Standard Oil testet Timesharing mit APL und FortranCobol:Wegwerf-Konzept kontra Programm-Pflege

11.01.1980

DÜSSELDORF (je) - APL kann die Programmnentwicklung erheblich vereinfachen; aber ob es ein effektiver Langzeit-Ersatz für Sprachen wie Cobol und Fortran sein kann, muß einstweilen offen bleiben. So lautet das Resümee von Leon P. Stevens, der für die Standard Oil Company, Indiana, einen Programmiersprachen- vergleich "APL kontra Fortran & Cobol" durchführte.

Für die Standard Oil ergab sich die Gelegenheit, Fortran und Cobol gegen das in den frühen 60er Jahren von dem IBM-Mitarbeiter Kenneth Iverson entwickelte APL (A Programming Language) zu testen, als sich herausstellte, daß für einen neuartigen Rendite-Vergleich einheimischer und ausländischer Banken spezielle Durchführungs-Prozeduren erforderlich sein würden: Relativ geringer Personaleinsatz kam hier zusammen mit nur geringen batchorientierten Aufgaben (für die APL nach Stevens' Ansicht weniger geeignet ist).

Das Projekt wurde so konzipiert, daß ein in Tulsa (Oklahoma) stehendes Timesharing-System der IBM den Bankenvergleich durchführen und seine Ergebnisse auf dem in der Chicagoer Standard Oil-Zentrale stehenden Data 100-Zeilendrucker ausgeben sollte. Entwickelt wurden ein Cobol-Programm, das aus einer vorhandenen Datei relevante Finanzdaten aussonderte und sie als neue Datei an ein Fortran-Programm zur Weiterverarbeitung (arithmetische Berechnungen) übergab, außerdem das konkurrierende APL-Programm mit gleichem Leistungsprofil.

Nach Abschluß aller Entwicklungsund Testarbeiten ergab sich, daß die APL-Entwicklung einen um 69 Prozent geringeren Rechnereinsatz und 73 Prozent weniger Mann-Stunden erfordert hatte als das Cobol/Fortran-System (45 Stunden: 1h7 Stunden). Um die Leistungfähigkeit beider Systeme einschätzen zu können, wurden sie mit Aufgaben verschiedenen Umfangs konfrontiert:

Leon Stevens vermutet, daß die längeren Zeiten der APL-Version darauf zurückzuführen sind, daß sie vom System einige Betriebshilfsmittel erforderte, die eine Warteschlangenbildung und damit den Zeitverlust auslösten.

Trotz der längeren Laufzeiten war die Ausführung per APL-Programm nicht in Jedem Fall kostspieliger - gemessen an den CPU-Kosten. Es ergab sich:

Aus diesen Zahlen leitet Stevens ab, daß APL mit wachsender Task-Größe das immer kostengünstigere System wird, obwohl die längeren Laufzeiten sich wohl nicht ganz abbauen lassen dürften.

Anders als das Cobel/Fortran-System war das APL-Programm nahczu ohne Dokumentation entwickelt worden und damit kaum zu warten. Dies ist, glaubt Stevens, ein nur scheinbarer Nachteil; denn für APL biete sich im Falle der Änderung von Systemfunktionen an, das betreffende Programmteil wegzuwerfen und an seine Stelle - dank der geringen Entwicklungskosten - ein neues zu setzen.

Auf die Untersuchung der Standard Oil machte unlängst die APL Plus GmbH, Düsseldorf, aufmerksam. Sie stellt den betreffenden Bericht, erschienen in der Juli/August-Ausgabe 1979 der User-Group-Zeitschrift "Interactive Computing", Interessenten kostenlos zur Verfügung. Far die Worfer, glaubt ihr Sprecher Michael Hardwidge, kämen bei einem entsprechenden Vergleich noch bessere Ergebnisse heraus. Denn ihr APL sei dem IBM-APL, das die Standard Oil verwendete, überlegen: beispielsweise auf dem Gebiet der kommerziellen Anwendungen, der Formatierung und der Datensicherheit für DB-Benutzer mit unterschiedlichem Access-Niveau.

Informationen: APL Plus International (Deutschland) GmbH, Cecilienallee 68, 4000 Düsseldorf 30, Tel.: 0211/45 06 01