TDS will Geschäftsprozesse übernehmen

31.01.2005
TDS, IT-Dienstleister für den Mittelstand, hat nach verlustreichen Jahren die Restrukturierung abgeschlossen. Nun greift der Anbieter im Business-Process-Outsourcing-Markt an.

Mit Segen des Aufsichtsrates und Geld des Großinvestors General Atlantic Partners (GAP) hat die TDS AG, Neckarsulm, ihr Serviceportfolio erweitert. "Wir haben im Jahr 2002 erkannt, dass wir eine dritte Säule in unserem Geschäft brauchen, die unsere IT-Outsourcing- und SAP-Beratungsdienste ergänzt?, erläutert Michael Eberhardt, CEO der TDS AG. "Wir haben uns für das Human-Resource-Outsourcing entschieden, weil wir damals schon 15 bis 20 Kunden für Personalwirtschaftsdienste hatten und das Angebot von Banken und Versicherungen sehr gut angenommen wurde."

Um diese Aktivitäten auszubauen wurden Ende 2003 die BFD AG und im April 2004 die Gesellschaft für Organisation und Datenverarbeitung mbH (GOD) übernommen. Zusammen steuerten die neuen Töchter 23 Millionen Euro der sich insgesamt auf 97 Millionen Euro belaufenden Jahreseinnahmen von TDS bei. Die von der originären TDS im HR-BPO-Umfeld erzielten Umsätze sind vernachlässigbar klein. Der schwäbische IT-Dienstleister hat sich demnach mit den Akquisitionen auf ein für ihn ungewohnten Markt begeben.

Viel versucht, oft gescheitert

Mit dem Aufbau neuer Geschäftsfelder hat TDS große Erfahrung, mit ihrer Aufgabe allerdings auch. Die Computer Handelsgesellschaft (CHG) wurde 1987 im Zuge des Client-Server-Booms gegründet und 2001, weil als zu margenschwach befunden, an Bechtle veräußert. Zu Hochzeiten der E-Business- und Dotcom-Ära kaufte TDS Beratungsgesellschaften in verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichem Know-how und sehr ungleich ausgeprägter Kompetenz ein. Mit dem Niedergang der Branche wurden Auslandstöchter verkauft oder geschlossen, Berater etwa mit Oracle-Know-how entlassen sowie Bodyleasing-Mannschaften aufgelöst. Der Hochkonjunktur im Markt für Mietsoftware (Application-Service-Providing = ASP) begegnete TDS mit der Gründung des ASP-Anbieters Sorentiq im Jahr 2000. Nennenswertes Geschäft entstand daraus nie, die Tochter ist mittlerweile Geschichte.

In dem durch die Übernahmen von BFD und GOD erschlossenen Geschäft mit Personalbetriebsdiensten sieht sich TDS bereits als deutscher Marktführer. Einer Erhebung der Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC) zufolge liegen die Schwaben gemessen an der Zahl der monatlichen Abrechnungen (siehe Grafik "Marktanteile im HR-BPO?) in Führung. Dem Anspruch des CEO dürfte das aber nicht genügen. "Die Kunden sollen sich auf die strategische Personalarbeit konzentrieren, wir übernehmen die operativen Bereiche", schilderte Eberhardt. Dabei soll es sich aber nicht nur um das Drucken, Kuvertieren und Verschicken von Gehaltsabrechnungen handeln, sondern beispielsweise auch um Personalakten-Management, Teile des Einstellungsprozesses, Reiskostenabrechnung oder Call-Center-Tätigkeiten.

Der Service rund um die betreuten 550000 Abrechnungen ist ausbaufähig, weil der Dienstleister derzeit für nur 70000 monatlichen Transaktionen den vollen Service übernimmt. "TDS arbeitet viel für den öffentlichen Sektor und non-profit-Organisationen, betreibt dort allerdings bis jetzt nur einfache Basisdienste", schildert Katharina Grimme, Analystin bei Ovum. "Daher ist die Frage erlaubt: Ist das Business Process Outsourcing oder einfach nur eine Gehaltszetteldruckmaschine?"

Dennoch sieht Grimme das Unternehmen auf gutem Weg, als exemplarisch stuft sie etwa einen Vertrag ein, den die TDS-Tochter BFD im vergangenen Oktober mit der Bankgesellschaft Berlin abgeschlossen hat. Im Rahmen des auf fünf Jahre ausgelegten Abkommens übernimmt TDS alle administrativen Prozesse im Personalwesen, also beispielsweise die Bewerberverfahren und Fortbildungen. In personalwirtschaftlichen Fragen betreut der Outsourcer die Mitarbeiter von ihrer Einstellung bis zum Ausscheiden aus der Firma. "TDS kann eine bedeutende Rolle als Nischenanbieter spielen, indem man sich auf den Betrieb von speziellen HR-Diensten für Unternehmen einer bestimmten Größe in speziellen Branchen im deutschsprachigen Raum konzentriert", sagt Grimme.

Die nächsten Märkte im Blick

Zurzeit, das machte TDS-CEO Eberhardt klar, konzentriert sich das Unternehmen neben den angestammten Geschäften mit IT-Outsourcing und SAP-Beratung auf den Vertrieb von HR-Diensten für mittelständische Kunden. Das umfasst auch die Übernahme kompletter Personalabteilungen inklusive der Mitarbeiter. Bis Ende des Jahres strebt TDS mit Personaldiensten einen Umsatz von 29 bis 30 Millionen Euro an. Der starke Zuwachs werde allerdings dadurch begünstigt, dass die Übernahmen erstmals voll konsolidiert werden. Organisch will TDS im HR-Umfeld im deutlich zweistelligen Prozentbereich zulegen.

Soeben wurden die beiden gekauften Unternehmen BFD und GOD in den neuen Geschäftsbereich "TDS HR Services & Solutions" eingebracht, da denkt TDS-Chef Eberhardt schon über eine weitere Expansion nach: "Wir haben noch mehr BPO-Bereiche im Kopf, die wir möglicherweise angehen werden. Denkbar sind zum Beispiel Betriebsthemen in der Versicherungsbranche, weitere Backoffice-Prozesse etwa in der Buchhaltung und im Rechnungswesen sowie Kundenpflege und Abrechnung."