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20.08.1993

An der Boerse zaehlt ein guter Ruf viel. Aufgrund des aussergewoehnlichen Erfolgs, galt Microsoft daher als erstklassige Anlage. Nun jedoch ist der bei 72,75 Dollar stehende Kurs im Laufe eines Tages um 1,25 Dollar gefallen. Es war der Tag, nachdem das amerikanische Justizministerium angekuendigt hatte, die Untersuchung gegen Microsoft wegen monopolistischer Bestrebungen wiederaufzunehmen.

Novell finanziert die Untersuchung gegen Microsoft. Diese Behauptung wird seit Monaten unwidersprochen ueber alle Informationskanaele der Branche verbreitet. Microsoft-Chef Bill Gates hat die Netzwerk-Company deshalb sogar hinterlistiger Praktiken bezichtigt. Doch eine offizielle Bestaetigung aus dem Hause Novell war bis dato nicht zu bekommen. Das gilt insbesondere fuer die anstehende Wiederaufnahme der Untersuchungen durch das US- Justizministerium.

"Die Welt ist nicht einfach, und schon gar nicht die DV-Welt", verkuendet Richard Finkelstein, President der Performance Computing Inc., Chicago, einen Gemeinplatz. Damit forderte er die Anwender auf, keinem Hersteller zu glauben, der verspricht, Client-Server- Architekturen seien leichter zu handhaben als klassische Mainframe-Umgebungen. Zwar liesse sich die Komplexitaet durch den Einsatz von Standards drastisch verringern, verriet er dem britischen Branchendienst "Computergram" - allerdings mit ebenso drastischen Einbussen auf der Leistungsseite.

Mit Blick auf den derzeitigen Erfolg von Microsoft uebt sich Sun- Chef Scott McNealy in Grundsatzkritik: "Der Kapitalismus braucht offene Schnittstellen. Die Computerindustrie aber ist tragischerweise nicht bereit, sich zu oeffnen." Waehrend Bill Gates versuche, die Branche mit proprietaeren Schnittstellen zu erobern, belehrt McNealy den Branchendienst "Computergram", stehe sein Unternehmen als "Speerspitze der Unix-Gemeinde" auf Seiten der Offenheit.