Sun ändert Lizenzmodell für Java

22.03.2005
Anwender erhalten mehr Freiheiten bei Codeanpassungen und Bugfixes.

Ungeachtet des Drucks aus der Open-Source-Gemeinde und von Herstellern wie IBM, kommt für Sun Microsystems auch weiterhin keine Freigabe des Java-Quellcodes in Frage. Allerdings versucht der Hersteller durch Änderungen am bisherigen Lizenzverfahren, Unternehmen die Nutzung von Java zu erleichtern. So bleibt zwar die 2003 für Hochschulen geschaffene Java Research License (JRL) erhalten. Die für alle anderen Nutzer vorgeschriebene, als zu aufwändig geltende Sun Community Source License (SCSL) wird hingegen abgelöst. Stattdessen wird es künftig eine Java Distribution License (JDL) und Java Internal Use License (JIUL) geben.

Am Anfang des Experiments

JDL richtet sich an kommerzielle Anbieter, die eigene Java-Implementierungen veröffentlichen wollen, und erfordert weiterhin umfangreiche Kompatibilitätstests des Codes. Die größere Neuerung und zugleich laut Sun ein "Experiment" ist hingegen JIUL. Die Vorgaben gestatten, Java intern für den eigenen Bedarf zu modifizieren. Zwar müssen auch hier Kompatibilitätsauflagen als Teil eines "Honor System" beachtet werden. Ein aufwändiger und teurer Test ist hingegen nicht zwingend erforderlich. Abweichungen vom Standard will Sun nachsichtig behandeln und verspricht, Betroffenen zu helfen, ihre Lösungen wieder kompatibel zu machen. Dank JIUL könnten Unternehmen oder Open-Source-Projekte künftig beispielsweise eigene Bugfixes und Verbesserungen vornehmen. Sie sind jedoch aufgefordert, diese Anpassungen zu veröffentlichen. Damit verfolgt Sun für Java ein mit der Apache Software Foundation (ASF) vergleichbares Lizenzsystem, in dem Teilnehmer ihre Errungenschaften regelmäßig der Community überlassen.

Die neuen Lizenzen liegen derzeit nur als Entwürfe vor. Sun will sie in den kommenden Monaten fertig stellen. Dabei verspricht der Hersteller möglichst einfache Regelungen, die sich bei JRL beispielsweise auf zwei Seiten Papier zusammenfassen lassen. Hinzukommen könnte noch eine weitere, bisher nicht näher erläuterte Lizenzvariante. Es wird erwartet, dass die neuen Vorgaben mit der Freigabe der Version 6 der Java 2 Standard Edition (J2SE) in Kraft treten, die für Anfang nächsten Jahres angekündigt ist. Eine Ausdehnung der Richtlinien auf die für Server-Anwendungen konzipierte Java 2 Enterprise Edition (J2EE) oder Java 2 Micro Edition (J2ME) für mobile Lösungen ist bisher nicht geplant. (as)