Steuerberater kritisieren MDT-Systeme

22.10.1976

MÜNCHEN - Schlechte Erfahrungen haben zahlreiche Steuerberater mit MDT-Systemen gemacht, die sie zur Führung von Mandanten-Buchhaltungen in ihren Kanzleien einsetzten. Bei einer Pressekonferenz in München nannte die Interessengemeinschaft zur Förderung der Tätigkeit von Angehörigen der steuer- und rechtsberatenden sowie wirtschaftsprüfenden Berufe folgende Hauptmängel:

- Es fehlte an einer maßgeschneiderten Technik für die spezifischen Anforderungen dieses Berufsstands. Teilweise wurde anfangs nicht ausgetestete Technik verkauft; manchmal handelte es sich um unbrauchbare oder falsch rechnende Programme.

- Die optimale Funktionssicherheit der Geräte war nicht immer gegeben.

- Es mangelte an einem individuellen Service,

- Das Verhältnis zwischen Leistung und Betriebskosten war nicht gesund.

Ferner heißt es in einer Presseerklärung der Interessengemeinschaft:

"Die ungewohnte Arbeit mit dem Computer stellte für viele Erstbenutzer einen Sprung ins kalte Wasser dar. Der Ärger begann häufig bei den Verkaufsgesprächen, die das Problem einer reibungslosen Anwendung eher verschleierten als klärten. Dabei saßen die technisch verzierten Hersteller am längeren Hebel. Rechtliche Folgen der Verträge waren, häufig nicht durchschaubar.

Die Computer und ihre Programme entsprachen häufig nicht den Bedürfnissen ihrer Benutzer. Die Bedienung der Geräte durch EDV-Laien führte trotz großer Mühe bei der Einarbeitung in die Funktions- und Arbeitsweise eines Terminals oftmals zu unbefriedigenden Ergebnissen, Lesefehler kamen hinzu. Vielfach stellte sich erst später heraus, daß der vorhandene Stromanschluß nicht ausreichte, das ein antistatischer Teppichboden Voraussetzung für einen sauberen Betrieb war und eine Stromsparschaltung nachträglich eingebaut werden mußte. Auch der Papiertransport, die Schreibgeschwindigkeit und die Geräuschentwicklung gaben Anlaß zu Reklamationen.

Vor allem aber: Die Erfassung, die Speicherung und Übertragung von Daten waren infolge mangelnder Ausstattung mit Scherheitsvorrichtungen häufig nicht gewährleistet. Überdies entsprach der Kundendienst außerhalb der größeren Städte nicht den Erwartungen. In einem Satz zusammengefaßt: Die Hersteller verkauften den unerfahrenen Benutzern Geräte, Programme und Fachjargon, die mehr be- als entlasteten. (pi)