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Sun kämpft an allen Fronten

03.12.2003
Mit am Mittwoch auf der SunNetwork in Berlin vorgestellten neuen Workstations, Servern, Software- und Supportangeboten stemmt sich Sun Microsystems mit allen Kräften gegen den Abwärtstrend.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit Händen und Füßen stemmt sich Sun Microsystems gegen den Abwärtstrend, der sich seit geraumer Zeit in Server-Marktzahlen und Quartalsergebnissen zeigt. Im Rahmen des Quartalsupdates Network Computing 03Q4 (NC03Q4) präsentierte der kalifornische Hersteller auf der SunNetwork in Berlin zwanzig neue Produkte und gab weitere Neuheiten bekannt.

Neue Jalapeno-Workstation

Begonnen hat Sun als Workstation-Anbieter, und die damit erzielten Stückzahlen sind auch heute noch wichtig, um die Prozessorpreise so zu drücken, dass sich Sun ein Server-Business mit eigener Chiparchitektur weiter leisten kann. Somit kommt der neuen "Sun Blade 2500" nicht unerhebliche Bedeutung zu. Diese ist mit einem auf 1,28 Gigahertz getakteten Ultrasparc-IIIi "Jalapeno" bestückt und zielt auf technische Anwender, die nicht unbedingt die 8 MB L2-Cache des Ultrasparc III "Cheetah" benötigen, der in der "Sun Blade 2000" werkelt. Die Sun Blade 2500 kann ein oder zwei CPUs, bis zu 8 GB Hauptspeicher und 72 GB interne Plattenkapazität aufnehmen. Der Einstiegspreis beträgt 4995 Dollar. Das nimmt sich im Vergleich mit der Sun Blade 2000 nicht schlecht aus. Diese, seit einigen Wochen mit 1,2 Gigahertz Takt ausgestattet, kostet mit einem

Ultrasparc III, 1 GB RAM und einer 72-GB-Platte 6995 Dollar. Die Sun Blade 2500 ist standardmäßig mit einer 2D-Karte bestückt. Alternativ kann man den neuen 3D-Beschleuniger "XVR-600" für 1195 Dollar oder die bereits bekannte Highend-Karte "XVR-1200" für 2995 Dollar einsetzen.

Bladeserver

Einen weiteren Großteil der Sparc-Volumina erzielt Sun mit Entry-Level-Servern und spezialisierten Maschinen für den Telco-Markt, und so gibt es auch in diesen Bereichen neue Hardware. Beispielsweise den x86-Bladeserver "Sun Fire B100x", der auf einem physikalisch mit 1,53 Gigahertz getakteten "Mobile Athlon XP1800" basiert. Genau wie das bereits bekannte Sparc-Modell mit einem 650 Megahertz schnellen Ultrasparc Iii passt er in das Chassis "B1600 Intelligent Shelf"; dabei lassen sich x86- und Sparc-Blades parallel betreiben. Beide Einschübe lassen sich mit bis zu 2 GB Hauptspeicher und einer 30- oder 40-GB-Festplatte bestücken, auf der zum gegenwärtigen Zeitpunkt für jedes Blade eine Betriebssysteminstanz läuft.

Als Storage-Ergänzung bietet Sun dazu das im vergangenen Februar eingeführte 2 U hohe NAS-Array "Storedge 3310" mit bis zu 824 GB Kapazität an. Pro B1600 können davon drei daisy-chained eingebaut werden, sodass Sun 16 Prozessoren plus 2,4 TB Speicherplatz auf 9 Höheneinheiten im Rack unterbringt - eine aus Sicht von "Computerwire" durchaus eindrucksvolle Ingenieurleistung.

Der Preis für das B1600-Chassis liegt unverändert bei 4795 Dollar, und auch die Lizenz für "N1 Provisioning Server 3.0 Blades Edition" und die Software "Advanced Lights Out Manager" kosten mit 3920 Dollar und 1795 Dollar gleich viel wie bisher. Die Grundkonfiguration mit "B100"-Ultrasparc-Blades verkauft Sun für 23.399 Dollar, das heißt die Sparc-Blades sind nun für 1686 Dollar zu haben und liegen damit um einiges unter dem im Februar genannten Listenpreis von 2045 Dollar. Die Basisversion des Athlon-Blade mit wahrscheinlich 1 GB RAM kostet 1795 Dollar. Sie unterstützt als Betriebssystem Solaris für x86 sowie die kommerziellen Linux-Distributionen von Suse und Red Hat. Für die Zukunft sind Dual-Prozessor-Blades in der Pipeline, die dann mit Intels Xeon sowie dem hauseigenen Dual-Core-Chip "Gemini" arbeiten werden.

Im Februar hatte Sun außerdem angedeutet, es werde für das B1600-Chassis möglicherweise ein spezielles Blade-Modell für SSL-Verschlüsselung herausbringen, und arbeite mit einem Third-Party-Partner bereits an einem entsprechenden ASIC (Application Specific Integrated Circuit). Das Spezial-Blade "B10p Proxy Blade" ist nun fertig und soll 4000 SSL-Transaktionen pro Sekunde unterstützen. Suns Ingenieure arbeiteten dem Vernehmen nach an zwei unterschiedlich leistungsfähigen Versionen, entschieden sich aber offenbar, zunächst nur die leistungsfähigere auf den Markt zu bringen. Diese kostet 13.800 Dollar, eine preisgünstigere Variante könnte zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Telco-Server

Eine weitere Neuheit ist die Zwei-Wege-"Netra-240"-Variante der "Sun Fire 240", die NEBS-3-zertifiziert ist und mit Gleichstrom arbeitet - für den Einsatz bei Telcos und Militär nötige Modifikationen. Sowohl Netra wie auch Sun Fire 240 basieren auf dem 1 Gigahertz schnellen Ultrasparc IIIi und erinnern bei den sonstigen Komponenten stark der Sun Blade 2500. Die Netra 240 kostet 6995 Dollar und löst die bisherige "Netra 20" ab. Ebenfalls an der Telco-Front bringt Sun den Carrier-Grade-Server "Netra CT820" gemäß PICMG 2.16 als Nachfolger der "Netra CT800". Wie sein Vorgänger ist der 820 mit Compact-PCI-Blades (cPCI) bestückt, die allerdings in der neuen Maschine über Packet-switched Ethernet als Backplane verbunden sind. Die Netra CT820 ist ab diesem Monat für 32.995 Dollar zu haben.

Mehr Takt fürs gleiche Geld

Mehr Dampf zum gleichen Preis gibt es im Vier-Wege-Server "Sun Fire V480". Dieser wird zunächst in den größeren Konfigurationen und sukzessive in allen Varianten mit der 1,2 Gigahertz schnellen Variante des Ultrasparc III geliefert, der die bisherigen, auf 1,05 Gigahertz getakteten Chips ablöst. Gleiches gilt für die Zwei-Wege-Intel-Server "V60x" und "V65x", in denen 3,2 Gigahertz schnelle Xeons die bisherigen CPUs mit 2,8 Gigahertz Taktfrequenz beerben. Last, but not least hat Suns Volume Systems Group eine Reihe von Ultrasparc-IIIi-Boards für den Embedded-Systems-Markt entwickelt, die im Dezember und Januar verfügbar sind. Solche Sparc-Boards kommen beispielsweise in medizinischen Scannern, Kopierern, Controllern und anderen rechenleistungsbedürftigen Systemen zum Einsatz.

Software

Im Softwarebereich liefert Sun ab sofort das "Java Desktop System" aus, ein auf Suse Linux basierendes Komplettpaket für Desktop-Rechner mit "StarOffice" und einer Reihe weiterer Produktivitäts- und Kommunikationsanwendungen. Unternehmen zahlen dafür ab 50 Dollar pro Mitarbeiter und Jahr. Bis Juni 2004 bietet Sun das Desktop-Bundle sogar zum halben Preis an. Als Support- und Migrationspartner lässt man sich von EDS unter die Arme greifen, dem zweitgrößten IT-Dienstleister weltweit.

Ebenfalls verfügbar ist das korrespondierende Server-Paket "Java Enterprise System". Dieses nutzen nach Angaben von Sun bereits mehr als 150 Kunden (darunter der internationale Flughafen Athen) und Partner. ISVs und OEMs bietet Sun ein weiteres Preismodell an, nämlich 1000 Dollar pro CPU. Anwender mit weniger als 99 Mitarbeitern erhalten das Java Enterprise System kostenlos (Support und Maintenance kosten allerdings). Im kommenden Jahr soll das JES auf weitere Betriebssystemplattformen wie Linux portiert werden. Das "Wall Street Journal" zitiert Senior Vice President Larry Singer zudem mit der Aussage, das Java Enterprise System solle an Microsoft Windows sowie die Unixe von IBM und HP angepasst werden.

Neben "StarOffice" bietet Sun Unternehmen künftig auch Support für dessen quelloffene Technikbasis "Openoffice.org" an. Adressiert werden damit vor allem öffentliche Verwaltungen und Institutionen. Möglich sind Standard Support (Telefon- und Online-Unterstützung, Updates, Patches) sowie Premium Support mit 24x7-Erreichbarkeit und direkter Rufweiterleitung. Beide Angebote gelten ab 12. Dezember weltweit.

Last, but not least vermeldet Sun eine Success Story: Der Müncher Halbleiterkonzern Infineon hat sein komplettes Supply Chain Management (SCM) und sein Data Warehouse auf zwei "Sun-Fire-15K"-Servern unter Solaris konsolidiert. Jeweils 32 Prozessoren laufen im Produktivbetrieb, 24 für Entwicklungs- und Testsysteme. Außerdem plant Infineon, bis 2005 auf Sun-Basis ein weltweit standardisiertes und hochverfügbares Order-Management einzuführen. (tc)