Statt Außendienst mehr EDV

05.11.1976

KÖLN - So wirkt sich konsequenter Einsatz der Datenverarbeitung aus: 8,7 Prozent mehr Versicherungsverträge, aber 25 Mitarbeiter weniger und eine Senkung des Gesamtkostensatzes von 14,4 Prozent auf 13,2 Prozent der Beitragseinnahmen, konnte der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein, für das Geschäftsjahr 1975 melden.

1,6 Prozent seiner Prämieneinnahmen von mehr als 600 Millionen Mark gibt der HDI für die EDV aus - Hardware, Personal, DFÜ-Gebühren und Gemeinkostenzuschläge zusammengerechnet. Für die rund 10 Millionen Mark verfügt EDV-Leiter und Prokurist Bruno Mertes über 40 Mitarbeiter und ein Siemens-Duplex-System mit zwei Zentraleinheiten 4004/150 (384 beziehungsweise 512 KB), 32 100 MB-Platten, zehn Bandstationen, zwei Schnelldruckern, 216 Bildschirmen und 48 Druckern. Die 20 über die ganze Bundesrepublik verteilten Außenstellen, die alle über Terminals verfügen, sind mit der Zentrale über insgesamt 3000 Kilometer 4800 Baud-Standleitungen verbunden, über die täglich etwa 48 000 Dialoge abgewickelt werden.

Eine Pioniertat

Als 1970 die Planung begann, gab es für ein solches System kein Vorbild, an dem sich der Haftpflichtverband hätte orientieren können - heute gilt die Lösung als vorbildlich. "Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, sind unverändert positiv. Das betrifft nicht nur den technischen Aspekt, sondern auch die menschliche Seite im täglichen Arbeitsgeschehen", erklärte HDI-Vorstandsmitglied Dr. Herbert Diel bei einer Pressekonferenz in Köln.

Der Haftpflichtverband arbeitet ohne Werbe-Außendienst und betreut seine Kunden ausschließlich über die 20 Außenstellen, in denen dezentral die Bestände verwaltet und Schadenfälle bearbeitet werden. Zentral von Hannover aus werden Rechnungen geschrieben, Prämien kassiert und - im Schadensfall - Zahlungen geleistet.

Locher eliminiert

Über die Terminals können - durch Eingabe von Namen oder Kfz-Kennzeichen - die Anschriften und Versicherungsnummern der Mitglieder abgefragt, Deckungsprüfungen durchgeführt, Vertrags- und Kontostände angezeigt sowie die bisher pro Police eingetretenen Schäden ermittelt werden. Bisher letzte in diesem Jahr fertiggestellte Ausbauphase: Die Datenerfassung für Vertragsverwaltung und Schadensbearbeitung erfolgt durch den Sachbearbeiter am Terminal - im Lochraum in Hannover gibt es nur noch zwei Mitarbeiterinnen, die Programmkarten lochen. Allerdings ist für die Beitragsbuchhaltung noch ein Datensammelsystem eingesetzt, weil nicht alle Zahlungseingänge bei der Bank beziehungsweise dem Postscheckamt mit Klarschriftleser erfaßt werden können.

BS 2000, UDS und größere Bildschirme

Da der HDI weitgehend auf die Werbewirkung niedriger Beiträge, hoher Rückvergütungen sowie eines guten Service angewiesen ist und andererseits zwei Drittel aller Kosten im Versicherungsbereich auf Personalaufwand entfallen, gibt es zur weiteren Rationalisierung noch viele neue DV-Pläne: Ab Mitte November können die einzelnen Außenstellen über Bildschirm untereinander kommunizieren. Vorbereitet wird der Einsatz des Betriebssystems 2000 und des Datenbanksystems UDS von Siemens, von größeren Bildschirmen (derzeit nur 1080 Zeichen) und Terminaldruckern mit Groß-/Kleinschreibung. Sie sind Voraussetzung für die Anwendung von computerunterstützter Textverarbeitung und die Ablösung der ARBA-Textverarbeitungsautomaten, mit denen bisher die programmierte Korrespondenz bei der Schadensregulierung im Industriehaftpflichtgeschäft erledigt wird. Mertes: "Stillstand gibt es nicht."