Mobilfunker setzt auf das Internet

Strategieschwenk bei E-Plus

22.02.2008
Der Mobilfunkanbieter E-Plus steht vor einem Strategiewechsel. Nachdem der Konzern anders als die Konkurrenz lange Zeit ausschließlich auf Sprachtelefonie setzte, rückt Vorstandschef Thorsten Dirks nun Datendienste in den Fokus.

"Der Kunde wollte bislang vor allem telefonieren und SMS verschicken. An Bedeutung gewinnen nun mobile Dienste", sagte Dirks der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Menschen fingen nun an, mit ihrem Handy ins Internet zu gehen. "In den nächsten drei bis fünf Jahren wird sich dieser Trend durchsetzen." Die Deutschen werden nach Einschätzung von Experten in den kommenden Jahren Milliarden für die Nutzung des mobilen Internets ausgeben.

Um von dem jungen Geschäft zu profitieren, will die Düsseldorfer Tochter des niederländischen KPN-Konzerns nun ihr Mobilfunknetz für die schnelle Übertragung von Daten aufrüsten. Geplant sind dafür laut E-Plus Investitionen im dreistelligen Millionenbereich. Bislang hinkt Deutschlands drittgrößter Handy-Anbieter mit seinem Netz den Marktführern T-Mobile und Vodafone hinterher, wie Dirks einräumt. "Wir haben aber schon heute 40 Prozent des mobilen Datenverkehrs auf unserem Netz." Grund für die hohe Nutzung seien die günstigen Tarife, sagt der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef.

Weitreichende Folgen

Die Verbreitung des mobilen Internets könnte weitreichende Folgen auf die Telekommunikationsbranche haben. "Alle schauen auf den Bereich Dienste - das machen Google, Nokia und natürlich auch die Netzbetreiber", sagt Dirks. Die Geschäftsfelder von Internet- und Telekomunternehmen wachsen aus Sicht von Experten zusammen. So will Google in das Mobilfunkgeschäft einsteigen und Nokia über das Handy Musik und Spiele direkt an die Verbraucher verkaufen. In diesem Umfeld müssen sich die Mobilfunkanbieter neu positionieren. "Ich bin überzeugt, dass nur rund 20 Prozent der heutigen Telcos die Entwicklung überleben werden", sagt Dirks. Auch E-Plus könne da nicht gelassen bleiben.

Die Verzahnung von Telekomanbietern, Soft- und Hardware-Firmen birgt enormen Zündstoff: Nokia etwa ist mit seiner Internetplattform Ovi von wichtigen Kunden wie der Deutschen Telekom scharf kritisiert worden. Und auch Microsofts Übernahmeversuch bei Yahoo! wird mit Argwohn verfolgt. Die Telekomfirmen befürchten, dass Nokia & Co. wichtige Erlösquellen anzapfen. Denn mit den Einnahmen aus dem mobilen Internet wollen die Unternehmen Rückgänge bei den Umsätzen mit Sprache ausgleichen.

Kein Selbstläufer

Der Einstieg in das neue Geschäftsfeld wird für die Unternehmen kein Selbstläufer. E-Plus etwa versuchte vor einigen Jahren mit dem Internetdienst i-mode seine Kunden zu begeistern - mit wenig Erfolg. Beim neuen Anlauf stellt Dirks die Kunden in den Mittelpunkt und nicht wie bei i-mode die Technik. "Die Menschen werden selbst entscheiden, welche Dienste man wann nutzen wird", sagt Dirks.

Mit dem Fokus auf das mobile Internet will E-Plus die vor zweieinhalb Jahren eingeläutete Aufholjagd fortsetzen. Seit der Einführung der Mehrmarkenstrategie (Simyo, Base) konnte die Gesellschaft ihre Marktposition deutlich ausbauen und bei der Rentabilität zur Konkurrenz aufschließen. T-Mobile, Vodafone D2 und O2 leiden unter dem von E-Plus angestoßenen Preiskampf. Ungeachtet des Preiskampfes sieht Dirks keinen Druck für eine Konsolidierung unter den Handy-Anbietern. "Wir sehen Platz für vier Netzbetreiber", sagt er. (dpa/tc)