Symposien, Kongresse, Workshops und Tagungen sorgen für Messe-Akzeptanz:Breiter Rahmen macht Orgatechnik attraktiv

12.11.1982

KÖLN (pi) - Etliche Rahmenveranstaltungen machten die Orgatechnik über ihr reines Messeangebot hinaus interessant. Dies waren der 6. Kongreß für Textverarbeitung (KTV), die 6. Datenschutz-Fachtagung (Dafta), der Telecom-Kongreß, der 1. DV-Anwenderkongreß und noch Symposien beziehungsweise ein Forum, das den Abschluß der Orgatechnik ausmachte, Titel war: "Bürogestaltung und Gesundheit". Im folgenden kurze Zusammenfassungen der Veranstaltungen.

Auf dem 6. Kongreß für Textverarbeitung (KTV) wurden unter dem Motto "Textverarbeitung, Datenverarbeitung, Kommunikation - eine unternehmenspolitische und organisatorische Herausforderung der Gegenwart" Entscheidungs- und Anwendungshilfen in Symposien, Workshops und auf branchenbezogenen Info-Ständen angeboten.

In seinem Eröffnungsreferat forderte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Dr. Josef Stingl, sich den Herausforderungen des technischen Wandels im Büro zu stellen. Nach Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung seien die negativen Auswirkungen technischer Änderungen auf die Beschäftigung im Büro minimal. Die Befürchtung, daß durch Textverarbeitung mit Arbeitslosigkeit in Millionenhöhe zu rechnen sei, sei unbegründet.

In der Diskussion unter den 450 Kongreßteilnehmern zeigte sich unter anderem, daß die neuen Bürotechniken auf allen Funktionsebenen einen wesentlich größer werdenden Gestaltungsraum eröffnen, den es auszunutzen gilt. Dadurch würde das Aufgabenspektrum am einzelnen Arbeitsplatz erweitert und zugleich die Produktivität verbessert.

Parteien auf der Dafta

Auf der 6. Datenschutz-Fachtagung der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung e. V. wurde deutlich: Die Weiterentwicklung des Datenschutzes soll mehr als bisher auf die Belange der Wirtschaft Rücksicht nehmen. Dies war jedenfalls eine derjenigen Äußerungen des CDU-Abgeordneten Dr. Laufs, die mit besonderer Aufmerksamkeit von den über 300 Teilnehmern, vorwiegend betriebliche Datenschutzbeauftragte, aufgenommen wurde. Zwar ist nach Ansicht des hessischen Datenschutzbeauftragten, Dr. Simitis, die Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes angesichts der rasanten technologischen Entwicklung dringend geboten; der ehemalige NRW Innenminister und FDP-Abgeordnete Burkhard Hirsch meinte aber, daß das Datenschutzthema frühestens 1984 in eine abschließende parlamentarische Beratung gehen könnte.

Den Juristen erteilte Informatik-Professor Spies von der Universität Bonn eine klare Absage an die bisher bekannten Entwürfe:

Er wies aus Sicht der Informatik nach, daß ein wie immer geartetes Datenschutzgesetz stets die Nutzung der Informationsverarbeitung, nicht aber den mehr formalen Schutz von Daten zum Gegenstand haben dürfe wenn nicht der Datenschutz in Formalien leerlaufen soll.

In sechs Arbeitskreisen artikulierten Praktiker aus der Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung die aus ihrer Sicht wichtigen Forderungen an ein weiterzuentwickelndes Datenschutzrecht.

Alle Tele-Aspekte

Als mit 110 Referenten und Moderatoren weltweit führender Informatikmarkt für die Anwender geschäftlicher Telekommunikation bestätigte sich der Fachkongreß Telecom '82. 920 Experten aus Deutschland, aber auch aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA informierten sich in über 100 Referaten in 17 Vortragsreihen über die Zukunft der geschäftlichen Telekommunikation. Die Themen beschäftigten sich mit allen Aspekten der geschäftlichen Telekommunikation:

Bildschirmtext,

Bürokommunikation,

Datenkommunikation,

Local Area Network,

Soziale und humanitäre Aspekte,

Protokolle OSI,

Nebenstellenanlagen,

Nutzungszeitabhängige Tarifierung,

Umstellung von HfD auf Datex-P,

Internationale Mietleitungen,

Telekonferenzen,

Ausbildung - Weiterbildung - Berufsbild,

Internationale Telekommunikation,

Einführung neuer Telekommunikationstechniken

Fernmeldesatelliten,

Glasfasertechnik.

Die Teilnehmer kamen aus dem Management (Industrie, Handel, Banken, Versicherungen, Öffentlicher Dienst), aus der Datenverarbeitung, der Nachrichtentechnik, der Organisation. Interessiert waren ebenfalls Betriebsräte und Vertreter der Gewerkschaften. Quantitativ am stärksten besucht waren die Vortragsreihen aus den Themenkreisen Bildschirmtext, Bürokommunikation und Datenkommunikation.

Der große Erfolg des Telecom '82 gibt Impulse für die "Ifcom/Telecom 1983", die vom 8. bis 10. Juni in Köln durchgeführt wird. Zum zweiten Mal nach 1981 wird die Ifcom - Internationale Fachausstellung für Telekommunikation - in Verbindung mit Telecom - Kongreß für organisierte geschäftliche Telekommunikation in Halle 13 des Kölner Messegeländes und dem Kongreß-Zentrum Ost stattfinden.

Praxis hoch zwei

Erstmals als selbständige Veranstaltung wurde der 1. DV-Anwender-Kongreß, den der ad - Anwender-Verband Deutscher Informationsverarbeiter e. V. - im Rahmen der Orgatechnik Köln durchführte. Über 300 Datenverarbeitungsspezialisten, vorwiegend aus Betrieben mit über 80 Mitarbeitern, auch aus Österreich und der Schweiz, informierten sich unter dem Kongreß-Motto: "Aus der Praxis - Für die Praxis" in 48 teilweise parallel laufenden Referaten, vier Expertengesprächen als Forum für Anwenderdiskussionen und dem Softwaremarkt über Stand und Entwicklung der Daten-/Informationsverarbeitung. Fragen der Telekommunikation, der Verknüpfung von Daten mit Textverarbeitung und der minutiösen Planung der Software mit Hilfe ingenieurtechnischer Methoden beherrschten die Diskussion. Folgende Punkte galten als Kongreßziel: 1. Verbesserung des Rüstzeugs für DV-Fachleute für die tägliche Arbeit, 2. Vermittlung von Praxiswissen für neue Aufgaben, 3. kritische Prüfung neuer Entwicklungen, 4. kritische Wertung von Angeboten, 5. künftige Position des DV-Leiters als Informationsmanager.

Die Kongreß-Dokumentation ist zu erhalten beim adi - Geschäftsstelle, Skipperweg 3, 2300 Kiel 17.

Gesundes Büro

Zum Abschluß des Symposiums "Bürogestaltung und Gesundheit", faßte der Leiter der Veranstaltung Prof. Dipl. Ing. Novotny, folgende Forderungen an die Bürogestaltung der Zukunft zusammen:

1. Die im Büro bestehenden Gefahren für die Gesundheit werden häufig unterschätzt, zum Beispiel betragen die durchschnittlichen Jahresfehlzeiten je Mitarbeiter in der Bundesrepublik Deutschland einen Monat.

Dieser Durchschnittswert entspricht der durchschnittlichen Urlaubszeit je Mitarbeiter und Jahr. Deswegen muß der Gesundheitsprophylaxe mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.

2. Überspezialisierung im Büro führt in eine Sackgasse, weil damit die menschliche Leistungsbereitschaft beziehungsweise Leistungsfähigkeit sinkt.

3. Dezentralisierung, mehr Mitverantwortung und Stärkung der Zusammenarbeit in überschaubaren Gruppen erlauben wesentliche Verbesserungen im Büro.

4. Es liegt auch im wohlverstandenen Interesse des Unternehmers beziehungsweise der Führungskräfte in den Verwaltungen, das meist noch verkürzte Wirtschaftlichkeitskalkül um einige Aspekte zu erweitern, wie zum Beispiel um die Kosten für Krankheit, Fluktuation, verminderter Leistungsfähigkeit aufgrund akustischer und optischer Störungen beziehungsweise ergonomisch unzulänglicher Büroeinrichtungen.

5. Die Bürogestaltung hat in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung. Wichtig ist die Entwicklung von Büroraumformen, die sowohl Kommunikation erlauben, wie den Wunsch des einzelnen nach Abschirmung berücksichtigen.

Besondere Bedeutung erhält diese Frage aufgrund neuer technologischer Entwicklungen, kurz der elektronischen Revolution.

Mit der Zunahme der Bildschirmarbeitsplätze ist sowohl das klassische Zellenbüro wie der Großraum alten Stils überholt.

6. Das behagliche Büro führt zu mehr Wohlbefinden und zu mehr Leistung. Die architektonische Gestaltung der Verwaltungsgebäude und die Gestaltung der Einrichtungen sind hierbei wichtige Voraussetzungen; sie müssen jedoch auch individuelle Freiräume für den einzelnen vorsehen.

7. Investitionen in die Bürogestaltung sind ein wichtiges Hilfsmittel, um mehr Wohlbefinden im Büro zu erreichen.

Bürogestaltung und Gesundheit lautet auch der Titel eines Nachschlagewerkes, das anläßlich der Messe veröffentlicht wurde. Es enthält Beiträge namenhafter Fachautoren - Ärzte, Architekten und Psychologen - unter Berücksichtigung der vielfältigen Aspekte des Generalthemas.

Das Internationale Symposium für die Kreditwirtschaft wurde von über 100 Interessenten besucht. Das abgerundete zweitägige Programm hatte mehrere Höhepunkte, die auch entsprechende Diskussionen auslösten. Trotz unterschiedlicher Interessenlage der Teilnehmer wurden besonders lobend erwähnt die Vorträge "Grundsatzüberlegungen auf dem Weg zur Bank von morgen" (Peter Buchholz), "Die bankbetriebliche Umwelt - ein Szenario" (Prof. Dr. Leo Schuster), "Entwicklungslinien der Automatisierung des Bankbetriebes" (Prof. Dr. Hans E. Büschgen). Den gut aufgenommenen Schlußpunkt setzte Hans Ambros mit der Vorstellung der Bank '88.

Spannende Verwaltung

Das Forum öffentliche Verwaltung wurde von hundert Zuhörern besucht. Die Vortragsveranstaltung unter dem Titel "Verwaltungsorganisation als Mittel der Verwaltungspolitik" wurde von Prof. Dr. Manfred Lepper, dem Präsidenten der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, geleitet und durch ein Referat zum Thema "Verwaltungspolitik im Spannungsfeld zwischen verwaltungspolitischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen" eröffnet. In den nachfolgenden Vorträgen zu den Themen "Das Berufsbild des Organisators in der öffentlichen Verwaltung" (Prof. Dr. Erhard Mundhenke) und "Die Auswirkung der EDV auf Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung" (Prof. Dr. Rupert Eilsberger und ORR Ingo Krüger) berichteten Dozenten der Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung (Köln) über Ergebnisse von neueren Forschungsvorhaben, die an der Verwaltungshochschule des Bundes in Zusammenarbeit mit obersten Bundesbehörden und mit Ämtern der Kölner Stadtverwaltung durchgeführt wurden.