1 Milliarde Mark für Ratschläge und Programme:

Struktur-Bereinigung am wichtigsten

26.11.1976

BONN - Mehr als eine Milliarde Mark Umsatz werden die deutschen Beratungsunternehmen 1976 erwirtschaften. Das stellte Diplom-Kaufmann Roland Berger, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) auf der BDU-Jahrestagung in Bonn fest. Die klassischen Unternehmensberatungen tragen etwa 400 Millionen Mark zum Gesamtumsatz bei, die Software-Berater 350 Millionen Mark und die Marktforschung 250 Millionen Mark. Etwa 23 Prozent des Gesamtumsatzes werden mit der öffentlichen Verwaltung sowie den öffentlichen Dienstleistungs-Unternehmen gemacht. Zuwachsraten von über zehn Prozent sieht der BDU als realistisch an.

Rationalisierung im Vordergrund

BDU-Vorstandsvorsitzender Dr. Siegfried Schröder erklärtet die Wirtschaft plane nach wie vor keine Kapazitätserweiterungen. Er bezog sich auf Umfrageergebnisse des Instituts für Wirtschaftsforschung (IFO), wonach 87 Prozent der befragten Unternehmer für die Jahre 1976 bis 1980 "Rationalisierungsmaßnahmen als Hauptimpuls für ihre Investitionsentscheidungen" ansehen. 1976 und 77 werden die Unternehmensberatungen - so Dr. Schröder - in erster Linie zu weiteren "Strukturbereinigungs-Maßnahmen" herangezogen werden. Schwerpunkte bildeten dabei Kostensenkung, Konzentration und Leistungssteigerung.

Strategie und Auslandsgeschäft

Die Unternehmensberatungen werden aber in den nächsten Jahren zwei wachsende Aufgabengebiete zu bewältigen haben: 1. Die "strategische" Unternehmensberatung und Planung zur Anpassung der Unternehmenspolitik an die veränderten nationalen und internationalen Wirtschafts- und Umweltverhältnisse sowie 2. den zunehmenden Bedarf an Auslandsberatung bei der Erschließung neuer Märkte und bei den wachsenden Auslandsinvestitionen. 36 Prozent der BDU-Mitglieder - so Dr. Schröder - meldeten Auslandsumsätze mit einem durchschnittlichen Anteil von 18 Prozent am Gesamt-Honoraraufkommen.

Trend zur Konzentration bei BDU-Beratung

Ein "deutlicher Aufwärtstrend" ist nach BDU-Angaben 1976 bei den Personalberatungen zu verzeichnen. Beratungsleistungen im Zusammenhang mit Investitionen zeigten dagegen weiterhin stationierende bis rückläufige Tendenz. Als befriedigend bezeichnete Dr. Schröder das Wachstum bei den EDV- und Software-Beratern. Es bestehe weiterhin ein "Trend zum Verkauf von Standard-Software und eine Tendenz zur Konzentration der Umsätze auf die größeren EDV-Berater und Software-Häuser".

Wachstum verlangsamt

Nach einer verbandsinternen Umfrage rechnen die BDU-Mitglieder 1976 insgesamt mit einem realen Umsatzzuwachs von fünf bis sechs Prozent. 44 Prozent erwarten sogar Umsatzsteigerungen von mehr als zehn Prozent. Obwohl nur 39 Prozent der BDU-Berater 1976 ihre Mitarbeiterzahl erhöht haben, berichten zwei Drittel über Umsatzsteigerungen. Für das Jahr 1977 zeigen sich die Unternehmensberater weniger optimistisch. Nur 50 Prozent von ihnen - gegenüber 64 -Prozent im Jahr 1976 - erwarten Umsatzsteigerungen. Der BDU-Vorstand rechnet jedoch auch 1977 mit einem realen Umsatzzuwachs von vier bis fünf Prozent. (pi)