Statistische Midlife-Krise

19.11.2004

Hat das Leben für einen Mittvierziger überhaupt noch Sinn? Glaubt man den Statistiken, dann ist es wohl besser, rechtzeitig Schluss zu machen. Mit 45, da beißt die Maus keinen Faden ab, ist man statistisch gesehen Ausschuss.

Es sind nicht nur die monatlichen Arbeitslosenzahlen aus Nürnberg, die für diese Altersgruppe nicht besonders ermutigend klingen. Niederschmetternd ist auch, dass die Industrie diesen oft wohlhabenden Konsumenten die kalte Schulter zeigt. Spätestens mit 49 fliegt man aus dem Kreis der für die Werbung relevanten Zielgruppe und taucht bestenfalls noch im Fadenkreuz von Kukident und Blasentee auf. Besonders schlimm treiben es die Handy-Hersteller, für die Menschen jenseits der 30 ohne Relevanz sind. Wer in der Feinmotorik oder der Sehkraft nur die kleinste Schwäche aufweist oder nicht die Fingerstärke eines Magersüchtigen hat, kann die Geräte kaum noch bedienen. Und als Anwender moderner Mobilfunkdienste taucht er in der Marktforschung gar nicht mehr auf.

Knüppeldick kommt es auch in einer Studie des Preissuchdienstes Medpreis.de. Hier werden die "Senioren" zwischen 45 und 60 schamlos mit den Gruftis jenseits der 60 in den Topf der "Oldies" geworfen - und das, man höre und staune, aus statistischen Gründen. Addiert stellt die erweiterte "Rentnerband" nämlich 51,8 Prozent der Kundschaft in Internet-Apotheken. Mit Hilfe sanfter rechnerischer Kunstgriffe gibt es sie also doch noch, die relevante Zielgruppe jenseits der 45. Was lernen wir daraus? Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Der Ausschuss lebt.