Investionsvolumen muß verdoppelt werden

Telekom-Hilfe für DDR kostet knapp 30 Milliarden Mark mehr

01.06.1990

KÖLN (pg) - Der Ausbau der Telekom-Netze in der DDR wird noch mehr Geld verschlingen, als bisher angenommen. Dies wurde aus der Rede des Telekom-Chefs Helmut Ricke auf dem ersten "Post Forum" in Köln deutlich.

Wie nicht anders zu erwarten, stand das Thema DDR bei der Premiere dieser Postveranstaltung im Vordergrund. Es nahm breiten Raum im Vortrag des Vorstandsvorsitzenden der Telekom ein. Er führte unter anderem aus, daß sein Unternehmensbereich mit der Geschäftsleitung der vor wenigen Tagen gegründeten Telekom der Deutschen Post im Rahmen der Postunion eine zügige Fusion vereinbart habe. Zu diesem Zweck sei ein Unternehmensausschuß eingerichtet worden, der alle Maßnahmen der Kooperation steuern soll.

In zehn gemeinsamen Arbeitsgruppen werde darüber hinaus der schnelle Auf- und Ausbau der Telekommunikations-Infrastruktur in der DDR koordiniert. Der wird die Telekom mehr Investionen kosten, als zunächst angenommen, denn allein die Nachrüstung des Telefonnetzes auf bundesdeutsches Niveau erfordert, so Ricke, nach vorsichtiger Schätzung 30 Milliarden Mark. Moderne Dienste im Non-voice-Bereich, Mobilfunk sowie die Tonund Fernsehversorgung seien in diesen Kosten noch nicht enthalten. Ricke: "Hier könnten nochmals 20 bis 30 Milliarden Mark anfallen."

Das Investionsvolumen der Telekom in der DDR würde sich damit gegenüber früheren Prognosen nahezu verdoppeln. Noch vor kurzem hatten Vertreter der Bundespost bei anderen Veranstaltungen mit rund 30 Milliarden Mark kalkuliert. Die nötigen Mittel können nach Ansicht von Post-Experten in einem Zeitraum von sieben Jahren betriebswirtschaftlich optimiert eingesetzt werden. Innerhalb dieses Zeitraums soll laut Ricke in der DDR auch der Nachholbedarf an sieben Millionen Telefonanschlüssen sowie 50 000 Anbindungen an das Datex-P-Netz realisiert sein.