Stuttgarter Systemhaus hat wieder nur mäßiges Geschäftsjahr hinter sich

Taylorix: Handwerk soll Aufschwung bringen

11.12.1987

STUTTGART (bk) - Keine Bäume ausreißen konnte die Stuttgarter Taylorix-Organisation im vergangenen Geschäftsjahr: Ein praktisch stagnierender Gesamtumsatz sowie eine karge Rendite legen dafür Zeugnis ab. Dennoch übt sich die Chefetage des mittelständischen DV-Service-Unternehmens in Zweckoptimismus: Die Wachstumsschübe in den Bereichen Handwerk und Fachhandel ließen für die Zukunft hoffen.

Schwierige Jahre lägen hinter Taylorix, und auch die Zukunft werde sicherlich kein Honigschlecken, stimmte der geschäftsführende Gesellschafter Rainer Zwiesele auf die mehr als mäßigen Resultate des Geschäftsjahres 1986/87 (31. August) ein. Der Gesamtumsatz stieg kaum nennenswert von 212,1 auf 213 Millionen Mark; mit der Rendite von einem Prozent können die Schwaben erst recht keinen Staat machen. Grund: Strukturveränderungen im Unternehmen und der chaotische Wettbewerb im Softwaremarkt.

Gerade die Reorganisation der Marktstrategien waren laut Zwiesele dafür ausschlaggebend, daß das Systemhaus eine Talsohle durchlaufen mußte. So habe Taylorix kontinuierlich neue Marktsegmente erschlossen und sich dadurch wegentwickelt vom ursprünglich "reinen Spezialisten für Finanzbuchhaltung".

Heute verfüge man mit dem Handwerk sowie dem Fachhandel über zwei solide Standbeine; Taylorix strebe in den kommenden zwei bis drei Jahren sucht nur den Ausbau dieser Zielmärkte an, sondern auch den Einstieg in die Fertigungsbranche. Das Geschäft mit den Steuerberatern hingegen habe man erheblich reduziert, da man mit Marktführer Datev (80 Prozent) nicht konkurrieren könne und wolle. Ebenfalls zurückgeschraubt haben die Schwaben das Erstellen von Individualsoftware, weil es, so Zwiesele, immer mehr darum gehe, zielgruppenorientiert anzubieten.

Erfreut zeigen sich die Taylorix-Mannen vor allem über den Wachstumsschub beim Handwerk. Immerhin habe man den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent auf 34 Millionen Mark gesteigert. Derzeit setzen rund 4800 mittelständische Handwerksbetriebe Taylorix-Komplettlösungen ein, wobei sich das Stuttgarter Systemhaus bislang einzig auf die Gewerbe Heizung/Sanitär/Klima, Dachdecker, Maler und Elektroinstallateure konzentriert. In diesen Sparten erwartet Zwiesele in den kommenden zwei bis drei Jahren noch an die 24 000 potentielle Anwender. Laut Zwiesele bedienen sich zudem 5000 Handwerksbetriebe der beiden Rechenzentren des Stuttgarter Unternehmens. Der Taylorix-Chef gab sich auch optimistisch, was die Akzeptanz des neuen Produkts DFÜ-Connect betrifft. Dabei handelt es sich um eine Verbundlösung zwischen PC-Anwendung beim Kunden und Verarbeitung im Rechenzentrum.

Mehr als zufriedenstellend hat sich nach Auskunft des Taylorix-Chefs im abgelaufenen Geschäftsjahr auch der Bereich Facheinzelhandel entwickelt. In diesem Marktsegment erzielten die Schwaben gegenüber dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung um 13 Prozent auf 43,7 Millionen Mark. Taylorix konzentriert sich dabei derzeit auf die Bereiche Textil-, Sport-, Leder- und Schuhfachgeschäfte sowie auf Eisenwaren- und Hausrats-Fachgeschäfte. Auch hier rechnet Zwiesele in den kommenden zwei bis drei Jahren mit weiteren Wachstumsschüben. Für diesen Zeitraum sind für Aufträge im Einzelhandel wie im Handwerk jeweilige Umsatzsteigerungen auf rund 65 Millionen Mark angepeilt.

Gesamten Vertrieb neu strukturiert

Um für die erhoffte Expansion gerüstet zu sein, änderte das Stuttgarter Systemhaus mittlerweile auch seine Vertriebsstruktur. Zum einen wurden kleinere Vertriebszentren an größere angegliedert, zum anderen mit zahlreichen Franchise-Partnern sogenannte Vertriebs-GmbHs gegründet, an denen Taylorix zum Großteil mehrheitlich beteiligt ist. Derartige Einrichtungen existieren derzeit in Berlin, Hamburg, Stuttgart, Hannover, Essen und München (noch zu 100 Prozent in Taylorix-Hand). Komplettiert werden die Vertriebs-GmbHs durch Stellen in Frankfurt und Köln, an denen Taylorix eine Minoritätsbeteiligung mit Option besitzt. Darüber hinaus stockten die Schwaben im abgelaufenen Geschäftsjahr in erster Linie die Vertriebsmannschaft für das Handwerk auf: Von den rund 60 getätigten Neueinstellungen gingen allein an die 50 in diesen Geschäftsbereich. Insgesamt sind von den rund 1360 Taylorix-Mitarbeitern an die 760 im Bereich Vertrieb/Anwendungssoftware tätig.