Aus wirtschaftlichen Gründen sieht Fremdplattenanbieter derzeit keine Vermarktungschancen:

STC stellt virtuelles Speichersystem ein

27.08.1982

FRANKFURT (rs) - Die MVS-Lücke klafft wieder. Storage Technology stellte jetzt, ein Jahr nach der Ankündigung, die Weiterentwicklung des "fehlenden Elementes von IBMs MVS-Architektur" ein. Die Vermarktung des Virtual Storage Systems (VSS) scheiterte offenbar an der Software.

Nach wie vor halten Kenner das gestoppte STC-Produkt für "eine sehr gute Idee". Es entlaste die CPU beispielsweise von Data-Management-Funktionen, die mit der Produktion nichts zu tun hätten. Doch wegen Softwareproblemen habe STC das VSS nach Angaben eines dem Unternehmen nahestehenden Informanten bereits im vergangenen Oktober kurz nach der Münchner "Systems" für sechs Monate auf Eis gelegt.

Im März sei die Software zwar "im Prinzip" gelaufen, doch habe es nach wie vor Schwierigkeiten in dem Teil gegeben, der im Fehlerfall für das Zurückspielen der gesicherten Daten vom Band auf die Platte verantwortlich sei.

Den STC-Entwicklern wird in diesem Zusammenhang ein Software-Designfehler angelastet, der sich durch eine schlichte Änderung nicht mehr beheben ließe. Ein notwendiges neues Design komme aus Finanzgründen nicht in Frage.

STC-Geschäftsführer Arno Ernst begründete im Einklang mit seinen US-Chefs die Einstellung des Speichersystems damit, daß eine wirtschaftliche Vermarktung derzeit nicht möglich sei.

In der VSS-Entwicklung sieht der Sprecher eines bundesdeutschen PCMs "den Versuch, sich von der Eins-zu-eins-Kompatibilität abzukoppeln". Doch die Kunden fragten nicht, ob eine Lösung besser sei. Sie wollten vor allem das gleiche wie bei IBM. Und die Diskussion darüber, was geschähe, wenn man einen winzigen Schritt von der hundertprozentigen Kompatibilität abweiche, gleite fast ins Philosophische ab. Man müsse sich nämlich unter Umständen Gedanken machen, was in fünf Jahren sei, und so weit denke kein Datenverarbeiter. Der ist froh, wenn er ein Jahr überblickt. So sei also das VSS-Projekt nicht zuletzt am mangelnden Kundeninteresse gescheitert.

In diesem Zusammenhang erklärt Arno Ernst, daß STC noch keine Kundenaufträge entgegengenommen habe. Von der VSS-Einstellung, so Ernst weiter, bleibe die Entwicklung einer eigenen, IBM-kompatiblen Zentraleinheit unberührt. Mit diesem Produkt will STC 1984 auf den Markt kommen.