Von Januar bis September 900 000 Neukunden gewonnen

T-Online bietet Wettbewerb mit Tarifreform Paroli

08.10.1999
MÜNCHEN (pg) - Der Preiskrieg im Internet geht weiter. Nachdem kürzlich AOL ein Kampfangebot unterbreitete, zieht T-Online jetzt nach. Die Telekom-Tochter verzichtet künftig in allen Tarifmodellen auf Gebühren für den Verbindungsaufbau, senkt die Internet-Minutenpreise und fächert ihr Portfolio genauer auf.

Erstmals bricht T-Online dabei mit der Tradition, pro Einwahl eine Pauschale von sechs Pfennigen zu berechnen. Nach Ansicht von T-Online-Chef Wolfgang Keuntje ist diese Gebühr und für die weitere Entwicklung des Internet kontraproduktiv. Der Konsument wolle seine Mails heute schnell zwischendurch abrufen und dafür nicht ständig bezahlen, begründete der Manager den Schritt. Außerdem habe das Nutzerverhalten gezeigt, daß Surfer trotz niedrigerer Tarife nicht wesentlich länger im Netz verweilen. Dennoch dreht T-Online auch in dieser Runde weiter an der Preisschraube. Nutzer des Tarifs "T-Online eco" zahlen ab sofort nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Pfennig Internet-Gebühr pro Minute. Darüber hinaus fallen drei Pfennig pro Minute für die Telefonverbindung an.

Doch bei diesem Angebot allein wollen es die Darmstädter nicht belassen. Mit "T-Online pro" führt das Unternehmen ab 1. November 1999 einen weiteren Tarif ein, der sich speziell an Vielnutzer richtet. "Ein solches Angebot hat uns bislang gefehlt", räumte Keuntje ein. Kunden, die dieses Modell wählen, können für eine Monatspauschale von 19,90 Mark zeitlich unbegrenzt online gehen. Auch hier werden pro Minute drei Pfennig Telefongebühr fällig.

T-Online pro wird von der Telekom-Tochter außerdem für Geschäftskunden optional im Paket mit der "T-Online Business Homepage" angeboten. Damit lassen sich Web-Auftritt und Internet-Zugang kombinieren. Pauschal kostet dieser Service jetzt 49 statt bisher 59 Mark. Im Leistungsumfang sind 50 MB Speicherplatz, fünf E-Mail-Adressen, 2 GB monatliches Transfervolumen sowie Software zur Gestaltung des Web-Auftrittes enthalten.

Dritter Tarif im Bunde - wenn auch nicht neu - ist "T-Online speed 50/100". Diese Dienstleistung adressiert T-DSL-Nutzer und gilt entweder für 50 oder 100 Online-Stunden. Je nach Angebot muß der Kunde eine Monatsgebühr von 99 beziehungsweise 149 Mark bezahlen. Der Preis für die Internet-Minute wird jetzt von sechs auf drei Pfennig gesenkt. Eine Minutenpauschale für die Telefonverbindung ist bei diesem Service nicht zu entrichten.

Das neue Tarifpaket soll in wenigen Wochen "T-Online by call" abrunden. Einen genauen Starttermin wollte Keuntje nicht nennen. By call wird mit insgesamt sechs Pfennig je Minute berechnet - davon drei Pfennig Telefongebühr.

Keuntje zufolge hat T-Online seit Januar 1999 weitere 900000 Kunden hinzugewonnen. Insgesamt zählt der Dienst derzeit 3,6 Millionen Abonnenten. Erzrivale AOL rangiert inklusive Compuserve bei 1,1 Millionen Nutzern.

Gegenüber der Presse äußerte sich Keuntje auch zu einem möglichen Börsengang. Die Entscheidung sei Sache der Mutter Telekom, sagte er, fügte jedoch hinzu: "T-Online drängt nicht danach, an die Börse zu gehen.".