Stadtkasse Greven setzt Remote-Batch-Terminal ein:"Nachts ruft die Zentrale ab"

01.08.1975

Die Verbuchung der Einnahmen und Ausgaben von zehn Stadtkassen in der Umgebung von Münster wird dezentral mit "Belegerstellungs-Systemen" der Serie MDS 2300 DPS (Document Processing System) abgewickelt, die über Wählleitungen an eine IBM /370-135 im kommunalen Rechenzentrum in Steinfurt angeschlossen sind. Die offline-erfaßten und zwischengespeicherten Daten werden von den einzelnen Kassen nach Dienstschluß zum Abruf bereitgestellt und vom Hauptcomputer in den Nachtstunden im "Polling-Verfahren" mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 1200 Baud übernommen. Wie Rolf Heckhuis, der Leiter der Stadtkasse Greven, erklärt, sollen Zug um Zug der gesamte Haushalt sowie das Einwohnermeldewesen auf diese Organisationsform umgestellt werden.

STEINFURT - Die programmierbaren MDS-Terminals sind durch ihre Hardware-Ausstattung sowohl zum rechner-unabhängigen Einsatz vor Ort als auch zum Dialogverkehr mit der zentralen Anlage geeignet: 4 K Hauptspeicher, Schreibmaschinen-Tastatur, Bildschirm, Festkopf-Magnetplattenspeicher (230 400 Bytes Kapazität), Konsol-Drucker mit 30 Zeichen/Sek. und Schnittstelle für die Datenübertragung mit maximal 9600 Baud.

Voll 3735-kompatibel haben die MDS-Stapelfernverarbeitungs-Anlagen IBMs Datenstationen abgelöst, die bei den Kassen installiert waren und sich im praktischen Einsatz "nicht als der Weisheit letzter Schluß" - so Heckhuis - erwiesen hatten: "Die 3735-Terminals der IBM verlangen für eine Buchung ganz bestimmte Eingaben, die erst angenommen und verarbeitet werden müssen, bevor die Datentypistin weiter eintippen kann. Dadurch ist ein kontinuierliches Arbeiten nicht möglich."

Überlappte Eingabe

Bei dem neuen Gerät träfe das nicht zu: "Diese Maschine hat eine überlappende Eingabe und das macht die Erfassung schnell", erläutert der Kassenleiter.

ln der Stadtkasse Greven werden täglich 400 bis 500 Vorgänge gebucht, - von der Kapazität des Belegerstellungs-Systems her ist das kein Problem: "Eine geübte Kraft schafft 200 Buchungen in der Stunde", erklärt Rolf Heckhuis, "das haben wir durchexerziert."

Die Erfassungsbelege werden in der Buchhaltung vorbereitet und bereits EDV-gerecht bei der Maschine angeliefert. Während des Einbuchens wird ein Eingabeprotokoll geschrieben, so daß der Sachbearbeiter sofort sieht, was gebucht wurde. Darüber hinaus kann die Datentypistin am Monitor jede Eingabe kontrollieren, bevor die Daten auf die Magnetplatte weggeschrieben werden. So können Falschbuchungen erkannt und sofort korrigiert werden. Auch diese Möglichkeit bot die 3735 nicht.

Erst laden, dann buchen

Auf die Ausschreibung der Kassen bot IBM die 3741-Terminals gegen das MDS 2300 DPS an. Nach einer Vorführung waren sich allerdings alle Dienststellenleiter einig in ihrer Ablehnung der Diskettenstation:

"Ein System, das in der Bedienung kompliziert ist, können wir einfach nicht übernehmen", war - wie sich Heckhuis erinnert - der einhellige Tenor. Heckhuis:

Bevor überhaupt mit dem Buchen begonnen werden konnte, mußten zehn Programme sehr zeitaufwendig geladen werden."

Heute tippt die Datentypistin morgens lediglich die Hauptbuch-Nummer und das Tagesdatum ein. Erste Arbeit ist dann das Ausdrucken aller Daten, die nach der Verarbeitung im Rechenzentrum nachts an die intelligenten Datenstationen zurückübertragen wurden: der Tagesabschluß mit den Summenfortschreibungen sowie die abgewiesenen Buchungen.

Monatlich 2000 Mark

Für Rolf Heckhuis ist der Einsatz von DFÜ-tauglichen, intelligenten Datenstationen die wirtschaftlichste Form der Datenverarbeitung im kommunalen Bereich: "Zu monatlichen Kosten von rund 2000 Mark, die Maschinenmiete und Leitungsgebühren einschließen, haben wir einen bedienerfreundlichen "Schreibtischcomputer" sowie die Möglichkeit der Datenfernübertragung im Stapel- und Dialogbetrieb".