Quantenkommunikation

Telekom baut mit Partnern EU-Testnetz

16.01.2024
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Ein von der Telekom geführtes Konsortium soll im Auftrag der EU ein Testnetz für die Quantenkryptographie aufbauen.
Das von der Telekom geführte Nostradamus-Konsortium soll in der EU eine Testinfrastruktur für die Quantenschlüsselverteilung aufbauen.
Das von der Telekom geführte Nostradamus-Konsortium soll in der EU eine Testinfrastruktur für die Quantenschlüsselverteilung aufbauen.
Foto: Summit Art Creations - shutterstock.com

In Sachen sicherer Digitalisierung setzt die EU künftig auf Quantenverschlüsselung. Um dies zu realisieren, hat jetzt die EU-Kommission ein von der Telekom geführtes Konsortium damit beauftragt, eine Testinfrastruktur für die Quantenschlüsselverteilung (QKD) zu bauen.

Das Nostradamus-Konsortium

An dem Nostradamus-Konsortium sind neben der Telekom Thales, das Austrian Institute of Technology AIT - ein Spezialist für terrestrische und satellitengestützte Quantenkryptographie - sowie weitere, nicht genauer bezeichnete Expertinnen und Experten aus Industrie und Wissenschaft beteiligt.

Das QKD-Prinzip

Die EU will sensible Daten und kritische Infrastrukturen künftig per Quantenkryptografie schützen.
Die EU will sensible Daten und kritische Infrastrukturen künftig per Quantenkryptografie schützen.
Foto: Bartlomiej K. Wroblewski - shutterstock.com

Die Quantenschlüsselverteilung - Quantum Key Distribution - nutzt die Prinzipien der Quantenmechanik zur Sicherung der Kommunikation. Die Schlüssel zur Dekodierung von Informationen werden mit Hilfe von Photonen oder Quantenlichtteilchen gesendet.

Jeder Versuch, diese Quantenschlüssel abzufangen, unterbricht ihren Zustand und warnt die Benutzer vor möglichen Abhörmaßnahmen. Diese Technologie gewährleistet, so der heutige Stand der Technik, einen grundlegend sicheren Datenaustausch. QKD stellt nach Meinung vieler Experten derzeit die Spitze der Cybersicherheit dar.

Sichere Netze für die EU

Ziel der EU ist die Entwicklung einer europäischen Quantenkommunikationsinfrastruktur (EuroQCI). Mit EuroQCI, soll ein hochsicheres paneuropäisches Kommunikationsnetz auf Grundlage von Quantenverschlüsselungsmethoden entstehen. Denn klassische Verschlüsselungsmethoden gelten, wie berichtet, im Zeitalter des Quanten-Computings nicht mehr als sicher genug.

Bis 2027 soll die europäische Quantenkommunikationsinfrastruktur EuroQCI fertig sein.
Bis 2027 soll die europäische Quantenkommunikationsinfrastruktur EuroQCI fertig sein.
Foto: EU

EuroQCI soll nach den Vorstellungen der EU über Glasfaser und Satellit mehr Sicherheit für Rechenzentren und kritische Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Kraftwerke bringen. Auch die Regierungen sowie die Bürger und Bürgerinnen aller EU-Mitgliedstaaten sollen von der hochsicheren Infrastruktur profitieren.

Quanten-Connectivity via Satellit

Auch das künftige, verschlüsselte EU-Satellitennetz IRIS2(Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite) setzt auf EuroQCI. Die europäische Satellitenkonstellation soll eine Quanten-Connectivity aus dem Weltraum schaffen und damit Regierungen hochsichere Kommunikationsdienste bieten sowie kritische Infrastrukturen vernetzen.

Darüber hinaus versorge IRIS2 Unternehmen und Organisationen in Zukunft auch mit schnellem Satelliten-Internet. Nach Galileo für die Navigation und Copernicus für die Erdbeobachtung ist IRIS2 die dritte Säule der EU-Weltrauminfrastruktur. Die EU hatte im vergangenen Jahr grünes Licht für IRIS2 gegeben. Erste Dienste sollen noch in diesem Jahr kommen. Der Vollbetrieb ist für 2027 geplant.