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Telekom-Hauptversammlung: Kai-Uwe Ricke gerät unter Beschuss

19.05.2004

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, hatte auf der gestrigen Hauptversammlung einen schweren Stand. So galt es, den rund 7000 anwesenden institutionellen und privaten Anlegern in der Kölnarena den erneuten Dividendenausfall und hohen Verluste bei Toll Collect zu verkaufen.

Den zweiten Verzicht auf eine Jahresdividende in Folge verteidigte Ricke mit der dadurch erzielten, drastischen Absenkung des Schuldenbergs. So seien die Verbindlichkeiten des Konzerns seit dem Spätherbst 2002 bis Ende März 2004 um rund 20 Milliarden Euro auf 44,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Er werde sich jedoch dafür einsetzen, dass die Aktionäre für das laufende Geschäftsjahr wieder eine Dividende erhalte, versprach der Telekom-Chef.

Für das zurückliegende Geschäftsjahr zog Ricke ein überwiegend positives Resümee. Die Doppelstrategie aus Schuldenreduzierung und Förderung des profitablen Wachstums sei aufgegangen: "Wäre da nicht der Makel mit der Maut gewesen - ich wäre mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden".

Nach Konzernschätzungen bleibt dieser Makel aber noch eine geraume Zeit an der Telekom haften. Immerhin hat er zumindest aus finanzieller Sicht aber keine weiteren negativen Folgen: Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick geht zwar davon aus, dass das Ergebnis von Toll Collect bis zum Ende der Laufzeit im Jahr 2015 keinen Gewinn abwerfen wird. Doch seien die Verluste durch die bereits gebildeten Rückstellungen für 2003 und 2004 in Höhe von insgesamt 590 Millionen Euro voll abgedeckt.

Von zahlreichen Aktionärsvertretern begrüßt wurde die Ausrichtung des Unternehmens auf die Geschäftsfelder Breitband, Mobilfunk und Geschäftskunden. Aus diesen Sparten will die Telekom künftig ihr profitables Wachstum schöpfen.

Eine Auflösung der von seinem Vorgänger Ron Sommer eingeführten Säulenstrategie, wie sie ein Vertreter der Fonds-Gesellschaft DWS forderte und France Télécom unlängst vorexerzierte, lehnte Ricke ab. Die Telekom werde ihr operatives Geschäft nicht durch eine radikale Umorganisation gefährden. Gleichzeitig kündigte der 42-jährige Topmanager an, er werde im laufenden Jahr die weitere Internationalisierung vorantreiben. Dies schließe auch selektive Zukäufe ein, sofern sie zur Steigerung des Unternehmenswertes beitrügen. Ricke nannte in diesem Zusammenhang die Beteiligung an dem polnischen Mobilfunkbetreiber PTC, den sich die Telekom gerne ganz einverleiben möchte. Trotz dieser Übernahmegelüste sei der Konzern aber keineswegs auf dem Akquisitionspfad. Der Vorstandsvorsitzende bestätigte außerdem das Ziel der Telekom, im laufenden Geschäftsjahr mindestens einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und

Abschreibungen (Ebitda) von 19,2 Milliarden Euro zu erreichen. (mb)