Nichtmilitärischer Bereich zehn Jahre hinter USA:

Sowjetischer Peripheriemangel schränkt Rechnereinsatz ein

14.11.1980

MÜNCHEN (gr) - Gegenüber dem US-Grad der Computerausstattung im nichtmilitärischen Bereich liegt die UdSSR zehn Jahre zurück. Zu diesem Ergebnis kommt Ruth Heuertz in einem Aufsatz, der kürzlich in der Zeitschrift "Osteuropa-Wirtschaft" erschienen ist. Fehlende Peripheriegeräte tragen zur geringen Auslastung des Maschinenparks bei.

Obwohl die bessere Ausstattung der sowjetischen Wirtschaft und Gesellschaft zu den Hauptzielen des X. Fünfjahresplanes der UdSSR gehörte, liegen den ausgewerteten Presseberichten nach noch keine Informationen über die Installation der IBM 3033-vergleichbaren Ryad 65 vor. Geplant war, in den sechs Städten Minsk, Riga, Leningrad, Tula, Tomsk und Tallinn Timesharing-Zentren einzurichten. Jedes dieser Zentren sollte über eine Kapazität von 20 Millionen Operationen in der Sekunde verfügen. Diese Leistung hätte - von importierten Rechnern abgesehen - nur der 1978 in Produktion gegangene Ryad 65 erbracht. Die Auslieferung des Rechners wurde für Ende 1979 oder Anfang 1980 erwartet.

Die in Wirtschaft und Verwaltung eingesetzten Ryad-Modelle werden, einem Bericht der sowjetischen Wirtschaftszeitung nach, am Tag nur sieben Stunden im Schnitt genutzt. Das sowjetische Planungsministerium hatte für die frei programmierbaren Serien eine Norm von 15 Stunden pro Tag angesetzt. Für die geringe Nutzung macht die Autorin drei Gründe verantwortlich. In der UdSSR fehle es an geschultem Personal, an Ersatzteilen sowie an Betriebsmitteln wie Papier und Farbbändern. Die Drucker seien zu langsam, die Herstellung von Peripheriegeräten halte mit der Produktion der Zentraleinheiten nicht Schritt. In den Produktionsbetrieben werde die Herstellung der peripheren Geräte nicht gefordert, da der Wirtschaftsplan sich leichter durch die Produktion einer einzigen Zentraleinheit erfüllen ließe, statt in unterschiedliche Peripheriemodelle zu diversifizieren. Einige Komponenten,

die dem Verschleiß unterlägen, würden nicht in ausreichender Menge produziert.

Hinzu käme eine aus dem planwirtschaftlichen Wirtschaftssystem stammende Komponente für die geringe Rechnernutzung, erklärt die Autorin. Das finanzielle Anreizsystem für die Beschäftigten eines Betriebes verringere den Bonus, wenn der Plan übererfüllt werde. Der Rationalisierungseffekt eines Rechners jedoch trage erfahrungsgemäß zur Steigerung des Outputs bei.