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Techconsult: Dynamik im deutschen Linux-Markt lässt nach

24.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Dynamik im deutschen Linux-Markt ist zurückgegangen. Zugleich aber dringt das Open-Source-Betriebssystem immer tiefer in die Unternehmens-IT ein. Dieses Fazit zogen Analysten des Kasseler Marktforschungs- und Beratungshauses heute anlässlich der Vorstellung aktueller Studienergebnisse. Die Basis dafür bilden Befragungen von rund 1200 Unternehmen.

27 Prozent der deutschen Firmen setzen derzeit Linux auf dem Server ein, erläuterte Techconsult-Mitarbeiter Carlo Velten. Bis zum Jahr 2006 soll der Wert auf 29 Prozent steigen. In vorangegangenen Erhebungen habe sich ein wesentlich schnelleres Wachstum angedeutet. Dessen ungeachtet nutzen IT-Verantwortliche Linux immer häufiger auch in unternehmenskritischen und rechenintensiven Bereichen. Velten nennt diesen Trend "Linux-Deepening" und belegt ihn mit Zahlen: So gaben 37 Prozent der Linux-Nutzer an, auch Datenbanken auf dem Open-Source-System zu betreiben, gegenüber 30 Prozent im Jahr zuvor.

Neben einer Linux-basierenden Web-Infrastruktur, die sich vielerorts als Standard etabliert hat, greift rund ein Drittel der befragten auch auf entsprechende Application Server zurück. Außer zertifizierten ISV-Produkten, etwa von IBM, kommen dabei zunehmend Open-Source-Systeme wie JBoss oder Jonas zum Einsatz - Tendenz stark steigend. Auftrieb erhalten auch ERP-Anwendungen auf Linux-Plattformen. SAP etwa habe laut eigenen Angaben "mehrere tausend" Systeme weltweit im Einsatz, so Velten. Demgegenüber stellten sich CRM-Anwendungen unter Linux derzeit noch als "zartes Pflänzchen" dar, allerdings ebenfalls mit guten Wachstumsaussichten. Linux-basierende Groupware-Systeme sind der Techconsult-Studie zufolge eher ein Thema für kleinere Unternehmen. Nur in seltenen Fällen würden etwa große Microsoft-Exchange-Installationen abgelöst.

Ein ernüchterndes Bild zeichneten die Marktforscher für Linux auf dem Desktop. Die installierte Basis, sprich der Anteil von Linux-PCs an sämtlichen installierten Desktop-Rechnern in Deutschland, habe sich im Jahresvergleich nur minimal von 3,13 Prozent auf 3,43 Prozent erhöht. Lediglich sieben Prozent der befragten Unternehmen setzen überhaupt Linux auf dem Desktop ein, wobei auch dieser Wert nicht steigen werde. "Die Euphorie ist verflogen", kommentierte Velten die Entwicklung. Entgegen vieler Erwartungen seien die großen Migrationsprojekte ausgeblieben. Lediglich die öffentliche Hand bilde eine Ausnahme.

Entsprechend kritisch werteten auch die von Techconsult interviewten IT-Manager die Zukunftsperspektiven: Nur 13 Prozent stimmten der Aussage zu, Linux werde Microsoft-Betriebssysteme im großen Stil verdrängen. Ein Jahr zuvor waren es 14 Prozent. Demgegenüber sehen 56 Prozent Linux als Nischenlösung auf dem Desktop (Vorjahr 38 Prozent). Vor allem hohe Migrationskosten und unzureichendes internes Know-how führten die IT-Verantwortlichen als Gründe gegen Linux ins Feld. Aber auch die niedrige Penetrationsrate in Unternehmen und die damit fehlenden Referenzen spielten eine Rolle. (wh)