T-Online - Fehlende Phantasie (31.5.2002)

31.05.2002
Von Christian Struck
Der französische Konzern Lagardere plant, sich von seinen T-Online-Papieren zu trennen. Auch steckt nicht mehr viel Phantasie in der Aktie.

Aufgrund einer Bewertung mit mehr als dem Zehnfachen des letztjährigen Umsatzes überrascht es nicht, dass größere Anteilseigner von T-Online nun einen Ausstieg suchen. Der französische Konzern Lagardere hatte im Frühjahr 2000 seine Tochter Club Internet per Aktientausch an T-Online veräußert und plant, diese Aktien nun mittels einer Wandelanleihe im Volumen von 700 Millionen Euro im Markt zu platzieren. Bei einer vollständigen Ausübung würde sich der Anteil der im Streubesitz befindlichen Papiere mittelfristig von 9,44 Prozent auf 15,2 Prozent erhöhen. Dies könnte zu deutlichen Kursrückgängen führen.

Auch fundamental erscheint uns ein Kauf nicht einleuchtend. Denn, wie bereits oben angesprochen, wird T-Online mit mehr als dem zehnfachen Jahresumsatz bewertet, obwohl die Telekom-Tochter im Jahr 2001 einen Verlust von 800 Millionen Euro eingefahren hat. Der derzeitige Börsenwert von rund 13 Milliarden Euro entspricht etwas mehr als dem 2,2fachen Eigenkapital. Dies ist eine hohe Bewertung für eine Art „Vorzugsaktie“. Diese Bezeichnung hat sich T-Online verdient, da sie ihrer hochverschuldeten Mutter, der Deutschen Telekom, im vergangenen Jahr 3,26 Milliarden Euro geliehen hat.

Deren Bonität wurde aber unlängst von Standard & Poor’s von AAA- auf BBB+ heruntergestuft. Nachdem nun auch Gerüchte über einen möglichen Einstieg seitens Microsoft bei T-Online dementiert wurden, fehlt der Aktie jegliche Phantasie. Daran ändern auch die jüngsten Quartalszahlen, die ordentlich ausfielen, nichts.

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