Die Qualitaet der Schrifterkennung ist "verblueffend, aber nicht perfekt" (Teil 1)

Stiftcomputer leiden weiter an Entwicklungsrueckstaenden

08.10.1993

"Des Ersten Tod, des Zweiten Not, des Dritten Brot". Legt man diese Entwickungslinie zugrunde, befindet sich der Markt fuer stiftbasierte Systeme derzeit an der Schwelle von der zweiten zur dritten Phase. Nachdem die ersten Unternehmungen - mit viel Elan und Enthusiasmus begonnen - inzwischen von der Bildflaeche verschwunden sind, zeichnet sich fuer die "Ueberlebenden" in der Pen-Arena ein Ende der Durststrecke ab.Der spektakulaere Abgang von Momenta ist schon fast vergessen. Der US-Hersteller sorgte auf der Systems 1991 in Muenchen noch fuer Furore, als er einen Zwitter aus Pen- und Notebook-Computer vorstellte. Die letzten Schlagzeilen zum Thema Pen-Computing beherrschten die Uebernahme des Pen-Pioniers Grid durch den bis dato Pen-Noname AST oder die Fusion der Firmen EO und Go Corp., die unter der Schirmherrschaft von AT&T das Konzept eines "Personal Communicators" Realitaet werden lassen wollen.Derzeit findet dem US-Newsletter "Penvision News" zufolge das Modell 440 des EO-Stiftrechners allerdings hauptsaechlich zur Datenerfassung Verwendung. Die Firmen sehen die Kommunikationsfaehigkeiten des Geraetes lediglich als willkommene Ergaenzung an. Damit ergeht es dem "EO 440" aehnlich wie den anderen Notepads zweiter Generation, die von der technologischen Seite aus gesehen Marktreife erlangt haben.Ihr Gewicht liegt deutlich unter zwei Kilogramm wie Toshibas "Dynapad" mit 1,5 Kilogramm. Das derzeitige Leichtgewicht ist Fujitsus "325Point" mit 1400 Gramm. Die meist transflektiven Bildschirme verfuegen alle ueber eine Hintergrundbeleuchtung, so dass sowohl bei grellem Sonnenlicht als auch in dunklen Innenraeumen gute Lesbarkeit gewaehrleistet ist.Auch die Geschwindigkeit kann sich sehen lassen: Das Minimum im Tabletbereich stellt ei-ne 386er CPU dar, NECs mit einem Local Bus ausgestatteter "Versapad" oder der "Convertible" von AST/Grid verfuegen gar ueber einen 486er Prozessor. Die Technologie ist also vorhanden und wartet darauf, eingesetzt zu werden.In der Bundesrepublik wartet sie bis heute. Fallbeispiele aus den Vereinigten Staaten, wo der Einsatz stiftbasierter Systeme sich innerhalb eines Jahres amortisierte, konnten die Mehrzahl bundesdeutscher Unternehmen bislang noch nicht aus ihrer abwartenden Haltung locken. Lediglich NCR gelang es, mehr als nur vereinzelte Modelle des "3130" abzusetzen. Die Technologie sucht ihren Markt noch.Dies ist zum Teil den Systemhaeusern anzulasten, die erst allmaehlich erkennen, worin die spezifischen Besonderheiten und Vorteile eines Stifteinsatzes liegen und den Griffel nicht mehr nur als blossen Mausersatz ansehen. Applikationen, die fuer normale Tastatur-Notebooks entworfen wurden und - lediglich um einige Treiber erweitert - auch auf einem Notepad laufen, duerften aber bald der Vergangenheit angehoeren. Enttaeuschung sagen Brancheninsider bei den unter mancherlei Namen (PDA, PIC, Personal Communicator etc.) firmierenden stiftbedienbaren Handheld-Geraeten voraus, denen ein gewaltiger Werberummel galt. Dennoch beziehungsweise gerade deswegen werden sie zunaechst das gleiche Schicksal erleiden wie ihre DIN A4- Geschwister. Die Pen-Tablets hatten zu Beginn sehr viele Vorschusslorbeeren erhalten, bis man erkannte, dass eine neue Technologie allein noch keine Probleme loest.Auch die nun an Personal Digital Assistants (PDAs) gerichteten Erwartungen hat nicht zuletzt der damalige Apple-Chef John Sculley sehr hoch geschraubt. Aber "weder er noch irgend jemand anders ist derzeit in der Lage, diese Erwartungen zu erfuellen", analysiert Gordon Arbeitman von der Gruppe Pen Systems bei IBM in Boca Raton die Situation.Die bereits erhaeltlichen PDAs wie Amstrads "Penpad 600", Hexaglots "Touchme", Apples "Messagepad" oder der "Zoomer" von Tandy/Casio gehen in ihrer Funktionalitaet nicht wesentlich ueber einen "smarten" Organizer hinaus. Sie sind aber noch erheblich teurer und daher zunaechst nur fuer die Zielgruppe der "Early Adopters", der "Alleskaeufer", interessant. Langfristig werden sich die Pico-Computer allerdings zu einem so alltaeglichen Arbeitsmittel entwickeln wie Taschenrechner und Telefon beziehungsweise deren Funktionen gleich mitbringen und aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken sein. (wird fortgesetzt)