Markt für "Datenträger-Verarbeitungs-Anlagen" wächst stetig:

Standard-DTV profitiert vom Trend zum DDP

13.10.1978

MÜNCHEN - Auf ein Volumen von 60 bis 70 Millionen Mark wird der bundesdeutsche Markt für "Datenträger-Verarbeitungs-Anlagen" (DTV) geschätzt, der sich weitgehend in deutscher Hand befindet. Denn nur für zehn bis zwölf Millionen Mark wurden 1977 ausländische Reißer, Schneider, Separatoren oder komplexe Anlagen in die Bundesrepublik eingeführt, während im Gegensatz dazu die deutschen Hersteller für gut 40 bis 50 Millionen Mark exportieren konnten.

Kontrolliert wird der Markt der Standard-DTV von der Augsburger Böwe-systemtechnic KG, die ihren nationalen Marktanteil bei installierten Standardmaschinen (Schneidautomaten, Reißer und Separatoren) auf 80 Prozent veranschlagt und den drei nächstgrößten Mitbewerbern (wie EDS in München oder Drescher in Rutesheim) zusammen 15 Prozent zubilligt. Der ganzen Branche, prophezeit Böwe bis 1981 ein durchschnittliches Wachstum von zehn bis 15 Prozent pro Jahr, wobei das Jahr 1978 mit einem Mittelwert von 12 Prozent Plus in die Bücher gehen dürfte.

Das Wachstum dieser Branche läuft offensichtlich nicht ganz so flott wie in anderen Bereichen der Datenverarbeitung: Dort haben sich ja die Hardware-Hersteller etwa 18 bis 20 Prozent Expansion für 1978 ausgerechnet.

Wie Böwe-Sprecher Günter Krüger erklärt, gäbe es aber für die Standard-DTV gute "Impulse aus dem Trend zum Distributed Data Processing". Denn: "Dezentrale EDV resultiert in zusätzlichem DTV-Maschinen-Absatz". Und weil der Hersteller das Preis-/Leistungsverhältinis nach unten anpasse, seien Standardmaschinell durchaus für die Front interessant.

Freilich: Bislang rauchten in den Konstruktionsbüros die Köpfe mehr über dem Problem, die Nachbearbeitungs-Stationen in eine komplexe Anlage zu integrieren und vollautomatisch abzufahren. Wenn etwas Manpower spart, dann dies, lautete die Maxime.

Dabei ist die Anzahl der Anwender, die komplexe Anlagen abnehmen würden, nicht allzu groß, weil nur Applikationen, bei denen die Konfektionierung von Datenträgern Dienstleistungs-Angebot ist, echten Bedarf nach solchen Maschinen haben. In der Regel liegen ja sonst die Aufwendungen für die Standard-Nachbearbeitung einschließlich des Personalaufwands weit unter fünf Prozent, vom Hardwarekosten-Anteil gerechnet, dürften diese Apparate nicht einmal ein Prozent des EDV-Budgets konsumieren.

Aber selbst dort, wo Papier tonnenweise verarbeitet werden muß, laufen die Philosophien auseinander, ob offline, oder online konfektioniert werden soll. IBM bietet beispielsweise zur 3800 ein integriertes Burster-Trimmer-Stacker-Feature (115000 Mark Kaufpreis) an. Siemens meint in der Konkurrenzbeobachtung festgestellt zu haben, daß nur 20 Prozent der IBM-Anwender dieses Feature nutzten. Selbst schwören die Münchner mehr auf Offline, "weil 90 Prozent der Anwender froh sind, ihre alte Papierverarbeitung, die meistens gekauft und mit viel Aufwand installiert ist, weiterbenutzen zu können", so Gerd Eisele, Leiter des Siemens-Vertriebs Peripheriesysteme für Endkunden. Freilich, gezwungen von der Konkurrenz, bietet Siemens ebenfalls eine Online-DTV an; die wird allerdings in Arbeitsteilung mit Böwe realisiert.

Ein Problem spielt unterschwellig mit: Gerade bei Laserdruckern verursacht die Technik, durch die hohe Verarbeitungstemperatur und durch die Reibung wegen der hohen Arbeitsgeschwindigkeit, statische Aufladungen. Bei IBM wird bei der 3800 diese Aufladung automatisch abgebaut.

Doch ganz so unproblematisch ist dies, vor allem bei unterschiedlichen Papierqualitäten, nicht. In extremen, Fällen kommt es sogar zu Formatschrumpfungen. Deshalb sei die Handlingspause für die Papierkühlung ein weiteres, Argument für die Offline-Konfektionierung. Und da nun die MTBF der mechanischen Nachbearbeitung "erheblich schlechtes als die des Druckers ist, kann es dazu kommen, daß die Verfügbarkeit der Papiernachbearbeitung die MTBF des Gesamtsystems negativ beeinflußt.