Technik wie vor 20 Jahren Marktforscher kritisieren die deutsche Krankenhaus-DV

02.09.1994

MUENCHEN (CW) - Als "katastrophal" beurteilt die Berliner Marktforschungsgesellschaft Koehler-Frost & Partner die Informationsgewinnung und -verarbeitung in deutschen Krankenhaeusern. Nach Ansicht der Analysten befindet sich die DV- Technik dort 20 Jahre im Rueckstand. Das Berliner Institut untersuchte im Eigenauftrag flaechendeckend rund 600 Krankenhaeuser. Gefragt wurde nach dem organisatorischen und technischen Stand ihrer Strukturen und der Ablauforganisation. Die Ergebnisse erscheinen den Analysten dramatisch: - Weit weniger als die Haelfte der Krankenhaeuser koennten auf eine DV-gestuetzte Kostenrechnung zurueckgreifen.

- Im Pflegebereich, dem groessten Kostenfaktor, verfuegten nur knapp 20 Prozent der Haeuser ueber ein Pflegeplanungssystem, und fuer 60 Prozent sei "Pflegeleistungserfassung" ein Fremdwort. Im prae- und postoperativen Bereich werde bei ueber 70 Prozent der Krankenhaeuser die medizinische Dokumentation noch von Hand durchgefuehrt.

- Die Verbindung Diagnose und Therapie laeuft in den meisten Haeusern nach Meinung des Instituts "vorsintflutlich". Offenbar ersetze eine "Zettelwirtschaft" die notwendigen Kommunikationssysteme.

Insgesamt verzeichnet die Krankenhauswirtschaft gegenueber der Industrie in bezug auf betriebswirtschaftliche Systeme und Informationstechnik im medizinisch-technischen Bereich einen Rueckstand von mindestens 20 Jahren, stellen die Berliner Analysten fest. Dies gelte nicht nur fuer die Krankenhaeuser der oeffentlich- rechtlichen Traeger: Obschon die privaten Haeuser zumindest wirtschaftlich effizienter gefuehrt wuerden, befinde sich ihre technische Organisation dort auf einem aehnlich antiquierten Stand. Dabei gaeben die deutschen Krankenhaeuser ueber eine Milliarde Mark pro Jahr fuer Organisation und Informationsverarbeitung aus. Die Studie ist zum Preis von rund 4900 Mark erhaeltlich.