Drei Topmanager verlieren ihre Posten

T-Systems baut nach Maut-Debakel seine Führungsebene um

22.08.2003
MÜNCHEN (CW) - T-Systems-Chef Konrad Reiss tauscht drei Mitglieder der höchsten Management-Ebene aus. Während Insider als Grund die andauernden Querelen um das Mautprojekt ins Spiel bringen, will man bei T-Systems von einem solchen Zusammenhang nichts wissen. Eine andere Begründung für den Schritt lieferten die Verantwortlichen allerdings nicht.

Mit Norbert Knoppik, Ex-Leiter der Service Line Systems Integration, Hermann Caffier, ehemaliger Chef des Bereichs Industry Line Public & Healthcare, sowie dem Chief Information Officer (CIO) Jürgen Kratz verschwinden mit einem Schlag drei Mitglieder aus dem höchsten Führungszirkel bei T-Systems. Insider gehen davon aus, dass Knoppik und Caffier wegen des desaströsen Verlaufs des Mautprojekts ihre Position verloren. Ob sie an anderer Stelle im Unternehmen bleiben, wurde bisher nicht bekannt. Die Versetzung von Kratz, der künftig den Bereich strategische Partnerschaften leiten soll, könne man dagegen nicht mit dem Mautprojekt in Zusammenhang bringen.

T-Systems weist diese Vermutungen auch für die beiden anderen Manager zurück. So seien die personellen Veränderungen bereits am 21. Juli dieses Jahres beschlossen worden. Über die Gründe des Ausscheidens könne man allerdings nichts sagen, erklärt ein Sprecher von T-Systems. Kratz berichte in seiner neuen Position weiter direkt an Vorstandschef Reiss. Daher könne von einer Degradierung keine Rede sein, heißt es bei T-Systems. Das Unternehmen sei derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger für die Stelle des CIO.

Knoppiks Aufgaben im Segment Systems Integration wird kommissarisch Hans-Joachim Rudnick übernehmen, der auch die Industriekunden von T-Systems betreut. Langfristig wolle man allerdings einen neuen Leiter für diese Sparte einstellen. Den Bereich Industry Line Public & Healthcare wird ab September der ehemalige GE-Compunet-Manager Christoph Bellmer übernehmen. Ob dieser mehr Glück haben wird als seine Vorgänger, bleibt abzuwarten. So hielt sich Caffier gerade einmal fünf Monate auf diesem Posten. Zuvor hatte der ehemalige Berliner Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner, der heute als Director Public Sector bei Microsoft arbeitet, die T-Systems-Sparte rund zwei Jahre lang geleitet.

Bei Projekten aus dem öffentlichen Sektor bewies T-Systems in den vergangenen Monaten keine glückliche Hand. Nach Problemen bei der Einführung einer SAP-Lösung in der Bremer Stadtverwaltung geriet T-Systems auch im Rahmen des Mautvorhabens ins Kreuzfeuer der Kritik.

Ende Juli hatte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe beschlossen, das neue streckenbezogene Mautsystem erst im November dieses Jahres in Echtbetrieb zu nehmen. Ursprünglich war geplant, bereits am 31. August zu starten. Experten gehen davon aus, dass mit der Verschiebung dem Bund Einnahmen von über 360 Millionen Euro durch die Lappen gehen. Anhaltende Kritik an den technischen Grundlagen des Systems hatte Stolpe dazu bewogen, die Anlage in einer zweimonatigen Testphase zu überprüfen. Neben dem von den Speditionsverbänden scharf gerügten Mangel an On-Board-Units (OBUs) sprachen Insider wiederholt von schweren Fehlern im zentralen Softwaresystem. Vor allem die Schnittstellen des SAP-basierenden Systems zum Beispiel zum Kooperationspartner Ages, der die Abrechnung über die Flottenkarten der Speditionen abwickeln soll, bereite den Entwicklern Kopfzerbrechen. Für den Betrieb des Rechenzentrums sowie die Entwicklung zentraler Softwarekomponenten zeichnet T-Systems als Auftragnehmer von Toll Collect verantwortlich.

Das Betreiberkonsortium Toll Collect, dem neben der Deutschen Telekom auch Daimler-Chrysler sowie die französische Cofiroute angehören, geht weiter davon aus, bis Ende August ein funktionsfähiges System auf die Beine stellen zu können. (ba)