Neuausrichtung des Unternehmens ist abgeschlossen, aber

Telecom-Dienstleister Info AG schreibt auch 1992 rote Zahlen

25.12.1992

HAMBURG (bk) - Die Info AG wird ihr Ziel, 1992 ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis zu erzielen, nicht erreichen. Nach einem Verlust von 1,2 Millionen Mark im Vorjahr erwartet der Hamburger Telecom-Dienstleister im zu Ende gehenden Geschäftsjahr aufgrund anhaltend hoher Investitionen für die Neuausrichtung des Unternehmens einen Minusbetrag von 1,5 bis 1,8 Millionen Mark.

Trotz der roten Zahlen erklärte Vorstandschef Lutz Meyer-Scheel, die Info AG habe den Turnaround geschafft. Es sei nicht nur gelungen, aus dem ursprünglich acht Geschäftsbereiche umfassenden Unternehmen einen ausschließlich auf Backup- und Netzwerk-Service konzentrierten Spezialisten zu formen, man schreibe auch im operativen Bereich schwarze Zahlen. Dabei habe das Ergebnis des Geschäftsfeldes Ausweich-Rechenzentrum das Planergebnis bereits übertroffen, im Bereich Netzwerk-Service seien trotz Vorlaufleistungen von 6,2 Millionen Mark seit August Gewinne erwirtschaftet worden.

Einziges Sorgenkind ist laut Meyer-Scheel noch der Softwaresektor. Hier sei man weiterhin dabei, Verluste abzubauen. Bis zu Halbzeit 1993 will man aber das Null-Ergebnis erreicht haben. Seit die Hamburger realisiert haben, als Software-Anbieter nicht mithalten zu können, wurde dieser Bereich drastisch abgebaut.

In den vergangenen zwei Jahren reduzierte sich die Zahl der Softwarespezialisten von 120 auf jetzt nur noch zehn, der Umsatz ging von zehn Millionen Mark auf nun eine Million Mark zurück. Im Software-Engineering will die Info AG zwar weiterhin tätig sein, die Ressourcen aber nur noch für eigene Zwecke nutzen.

Wie schon in den vergangenen zwei Jahren, als die Info AG anfing, sich neu auszurichten, fielen 1992 hohe Investitionskosten an. Allein der Neubau der Hauptverwaltung in der Alstermetropole verschlang rund 30 Millionen Mark. Dort sind jetzt die drei bisherigen Hamburger Standorte vereint. In dem Sicherheitstrakt des gerade fertiggestellten Gebäudes fand zudem das Ausweich-Rechenzentrum aus Düsseldorf eine neue Heimat. Dazu Meyer-Scheel: "Die Verlagerung des Rechenzentrums von Düsseldorf nach Hamburg wird uns schon 1992 Einsparungen von rund zwei Millionen Mark bescheren." Darüber hinaus sei hier eine Produktionsstätte entstanden, in der man das Maximum an präventiven Sicherheitsmaßnahmen realisiert habe.

Einstieg von Transpac bescherte neuen Großkunden

Finanzielle Vorlaufleistungen kalkuliert der Vorstandschef der Info AG auch für die kommenden drei Jahre ein. "Im ganzen werden wir bis Ende 1995 zirka 80 bis 100 Millionen Mark benötigen." Diese aufwendige und langfristig angelegte Investitionspolitik werde allerdings ab 1993 mit der französischen Transpac S.A., Paris, abgestimmt. Die France-Telecom-Tochter hält seit Mitte des Jahres die Mehrheitsanteile (knapp über 50 Prozent) bei den Hamburgern. Der Einstieg von Transpac hat sich für die Info AG nicht nur finanziell gelohnt. Durch die Kooperation mit den Franzosen gewann der Telecom-Dienstleister auch mit der internationalen Autovermietung Europcar, die ihren Sitz in Paris hat, einen neuen Großkunden. Geplant ist, daß Transpac das französische Europcar-Netz übernimmt, während bis zum vierten Quartal 1993 die etwa 500 deutschen Geschäftsstellen an das Info-X.25-Netz angeschlossen werden.

Mit solchen Großprojekten, die zudem über einen längeren Zeitraum (drei bis fünf Jahre) laufen, hofft Meyer-Scheel, das künftige Wachstum der Info AG sichern zu können. Denn die Konkurrenz wird zunehmend stärker. So kämpfen nach Auskunft des Vorstandschef sowohl Debis als auch die IBM im Geschäftsfeld Ausweich-Rechenzentren um Marktanteile, wo sich die Hamburger als größten Backup-Anbieter in Europa sehen.

Bei Netzwerk-Services wiederum kommt zu den Konkurrenten - wichtigster Mitbewerber ist hier die Deutsche Bundespost Telekom - ein nachhaltiger Preiskampf. Viele Konzerne, so Meyer-Scheel, würden ihre Netzaktivitäten in eigene Gesellschaften auslagern und überschüssige Kapazitäten zu Dumpingpreisen vermarkten.

Für das kommende Geschäftsjahr haben die Hamburger eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent ins Visier genommen, nachdem die Einnahmen 1992 mit erwarteten knapp 65 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr (66 Millionen Mark) leicht rückläufig sein werden. Auch soll 1993 nun endlich das ausgeglichene Ergebnis erreicht werden, das die Info AG 1992 noch nicht realisieren konnte. Geplant ist im kommenden Jahr zudem eine erneute Steigerung des Personalbestandes auf rund 200 Mitarbeiter. Nach 143 Beschäftigten im Vorjahr zählt er Telecom-Dienstleister derzeit an die 163 Angestellte.