäre die Telekom betroffen, weil der Staat derzeit noch 58 Prozent an dem Carrier hält.

Die Bundesregierung hat der US-Administration in einem Schreiben aber bereits versichert, die Telekom vollständig privatisieren zu wollen. In dem Brief wurde jedoch kein Zeitpunkt genannt; angesichts des schwachen Kurses der T-Aktie kein Wunder. Vermutlich wegen dieses fehlenden Zeitrahmens hat sich der Mehrheitsführer im Senat, der Republikaner Trent Lott, entschlossen, die Gesetzesinitiative von Hollings noch nicht aus dem Paket für die Haushaltsgesetze zu streichen, obwohl er diesen Schritt eigentlich schon angeregt hatte. Beobachter sehen darin jedoch keine Gefahr für den 50 Milliarden Dollar schweren Telekom-Deal, sondern lediglich den Versuch Lotts, gegenüber Berlin ein Druckmittel in der Hand zu behalten.