CSID gewinnt den bisher größten freien Software-Auftrag der BRD

TARK für die Radar-Kontrolle

09.05.1975

An die Computer Sciences International Deutschland GmbH (CSID), München, wurde von der Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) ein 6,5-Millionen-Mark-Auftrag vergeben, der die Beratung und Unterstützung bei der Planung des Systems TARK (Teilautomatisierung der Radarkontrolle) zum Gegenstand hat. Die Tochtergesellschaft der Computer Sciences Corporation (CSC), Los Angeles, machte gegen schärfste Konkurrenz das Rennen um ein Projekt, wie es in dieser Größenordnung in Deutschland bisher einmalig ist.

FRANKFURT - In den nächsten 18 Monaten wird eine "Projektgruppe TARK" aus Angestellten der BFS sowie CSC-Mitarbeitern bereits vorliegende Konzepte überarbeiten und detaillierte Spezifikationen für das Gesamtsystem erstellen.

Das System TARK wird mit einem Gesamtaufwand von über 100 Millionen Mark in den nächsten fünf Jahren realisiert. Einbezogen werden Regionalkontrollen in Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und München.

Durch TARK sollen die bereits bestehenden Teilsysteme für Flugverkehrskontrolle und Flugplanverarbeitung in einem System zusammengefaßt werden. Im Bereich Flugverkehrskontrolle geht es um die Verarbeitung und Darstellung von Radarinformationen, was mit reiner Prozeßdatenverarbeitung vergleichbar ist; bei der Flugplanverarbeitung liegen die Informationen, wie zum Beispiel Flugweg, Flugzeit und Maschine, zum Teil lange vorher fest. Diese Daten müssen permanent überprüft werden. TARK s wichtigste Aufgabe ist es, Radarinformationen, die ständig anfallen, in Korrelation zu den vorliegenden Flugplandaten zu bringen und den Flugplan zu aktualisieren. Zeitverschiebungen, die gegenüber dem geplanten Flug eintreten und durch das Radar erkannt werden, sind zu berücksichtigen. Regierungsbaudirektor in der Bundesanstalt für Flugsicherung und Leiter der Projektgruppe TARK, Dipl.lng. Platz: "Das versetzt uns dann in die Lage, Vorhersagen über den Flugweg zu machen und sogenannte Konfliktschutzwarnungen zu geben. "

In einem vorgeschalteten Projekt wurde das TARK-Konzept bereits grob umrissen. Die BFS steht jetzt vor der Aufgabe, das zentrale Kontrollstreifendrucksystem neu zu organisieren und ein im Flughafen Frankfurt dafür installiertes Doppelrechnersystem TR4 von AEG-Telefunken zu ersetzen. Dieses Projekt läuft unter der Bezeichnung "TARK-Vorstufe".

Burroughs, IBM und Univac In der engeren Wahl

Hier holte die BFS bereits vor zwei Jahren Angebote von Herstellerfirmen ein und es wurde 1974 eine Vorentscheidung getroffen: in die engere Auswahl kamen Burroughs, IBM und Univac.

Diese drei Firmen sollen noch im Herbst dieses Jahres zur Abgabe von detaillierten Angeboten für die TARK-Vorstufe aufgefordert werden, die nach Angaben von Dipl.-lng. Platz möglichst innerhalb der nächsten zweieinhalb Jahre realisiert werden soll. Für den Leiter der Projektgruppe ist wichtig, daß während der Planung für das Hauptsystem TARK enger Kontakt mit den drei ausgewählten Firmen gehalten wird: "Wir wollen vermeiden, daß das, was von seiten der Lieferanten hardware- und softwaremäßig an neuen Entwicklungen da ist, in unseren Spezifikationen nicht berücksichtigt wird." Das schließe nicht aus, "daß wir uns auch mit anderen Firmen unterhalten". Der nächste Schritt, der nach dieser sogenannten Vorstufe kommt, das "Haupt-TARK-System", ist zeitlich etwas in Verzug geraten: "Hier sind wir nicht so vorangekommen wie ursprünglich gedacht", erläutert Platz, "für diese Phase haben wir mit der CSC beziehungsweise CSID den Vertrag zur Erarbeitung der Systemspezifikationen geschlossen".

Amerikanisches Know-how

Von der BFS wurden eine ganze Reihe von Softwarehäusern und Firmen, die auf dem Sektor Systementwicklung tätig sind, zur Angebotsabgabe aufgefordert. Um den Auftrag bewarben sich u.a. SDC/dSE, IABG, MBB, SCS, Diebold und CSC. Gefordert wurde mehrjährige Erfahrung bei vergleichbaren Projekten (Systeme für Luftverteidigung oder große Realzeitsysteme für die Raumfahrt), die nach der Auffassung von Platz überwiegend bei amerikanischen Firmen liegt. Das habe den Ausschlag für CSC beziehungsweise CSID gegeben: "Die Mitarbeiter kommen unmittelbar aus den Staaten rüber." Die Aufgabe der Projektgruppe wird es sein, die endgültige Rechnerkonfiguration festzulegen. Ein mit TARK vergleichbares System ist bereits in Maastricht/Holland in Betrieb. Dort steht ein Doppelsystem IBM/370-158 mit einem dritten Rechner als "Stand-By-Maschine". Wie Projektleiter Platz CW gegenüber erklärte, können Aussagen darüber, wie das Hardware-System an den einzelnen Stellen aussehen wird, erst gemacht werden, wenn die Anforderungen definiert sind: "Wir müssen einfach abwarten, welche Ergebnisse die Arbeit bringt, die wir gemeinsam mit der CSC in den nächsten eineinhalb Jahren vorhaben. Letztlich hängt alles davon ab, welche Funktionen und welche Aufgaben man insgesamt hineinpacken will."