Hersteller verhandelt mit Samsung über gemeinsame Fabrik

Sony will flache Displays selbst bauen

03.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Markt für Flachbildschirme (LCDs) wächst kräftig. Eine Entwicklung, die der japanische Elektronikhersteller Sony anscheinend verschlafen hat. Um den Anschluss nicht zu verlieren, will der Konzern eine eigene Produktion aufbauen - am liebsten gemeinsam mit dem koreanischen Hersteller Samsung.

"Samsung und Sony stehen in noch Verhandlungen", vertröstete ein Sprecher von Samsung die Medien Anfang vergangener Woche. Noch sei weder entschieden, ob die beiden Elektronikkonzerne überhaupt kooperieren werden, noch wie die Zusammenarbeit im Detail aussehen soll. "Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten", sagte Chu Woo Sik, Leiter der Investment-Relations-Abteilung der Koreaner. Spekuliert wird vor allem über die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zur Herstellung von TV- und Computerflachbildschirmen.

Hat Sony das Wachstum des LCD-Markt unterschätzt?

Bislang ist Sony der einzige große Anbieter, der über keine eigene Fertigung verfügt. Displays und Komponenten für seine PC- und Fernsehbildschirme kaufte das Unternehmen bislang von Fremdfirmen, unter anderem Samsung, ein. Offensichtlich war das enorme Wachstum des Marktes für Liquid Crystal Displays (LCDs) unterschätzt worden. Marktforschern zufolge soll sich der Absatz der Geräte bis 2007 jährlich nahezu verdoppeln. Auch wenn die Preise langsam zu bröckeln beginnen, ist dies dennoch ein üppiger Kuchen, von dem sich eine Reihe großer Konzerne ein Stück einverleiben möchten - jüngstes Beispiel ist die Ankündigung des PC-Herstellers Dell, ebenfalls in diesen Markt einzusteigen. Auch die Texaner werden ihre Produkte von Samsung produzieren lassen.

Mit Blick auf den schärfer werdenden Wettbewerb teilte Sony-President Kunitake Ando im Mai dieses Jahres mit, ab 2005 eigene flache Displays produzieren zu wollen. Allerdings gilt der Aufbau einer Fabrik als sehr teuer, so dass es nicht weiter verwundert, dass Sony die Investitionen nicht alleine tragen will. Im Moment spricht der Konzern daher eigenen Angaben zufolge nicht nur mit Samsung, sondern gleich mit einer Reihe von potenziellen Partnern.

Am liebsten wäre den Japanern aber wohl Samsung. Das Unternehmen ist Spezialist für die Massenproduktion der Bildschirme und könnte sich durch ein Joint Venture mit Sony eines großen und zuverlässigen Abnehmers sicher sein.

Samsung und Sony stehen sich schon länger nahe

Hinzu kommt, dass die beiden Konzerne bereits Erfahrungen miteinander haben. Seit zwei Jahren kooperieren sie erfolgreich im Bereich Memory Sticks. Hier ist Samsung Lizenznehmer der Sony-Technologie. Erst kürzlich wurde dieser Vertrag dahingehend erweitert, dass die Koreaner die Produkte nicht nur herstellen, sondern auch unter eigenem Namen vertreiben dürfen. Nicht zuletzt dürfte Samsung auch ein interessanter Partner für Sony sein, weil der Konzern sich bereits dazu bekannt hat, sein Engagement in dem Segment weiter zu verstärken. Bis zu 15 Milliarden Dollar soll in den nächsten sieben Jahren in die Herstellung von Flachbildschirmen investieren.

Samsung wächst schneller als der Wettbewerb

Zwar ist Samsung Marktforschern zufolge nicht das größte, doch immerhin das am schnellsten wachsende Unternehmen im Bereich Flachbildschirme. Wie die Analysten von Display Search Mitte dieses Jahres feststellten, expandierte das LCD-Geschäft der Koreaner im ersten Quartal 2003 um 57 Prozent gegenüber dem vorhergehenden Quartal. Mit einem Anteil von rund 20 Prozent rangiert das Unternehmen zwar noch weit hinter dem japanischen Weltmarktführer Sharp, der mehr als 40 Prozent Anteil im weltweiten Markt hält. Doch im Gegensatz zu Samsung musste Sharp knapp zehn Prozent seiner Marktmacht abgeben. Auch für den Elektronikallrounder Sony, weltweit die Nummer drei, reduzierte sich der Marktanteil und fiel von acht Prozent im Schlussquartal 2002 auf 6,4 Prozent in den ersten drei Monaten dieses Jahres. (rs)