Workstation-Hersteller verneint Interesse an OS2:

Sun verbindet MS-DOS und Unix

22.04.1988

MÜNCHEN (ch) - Eine Brücke zwischen den Welten von MS-DOS und Unix will Sun Microsystems mit seiner neuen Workstation-Familie 386i schlagen. Die Geräte reihen sich in den unteren Bereich des Sun-Produktspektrums ein und schaffen die Verbindung zur PC-Welt.

Hinsichtlich der Anwendungsschwerpunkte will Sun mit der neuen Systemfamilie traditionelle Workstation-Themen wie CAD/CAE, DTP oder Software-Entwicklung mit typischen PC-Domänen verbinden, beispielsweise Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation. Dabei ist ein Ethernet Adapter serienmäßig vorhanden; die Maschinen lassen sich sowohl im Stand-alone-Betrieb als auch im Netzverbund mit oder ohne Massenspeicher einsetzen.

Die Verbindung zur PC-Seite zeigt sich außer in der Fähigkeit zur Verarbeitung von MS-DOS-Software (in echtem Multitasking) in der Ausstattung des Rechners mit einem XT-und drei AT-Steckplätzen für Erweiterungskarten. Auch die neue, gemeinsam mit AT&T auf Basis von Xerox-Lizenzen entwickelte, anwenderfreundliche Icon-orientierte Benutzeroberfläche "Open Look" soll PC-Usern das Wachstum in Richtung Unix erleichtern. Eine "Cut-and-Paste"-Funktion erlaubt den Austausch von Texten zwischen Unix- und MS-DOS-Fenstern in beiden Richtungen. Auch in der Wahl des Vertriebskanals zeigt sich eine Annäherung an die PC-Welt: Die Maschinen werden künftig außer direkt von Sun oder von OEMs auch über ein Netz von Value Added Resellers (VARs) zu beziehen sein.

Die Anbindung zur Workstation-Seite manifestiert sich im integrierten Netzwerk-Controller und im Betriebssystem Sunos, eine Kombination aus AT&Ts Unix V.3 und Berkeley-Unix 4.2/4.3 BSD. Die Rechenleistungen liegen in der Größenordnung von professionellen Workstations: zwischen 3 Mips bei der Ausführung mit 20 Megahertz Taktfrequenz und 5 Mips bei 25 Megahertz.

Eine Übernahme des Betriebssystems OS/2 ist zunächst nicht vorgesehen. Sun will dessen Akzeptanz abwarten. Zur Betriebssystem-Politik Helmut Krings: "Unsere Kunden wollen nicht auf OS/2 warten ... Wir haben kein primäres Interesse, OS/2 zum Erfolg zu verhelfen; eher wollen wir Standardsoftware wie Lotus unter Unix haben.

Die Maschinen sollen ab Juni ausgeliefert werden. Die Preise beginnen bei 19 600 Mark für eine Konfiguration mit Systemsoftware, Fließkomma-Koprozessor, Ethernet-Controller, 14-Zoll-Farbmonitor mit 1024 mal 768 Bildpunkten, 4 MB Hauptspeicher (erweiterbar bis 16 MB) und 3?-Zoll-Floppy.

Technische Daten im Überblick

Zentraleinheit: Intel 80386, Fließkomma-Koprozessor 80387

Schnittstellen: Ethernet: RS232: Centronics; SCSI-Controller Leistung:

3 Mips (Modell RR 150, 20 MHz Taktfrequenz)

5 Mips (Modell RR 250, 25 MHz Taktfrequenz)

Arbeitsspeicher:

4 MB (RR 150)

8 MB (RR 250)

erweiterbar auf 16 MB

Massenspeicher:

Floppy 3,5 Zoll, 1,44 MB:

optional Festplatte 90 MB oder 327 MB

5 verschiedene Monitore zur Auswahl