Majc soll die Konkurrenz abhängen

Sun will mit neuem Chipdesign den Prozessormarkt aufrollen

06.08.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Mit einer neuen Prozessorarchitektur will Sun Microsystems der Konkurrenz das Wasser abgraben. Der "Majc" (sprich Magic) getaufte Chip soll sich insbesondere für die Verarbeitung komplexer Multimedia-Anwendungen eignen. Rivale Intel hält unterdessen an seiner Prozessor-Roadmap fest.

Sun Microsystems will offenbar im Chipmarkt genauso neue und revolutionäre Wege gehen wie im Softwaremarkt mit der plattformunabhängigen Programmiersprache Java. Das Unternehmen stellte Pläne für einen Mikroprozessor vor, der mit einer neuartigen Architektur vor allem komplexe Grafiken, Sprach- und Videodaten verarbeiten können soll.

Der von Java-Erfinder Bill Joy entwickelte Prozessor bekam den Namen "Majc" (Microprocessor Architecture for Java Computing). Das Chipdesign ermöglicht nach Darstellung des Herstellers eine stark parallelisierte Datenverarbeitung, von der vor allem multimediale Daten profitieren.

Java als Schlüssel für den Hardwaremarkt

Sun spricht werbewirksam von "der wichtigsten Halbleiterarchitektur der nächsten 20 Jahre". Dank einfacher Programmierung mittels Java - natürlich laufen auch Programme in anderen Hochsprachen wie C oder C++ - sollen der Chip und seine Nachfolger eine breite Palette von Hardwareplattformen bedienen, von einfachen Consumer-Geräten bis hin zu Internet-Servern.

Die McNealy-Company erwartet, daß sich ein vollständig computeranimierter Film ê la "Toy Story" in ein paar Jahren auf einem Majc-Chip in Echtzeit erstellen läßt. Analysten beurteilen derartige Aussagen noch zurückhaltend; die technischen Details der Architektur werden erst am 16. August veröffentlicht.

Mit der Ankündigung hängt sich Sun weit aus dem Fenster. Eine vollständig neue Prozessorarchitektur wird nicht alle Tage vorgestellt, und allzu viele Startups haben sich in der Vergangenheit vergeblich daran versucht. Vor allem der Platzhirsch Intel, der sich seit einiger Zeit selbst verstärkt mit Kommunikationschips beschäftigt, wird sich die Butter nicht ohne weiteres vom Brot nehmen lassen.

Vorerst aber läuft bei Intel alles nach Plan. Für den Spätsommer und Herbst hat der Chipgigant eine Reihe von Neuheiten auf seiner Roadmap. Den Anfang machen in dieser Woche schnellere Versionen des Pentium-III (600 Megahertz) und des Celeron (500 Megahertz). Alle größeren Hersteller werden zeitgleich entsprechende neue Desktops auf den Markt bringen.

Am 23. August folgt eine 550-Megahertz-Variante des speziell auf Server ausgelegten Pentium-III-Prozessors "Xeon", der für die Zusammenarbeit mit dem Acht-Wege-Chipsatz "Profusion" konzipiert ist. Mitte September gibt es dann einen Leistungsschub für Notebook-Hersteller, wenn die Taktfrequenz des Mobile Celeron auf 433 und 466 Megahertz gehievt wird.

Am 27. September schließlich folgt der "820"-Chipsatz (Codename "Camino"), der erstmals in PCs einen 133-Megahertz-Systembus und die schnelle Hauptspeicherarchitektur von Rambus unterstützt. Gleichzeitig debütieren erste Pentium-III-Chips, die mit dem schnelleren 133-Megahertz-Bus umgehen können.

Dem Anwender dürfte das allerdings wenig bringen. Nathan Brockwood vom Chip-Analysten Insight 64 schätzt den Leistungsgewinn gegenüber einem gleich schnellen Prozessor mit dem guten alten 100-Megahertz-Bus auf "zwei bis drei Prozent".