Sorgen bei IBM, Compaq, Dell und anderen

Sorgen bei IBM, Compaq, Dell und anderen Schwacher Jahresauftakt für die PC-Branche

26.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Kurseinbrüche der wichtigsten Anbieter nähren Spekulationen darüber, daß der PC-Boom zu Ende geht. Für IBM, Dell, Compaq und Hewlett-Packard schraubten die Finanzanalysten ihre Prognosen zurück.

Kursrückschläge für IBM waren entscheidend dafür verantwortlich, daß sich der Dow-Jones-Index vergangene Woche nicht dauerhaft über der 10000-Punkte-Marke halten konnte. Das an der New York Stock Exchange gehandelte Papier verlor über zehn Dollar und sank bis Redaktionsschluß auf 167 Dollar.

Ausschlaggebend für den Einbruch war wohl die Einschätzung des Analysten Thomas Kraemer von Morgan Stanley Dean Witter. Er äußerte sich pessimistisch zum Geschäftsverlauf 1999 und setzte das über zwölf Monate prognostizierte Kursziel der IBM-Aktie von ursprünglich 210 auf 195 Dollar hinab. Ein Kollege der Lehman Brothers argwöhnte ebenfalls, sowohl Big Blue als auch Hewlett-Packard würden ihre Umsatzziele nicht ganz erreichen. Das Service-Geschäft der IBM werde wohl nicht so stark wachsen wie erwartet, und bezüglich der Umsätze mit Rechnern und Speicherprodukten sei ebenfalls eine negative Überraschung möglich.

Die finsteren Prognosen relativierte allerdings Soundview-Analyst Gary Helmig: Es sei noch zu früh, eine Aussage zu treffen, da IBM traditionell den größten Umsatz in den letzten Wochen des ersten Quartals generiere.

Im Sog des IBM-Titels fielen die Kurse nahezu aller PC-Anbieter. Um zirka acht Prozent brach die Aktie von Dell Computer ein, nachdem Befürchtungen laut wurden, der einstige Börsenliebling werde im ersten Quartal 1999 deutlich weniger Rechner absetzen als erwartet. Die PCs müßten außerdem aufgrund des immensen Konkurrenzdrucks billiger abgegeben werden als vorgesehen.

Statt mit einem Gewinn von 17 Cent je Aktie rechnen Analysten nun nur noch mit 15 Cent - solche Nachrichten sind Gift für den Kurs, der gegenwärtig (Stand 23. März) nur noch bei 37 Dollar liegt. Der Titel des PC-Direktversenders hatte noch vor einigen Wochen bei 55 Dollar notiert.

Während Dell den Kursrückgang hauptsächlich den Prophezeihungen eines Finanzanalysten verdankt, hat Compaq seinen Börseneinbruch selbst initiiert. Ein Topmanager hatte bereits Ende Februar ausgeplaudert, daß der Absatz von PCs an Unternehmenskunden in den ersten sechs Wochen des Quartals schwach gewesen sei. Viele Analysten haben aufgrund dieser Indiskretion, die allerdings von Compaq bisher nicht offiziell bestätigt wurde, ihre Prognosen nach unten revidiert.

Der Kurswert, der in diesem Jahr schon über 50 Dollar gelegen hatte, schwankt derzeit nur noch um die 30 Dollar. Allerdings war Compaq zuvor ohnehin weniger wegen gutgehender Geschäfte als wegen des Spin-offs der Internet-Tochter Altavista in der Gunst der Anleger gestiegen. Bereits im vierten Quartal 1998 hatte das Unternehmen die Erwartungen der Finanzexperten nicht ganz erfüllt.

Den Negativtrend im PC-Markt haben auch die Hersteller Micron Electronics und der Distributor Ingram Micro beschleunigt. Beide warnten kürzlich vor einer schwachen Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 1999.

In Analystenkreisen herrscht nun Uneinigkeit darüber, ob die Boom-Jahre endgültig vorüber sind. Der extreme Preisverfall im Consumer-Markt, die steigende Nachfrage nach Thin-Client-Produkten und die Investitionszurückhaltung der Jahr-2000-geschädigten Unternehmen scheinen die Skeptiker zu bestätigen. Sollte der Markt wieder anziehen, wird Direktanbietern wie Dell und Gateway am ehesten zugetraut, an alte Glanzzeiten anzuknüpfen.