Neue fehlertolerante Systemfamilie vorgestellt

Stratus positioniert sich als Komplett-Anbieter für OLTP

18.05.1990

FRANKFURT (jm) - Gegen die strarke Konkurrenz von DEC, HP und vor allem Tandem will sich Stratus mit den neuen Rechnern der "XA2000 Serie 200" behaupten. Die fehlertoleranten Maschinen decken alle OLTP-Bereiche bis hin zum industriellen Rechner-Einsatz ab.

Wie Rob Albers, Regional Director EMEA (Europe, Middle East, Africa) in Frankfurt betonte, sollen die neuen XA2000 "Continous Processing Systems-Rechner" sofort verfügbar sein. Die Modellreihen teilen sich in drei Klassen auf: Bei den Modellen 2260, 2460, 2660 und 2860 handelt es sich um Multiprozessor-Systeme, die zwölf bis 48 Prozessoren kombinieren können und durch doppelte Redundanz Hardware-fehlertolerant ausgelegt sind.

Das Top-Modell 2860 soll nach Alwin Schumacher, dem Geschäftsführer der Eschborner Stratus Computer GmbH, in einem Applikations-Testlauf 883 Transaktionen pro Sekunde erzielt haben. Es stellt dem Anwender einen doppelten Hauptspeiche von maximal 1 GB, ebenfalls zweifach ausgelegte Plattenkapazität mit 256 GB und über 3500 Kommunikationsanchlüsse zur Verfügung. Die Zwillings-CPUs auf einem Board der leistungsstärksten Stratus-Rechner sind über "Stratalink", einem fehlertoleranten seriellen Bus - Übertragungsleistung: 25 Mbits/s -, miteinander verbunden.

Unterhalb dieser Klasse siedelt Stratus High-end-Rechner mit der Modellbezeichnung, "XA2000 200" an. Die Modelle 210 his 260 weisen nach Worten von Alwin Schumacher bis zu sechs gedoppelte Prozessoren au/ und sollen gegenüber der bisherigen Spitzenmodellserie 100 eine bis zu 2,4fache Leistungssteigerung erzielen. Verglichen wurden bei einem "FBC-Benchmark-Lauf" unter anderem Editions- und Debug-Aufgaben eines XA2000 Modells 260 mit einem 160-Rechner. Das neue Modell bot eine Leistung von etwa 138 Transaktionen.

Das Modell 210 mit Doppel-Prozessor und 8 MB Arbeitsspeicher wird für etwa 500 000 Mark, das Top-Modell 260 mit sechs Zwillings-CPUs und 32 MB Speicher für 2,4 Millionen Mark verkauft. Sowohl die Mainframe-Modelle 2X60 als auch die High-end-Rechner 210 bis 260 unterstützen symmetrisches Multiprocessing.

Daneben hat der Hersteller aus Marlborough, Massachusetts, auch seine Peripherie frisiert. Man vergrößerte das Cache-Memory auf 128 KB, und auch die Write-Pipeline-Puffer wurden erweitert, es können jetzt 64 Speicherbefehle zwischengelagert werden. Die Modelle 210 bis 260 bieten 256 MB Duplex-Hauptspeicher.

Die Rechnermodelle werden mit Festplattenkapazitäten bis zu 62,4 GB ausgerüstet und sollen über 400 Kommunikationsleitungen bedienen.

Gemäß dem selbstgesetzten Ziel, die breiteste Auswahl an Modellen von OLTP-Systemen anzubieten, führt Stratus ferner zwei neue Rechner der Mittelklasse ein - die XA2000 Modelle 75 und 80. Modell 75 entspricht laut Unternehmensangaben etwa dem Vorläuferrechner 110; mit einer Zwillings-CPU, 8 MB Arbeitsspeicher und 152MB-Festplatte (jeweils gedoppelt) kostet es etwa 220 000 Mark. Der Preis für Modell 80 mit zwei Doppel-CPUs, 16 MB Speicher, 152-MB-Festplatte beträgt zirka 420 000 Mark.

Zudem wurde ein "XA2000 Modell 200" als Einstiegsmodell für 275 000 Mark angekündigt. Es basiert auf der 68020-Prozessor-Architektur von Motorola, bietet Platten- und Kommunikationskapazitäten wie die Modelle 210 bis 260 und kann auf die Systeme der Serie 200 aufgerüstet werden. Karl-Heinz Jaeger, Senior System Engineer bei Stratus, meinte, daß vor allem das Komplettangebot an fehlertoleranten Rechnern für Stratus und gegen die singulären Modelle, wie DECs VAX Ft3000, HPs 1240 und Tandems Integrity S2, sprechen würde.

Dem Anwender stehen drei Betriebssysteme zur Verfügung: Neben dem bereits bekannten transaktionsorientierten Virtual Operating System (VOS) bietet Stratus das auf AT&Ts Unix System V3.2 basierende und um Fehlertoleranz optimierte "FTX", welches bis auf die Mainframe-Modelle auf allen Systemen läuft. Außerdem ist noch die "Pick-Open" -Architecture Version 2.0 im Angebot.

Zusätzlich zu speicherresidenten Datenbanken unterstützt Stratus die Oracle-Datenbank und die SQL/2000-Implementierung von Sybase. Unter Unix kann auch das Informix-Datenbankmodell genutzt werden In allen seinen Modellen stellt das Unternehmen Standards wie Ethernet, Token-Ring und Map bereit. WAN-Einbindungen nach Industrie- wie auch OSI-Standard seien gewährleistet.

Stratus reklamiert für sich, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz bei der Online-Serviceleistung zu besitzen. Sollte ein System einen Fehler erkennen, erstellt es eine Diagnose und wählt automatisch eines der Kundendienstzentren an, von wo das anstehende Problem per Remote-Service gelöst werden soll.

Schuhmacher wies zudem auf wichtige Allianzen hin: IBM wird aufgrund eines seit 1985 bestehenden Abkommens - das um weitere fünf Jahre verlängert wurde - auch die neuen Stratus-Rechner als OEM unter der Bezeichnung System 188 vermarkten. Noch länger existiert die Kooperation mit Olivetti, die ebenfalls als OEM die Produkte der Amerikaner in ihrer Angebotspalette halten. Albers konnte zudem mit einer tags zuvor geschlossenen Zusammenarbeit aufwarten: "Ericsson hat gestern eine strategische Allianz mit Stratus getroffen und wird sein TMOS-Netzwerk-Betriebssystem mit den XA2000-Systemen im Telekommunikations-Bereich verkaufen."

Für die Zukunft stellte Albers in Aussicht, im Zuge eines vergangenes Jahr mit Intel geschlossenen Technologieabkommens ein System zu entwickeln, das den 860-RISC-Chip zur Grundlage habe: "Wir arbeiten an einem RISC-Konzept. Wann diese Maschinen zur Verfügung stehen werden, können wir allerdings noch nicht sagen."