Kooperation mit weltweiter Gültigkeit

Sun und ICL wollen Synergien für Sparc-Anwendungen schaffen

16.11.1990

LONDON/FÜRTH (CW) - Ein Abkommen zwischen Sun und ICL eröffnet Anwendern nach den Vorstellungen beider Unternehmen eine breite Basis an Sparc-Hardware.

Die Übereinkunft besitzt weltweite Gültigkeit, erste Implementationen erfolgen auf dem amerikanischen Markt. Mit dem Abkommen ergänzen die Firmen ihr jeweiliges Angebotsspektrum an Rechnern, die auf Suns RISC-Sparc-Architektur gründet.

Sun bringt in die Ehe seine Workstations und Server ein, ICL rundet das Sparc-Angebot am oberen Ende mit seinen vor etwa einem halben Jahr vorgestellten DRS-6000-Rechnern ab. Damit ergäbe sich eine durchgängige Produktpalette ausgehend von den Sparcstations bis zu den in symmetrischer Multiprozessor-Technologie ausgelegten ICL-Systemen, die auf bis zu vier parallel arbeitende CPUs ausgebaut werden können.

ICLs Produktspektrum weist momentan drei Hardware-Plattformen auf. Intel-basierte Systeme existieren neben der DR-S400-Serie mit dem Motorola-680X0-Chip und den Sparcrechnern. ICL-Sprecher Rüdiger Stubenrecht wollte die nunmehr vertiefte Beziehung zu Sun jedoch nicht als mögliche Abkehr von den beiden anderen CPU-Basen interpretiert wissen. Allerdings gab er der Unternehmensmeinung Ausdruck, wonach man beobachten werde, wie der Markt in den nächsten Jahren reagieren werde. Marktanalysen belegten jedoch jetzt schon, daß auch im kommerziellen Bereich die Entscheidung für Sparc-RISC-Maschinen keinesfalls falsch wäre.

Stubenrecht widersprach der Meinung, mit der Zusammenführung der Hardware-Angebote könnten Überschneidungen einhergehen. Seiner Ansicht nach stellt der Sparcserver 490 keine Konkurrenz dar zum DRS-6000-Rechner. "Das ICL-System ist ausschließlich für den kommerziellen Markt und Anwendungen der Bürokommunikation, Finanzbuchhaltung oder etwa für Produktionsplanungssysteme gedacht", stellt er Kannibalismuseffekte in Abrede. Für ICL sei im übrigen vor allem die hohe Marktdurchdringung von Sun-Rechnern in den USA interessant.

Beide Unternehmen wollen darüber hinaus ein Sparc-ABI (Application Binary Interface) für Unix V Release 4.0 anbieten, welches symmetrisches Multiprocessing unterstützt. ICL übernimmt die Referenz-Portierung von AT&T System V für die Sparc-Schnittstelle. Sun sichert im Gegenzug die Eingliederung von Sparc-ABI und Unix System V in sein Betriebssystem Sun-Os zu. Bislang gewährt Sun-Os 4.1 keine Unterstützung. Nach Aussagen von Stubenrecht soll die ABI-Definition bis Ende des Jahres stehen.

Allerdings hat der Workstation-Hersteller aus Kalifornien eine spezielle Version von Sun-Os ausschließlich für Softwarehäuser bereitgestellt, die in Bezug auf Kompatibilitätsanforderungen, zu Sparc-ABI modifiziert wurde.