Solange noch keine Software existiert:Manpower für die DB-Administration

18.01.1980

MÜNCHEN (CW) - "Die meisten Leute kommen zur Datenbank, wie die Jungfrau zum Kind", erläutert Peter Endebrock vom Regionalen Rechenzentrum Niedersachsen seine Datenbank-Erfahrungen aus dem Beratergeschäft. Dabei werden die organisatorischen Probleme häufig vernachlässigt, was sich durch den rechtzeitigen Einsatz eines Datenbank-Administrators vermeiden ließe. Als Zukunftsvision erwägt ein Hersteller, die Reorganisations-, Kontroll- und Optimierungsarbeiten über entsprechende Software wahrnehmen zu lassen.

Eine Datenbank, die den Benutzer über drei Sekunden auf seine Antwort warten läßt, verdient den Namen "anwenderfreundlich" nicht. Vielmehr stellt sie ein Ärgernis für den Sachbearbeiter und diejenigen dar, die sich für den Kauf des Systems eingesetzt und Entwicklungsarbeiten für die Firmware geleistet haben. Ärgerlich und teuer, wenn bei kleinen, berechtigten Änderungswünschen seitens der Anwender alle Datenbank-Programme umgeschrieben werden müssen. In solchen Fällen, so äußert sich Ernst Kelting von der MSP GmbH Rellingen, fehlte vorher eine vernünftige Datenbank-Administration, was leider erst dann entdeckt werde, wenn das Kind im Brunnen liegt.

Die Ansichten der Datenbank-Profis über die Notwendigkeit eines Administrators gehen auseinander: Die einen nennen wir sie die gemäßigte Gruppe hält den Administrator nur dann für notwendig, wenn die Datenbank eine gewisse Komplexität erreicht hat und den Ansprüchen eines heterogenen Benutzerkreises genügen soll. Hier, so meinen ihre Vertreter, habe er Koordinations-, Verwaltungs-, Überwachungs- und Optimierungsaufgaben für alle Zugriffsberechtigten zentral zu erfüllen.

Die radikalen Verfechter des Konzeptes der Datenbank-Administratoren, zu denen beispielsweise Gerhard Häberlein, EDV-Berater für Software-Entwicklung, zählt (vergleiche CW Nr. 27 bis 34/77, jeweils Seite 8), sprechen sich für die Bestimmung eines Datenbank-Administrators bereits im Planungsstadium einer Datenbank aus. Hier, so Häberlein, habe der Verwalter vorbereitende statistische Untersuchungen über Datenfelder, Dateien, Häufigkeit des Vorkommens und der Abfrage bestimmter Sätze wie Änderungshäufigkeiten zu untersuchen sowie bei der Auswahl eines geeigneten Systems Hilfe zu leisten. Natürlich brauche diese Arbeit kein Full-time-Job zu sein, sondern könne in Personalunion 4 mit anderen Aufgaben erledigt werden. Am besten bestimme man einen Mann aus den eigenen Reihen, der sich in den Besonderheiten des Unternehmens auskenne, etwas programmieren könne sowie über einige Anwendungskenntnisse verfüge. Auch bei der IBM /38 werde ein Administrator gebraucht, da zumindest ein Mitarbeiter die I/0-Relationen durchblicken müsse, um utopische Antwortzeiten zu vermeiden.

Die Aufgabenstellung eines Datenbank-Administrators läßt sich von der Zielsetzung her in zwei Hauptgeboten zusammenfassen. Er sorgt für Redundanzarmut in den Dateien und versucht als zentrales Organ, die Wartezeiten für die unterschiedlichen Benutzerkreise auf ein Minimum zu beschränken. Diese Ziele erreicht der Administrator, indem er über alle Kontrollblöcke, Speicherplätze und die Performance informiert ist, außerdem Vorbereitungen zu Sicherungs- und Reorganisationsabläufen trifft. Bezüglich der Anwendung arbeitet er bei der Entwicklung neuer Projekte mit, ist am Design von Schnittstellen beteiligt, erarbeitet zusammen mit den Anwendern die Datenlogik und das Datenbank-Design, unterstützt, durch seinen Informationsvorsprung besonders befähigt, die Anwender allgemein in Situationen, mit denen sie allein nicht fertig werden, und arbeitet schließlich in all den Projektgruppen mit, die irgendwie mit EDV zu tun haben.

Wegen der anfallenden Tuning-Arbeiten empfiehlt es sich, so Häberlein, einen technisch interessierten DV-Mitarbeiter zum Administrator zu bestimmen. Grundsätzlich, so meinte man auf seiten eines Herstellers, können Aufgaben der Effizienz-Maximierung bei Datenbanken, der Definition, Dokumentation und des Datenschutzes auch von der entsprechenden Software wahrgenommen werden. Nur müssen sie erfüllt werden, meint Endebrock, will man die verwaltungstechnischen Probleme in den Griff bekommen. "Eine Koordination ist auf jeden Fall sinnvoll." Ob der Betreffende nun Systemanalytiker für DB oder Administrator heißt oder ob er sich wie bei der BASF, Organisator nennt, bleibt dabei ohne Bedeutung.