Fehlende Wachstumspfade sind der wichtigste Kritikpunkt:

Sorgen der /38 Anwender nehmen zu

30.10.1987

FRAMINGHAM (CWN) - Fehlgeschlagen ist die Absicht der IBM, mit ihren öffentlichen Diskussionen über die Midrange-Strategie frustrierte Anwender zu besänftigen. Weitere Spekulationen über den /38- und /38-Nachfolger Silverlake sowie einen zweiten Nachfolger namens Olympia und /38-Erweiterungen haben die Gemüter der Benutzer wiederum in Wallung gebracht.

Einige von der CW-Schwesterzeitung COMPUTERWORLD befragte User teilten mit, sie seien an die Grenzen der Verarbeitungsleistung und Kommunikationsfähigkeiten ihres High-end-Systems /38 Modell 700 gestoßen. Diese Benutzer und deren Systemberater erregten sich über die mangelnden Wachstumspfade und die restriktive Informationspolitik der IBM. Andere Anwender äußerten sich besorgt über die Netzfähigkeiten der /38, die nur zwölf Kommunikationssteuereinheiten unterstützt.

Mehrere Beobachter erklärten, IBM habe Modell-700-Anwendern nicht etwa ein leistungsfähigeres System /38 versprochen, das den Verkaufserfolg eines Nachfolgers beeinträchtigen könnte, sondern ihnen geraten, weitere Prozessoren hinzuzufügen, wenn sie die Leistungsgrenzen ihres Systems erreicht hätten.

In vielen Fällen sei das auch möglich, sagte David Andrews, President von Andrews, Duerr & Manteghian Inc., einer Beratungsfirma, die sich auf das System /38 spezialisiert hat. Eine Ausnahme bilde jedoch der Fall, wenn eine Anwendung oder Datei nicht auf mehrere Systeme aufgeteilt werden könne. IBM erzähle den Usern, sie verdoppele die Leistung alle 18 Monate, so Andrews. Aber jeder frage sich, ob Big Blue nicht vor dem Silverlake noch ein Modell 800 oder Modell 900 auf den Markt bringen werde. Die Zahl der Modell-700-Benutzer, die zu schimpfen und stöhnen beginnen, steigt Andrews zufolge beträchtlich.

Zehn von insgesamt zwanzig seiner Kunden, mit denen Andrews kürzlich sprach, teilten mit, sie hätten sich eine zweite CPU angeschafft oder seien im Begriff, dies zu tun, um mit den Kapazitätsproblemen fertig zu werden. Bei Verwendung einer zweiten CPU trete der Mangel an Kanalverbindungen zutage. Das bedeute, die höchste Übertragungsgeschwindigkeit mit dem X.25-Standard betrage 64 KBit pro Sekunde. Das Speicherkonzept der /38 sei so ausgelegt, daß sich mehrere Zentraleinheiten nicht die Laufwerke teilen könnten. Außerdem entstünden Probleme, wenn Prozessoren über IBMs Distributed Data Management verbunden würden, da dabei kein Record-Locking möglich sei.

Clint Griggs, Systemanalytiker bei der National Association of Letter Carriers in Washington D.C., vertritt die Auffassung, der Silverlake sei keine Lösung für Leute mit Kapazitätsproblemen. Dieser Rechner bedeute eine Übergangslösung für Anwender, die Kompatibilitätsprobleme mit den Systemen /36 und /38 hätten. Der Silverlake sei nicht die Antwort für ihn, sagte Griggs. Und weiter: "Die /38 ist die beste Maschine auf dem Markt. Niemand ist mit seinem Rechner mehr zufrieden als ein /38-Benutzer."

Das, was bisher an Informationen über den Silverlake verbreitet wurde, läßt Griggs vermuten, es handele sich um ein erweitertes System /36, auf dem auch /38-Programme laufen könnten. Er zitierte Mitteilungen, denen zufolge der /3X-Nachfolger als Standard RPG II enthält, RPG III jedoch zusätzlich erworben werden muß.

Ebenfalls im Gange sind Spekulationen über ein System mit der Codebezeichnung Olympia, das auch die /3X-Serie fortsetzen soll. Dem Systemanalytiker zufolge verspricht dieser Rechner eine größere Leistung als Silverlake, könnte jedoch kein echtes /38-System sein. Was er am nötigsten bräuchte, sagte Griggs, wäre ein Wachstumspfad über das Modell 700 hinaus mit mehr Leistung, mehr Speicherkapazität und anderen Erweiterungen, mit denen sich Fehler beim /38-Betriebssystem ausbügeln ließen.