Anwenderbericht: Programmiersystem STICO

Sprachenvielfalt wird abgebaut

27.08.1976

BAD KREUZNACH - Vor anderthalb Jahren wurde bei den Seitz-Werken das Programmiersystem STICO eingeführt, das von ZEDA in Wuppertal entwickelt worden war. Das Ziel dieser Maßnahme war es, die knappe Programmierkapazität - die Software-Abteilung umfaßt nur fünf Mitarbeiter einschließlich eines kürzlich eingestellten Auszubilden - möglichst sinnvoll zu nutzen und Codieraufwand, insbesondere aber Test- und Umwandlungszeiten zu verringern. Eine Leistung von STICO wirkte sich bereits bei der ersten Vorführung des Systems auf unsere Anlage deutlich aus: die außerordentlich schnelle Programmumwandlung. Als Programmiersystem erstellt STICO aus knappen Anweisungen ein vollständiges Programm und wandelt es sofort in ein lauffähiges Object-Programm um.

Ein Bruchteil der PL/1-Umwandlungszleit

Die Erfahrungen im laufenden praktischen Einsatz bestätigten den ersten Eindruck: Gegenüber den von PL/1 gewohnten Umwandlungszeiten benötigt STICO nur noch einen geringen Bruchteil, der nicht weiter zu Buche schlägt. Weiteres Ergebnis- Der Leistungsumfang des Systems reicht, nicht nur für einfache "Schnellschuß"- Programme, sondern deckt die ganze Aufgabenbreite üblicher kommerzieller Anwendungen ab.

Deswegen beschloß die EDV-Leitung, die Sprachenvielfalt durch einen konsequenten Einsatz des Softwarepaketes abzubauen. Neue Programme werden nur noch in STICO entwickelt. Ausnahmefälle, wie sie auch bei anderen höheren Programmiersprachen vorkommen, müssen erst vom EDV-Leiter genehmigt werden. Bei Änderungen bestehender Programme wird erst geprüft, ob es nicht wirtschaftlicher ist, die Programme gleich in STICO neu zu schreiben.

Bei einem so konsequenten Schritt mußten auch psychologische Barrieren bei unseren Programmieren überwunden werden. Zuerst tauchte

die Idee vom "sinkenden Marktwert" auf, weil man nicht mehr in den gewohnten Sprachen programmieren sollte. Programmieren jedoch ist mehr als reines Codieren; es ist Umsetzung von Aufgaben in EDV-Verfahrensabläufe - und das ist nicht sprachenabhängig. Zudem orientiert sich STICO an bestehenden Programmiersprachen so daß die notwendige Umschulung bei uns nur einen Tag betrug.

Natürlich sind auch Schwierigkeiten aufgetreten, die zum Teil im DOS lagen (beispielsweise keine Verschieblichkeit der DBOMP-Module unter DOS) und zum Teil Fehler im Rahmen einer grundsätzlich überarbeiteten STICO-Version waren. In jedem Fall hat ZEDA sich intensiv und schnell um Bereinigung bemüht.

Durch Revision bestätigt

Aufgrund der Erfahrungen entschlossen wir uns, im Frühjahr 1976 den Mietvertrag für STICO in einen Kaufvertrag zu wandeln. Diese Entscheidung wurde durch die EDV-Revision bestätigt und untermauert. Zur Zeit läuft ein erfolgversprechender Test mit STICO-ETG, dem Entscheidungstabellengenerator für STICO, um zusammen mit diesem Programmiersystem alle modernen Techniken nutzen zu können.

Theo Schneider ist EDV-Leiter bei den Seitz-Werken in Bad Kreuznach.