Peoplesoft, Baan, Siebel und SAP atmen durch

Softwarebranche sieht Hoffnungsschimmer

31.01.2003
MÜNCHEN (CW) - In den großen Softwareunternehmen keimt ein wenig Hoffnung auf. Umsatz und Profit fielen in den letzten Quartalen teils besser aus als erwartet. Allerdings sind die guten Nachrichten mit Vorsicht zu genießen: Sie entsprechen lediglich den zuvor reduzierten Erwartungen der Analysten.

Für die großen Unternehmen, die um die Vormacht bei kommerzieller Software kämpfen, geht es momentan nicht um Umsatzsteigerungen und Gewinnsprünge. Vielmehr liefern sich SAP, Peoplesoft, Siebel, Baan und Oracle einen Verdrängungswettbewerb. Dieser fällt für die Firmen unterschiedlich aus.

Peoplesoft, Anbieter von ERP- und CRM-Software, hatte in der Vergangenheit immer mit positiven Ergebnissen aufwarten können. Im abgelaufenen vierten Geschäftsquartal verharrte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum praktisch unverändert bei 57,4 Millionen Dollar (viertes Quartal 2001: 57,8 Millionen Dollar) beziehungsweise 18 Cent (18 Cent) pro Aktie. Der Umsatz fiel in dieser Zeit um 5,1 Prozent von 539,7 auf 512,3 Millionen Dollar. Die Umsätze aus dem Lizenzgeschäft sanken um 18 Prozent auf 143 Millionen Dollar.

Anders Siebel. Das Unternehmen, das sich immer wieder gegen Verfolger SAP zur Wehr setzt, musste einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Umsatz des CRM-Spezialisten ging im Vergleich zum Vorjahr im vierten Quartal um 19,1 Prozent auf 394,7 Millionen Dollar zurück. Problematischer noch ist die Tatsache, dass die Erlöse aus den Softwarelizenzen um 37,1 Prozent auf 157,4 Millionen Dollar abstürzten. Die Umsätze für Services, Pflege und Wartung der Software stagnierten.

Die unerfreuliche Geschäftsentwicklung spiegelte sich auch in der Endabrechnung wider: Konnte Siebel im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch einen Profit von 65,9 Millionen Dollar einstreichen, gilt es dieses Jahr, einen Nettoverlust von 38 Millionen Dollar und einen operativen Verlust von 67,2 Millionen Dollar zu verschmerzen. Allerdings hätte Siebel einen Nettogewinn von 23,4 Millionen Dollar auf der Habenseite verbuchen können, wären da nicht 95,9 Millionen Dollar für Umstrukturierungskosten angefallen.

Auch auf das gesamte Geschäftsjahr 2002/03 gesehen kann Siebel sich nicht freuen: Der Umsatz fiel um 21,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar. Der operative Verlust summierte sich auf 94,3 Millionen Dollar, der Nettoverlust auf 35,7 Millionen Dollar. Im Vorjahr hatte Siebel sich noch über einen operativen Gewinn von 357,9 Millionen Dollar freuen können (2001/02: Nettogewinn 254,6 Millionen Dollar).

Eine schlechte Nachricht für Siebel ist auch, dass Paul Wahl als President und Chief Operating Officer (COO) Ende März 2003 zurücktreten wird.

Auch Baan, die Tochter des britischen Maschinenbauers Invensys, muss den Gürtel enger schnallen. Das Unternehmen, das sich ebenfalls - zumindest in Industrieteilbereichen - als Konkurrent von SAP fühlt, hatte im Halbjahr 2002/03 (Ende: 30. September 2002) mit Umsatzrückgängen zu kämpfen.

Im Invensys-Geschäftsbereich Production Management, den im Wesentlichen Baan bestreitet, fiel der Absatz im ersten Halbjahr 2002/03 auf 1,1 Milliarden Pfund. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Vertrieb noch knapp 1,2 Milliarden Pfund eingebracht. Allerdings stieg der operative Gewinn von 24,3 auf 34,9 Millionen Pfund.

Allgemein, kommentiert das Unternehmen, hielten sich die Konzerne mit Investitionen für Equipment jeder Art zurück. Invensys konstatiert für seine Baan-Tochter, dass der Erlös im IT-Service-Segment der Gruppe Baan-Wonderware-Avantis gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen ist. Schuld hieran seien die rapide gesunkene Nachfrage am Markt sowie die erheblichen Entwicklungskosten für "Archestra". Hierbei handelt es sich um die im September 2002 vorgestellte neue Softwarearchitektur für Industrieanwendungen. Deren Markteinführung ist für das erste Vierteljahr 2003 geplant.

Einen kleinen Lichtblick könnte Oracles Prognose für das dritte Quartal (Ende: 31. Mai 2003) darstellen. Die Ausführungen von Finanzvorstand Jeffrey Henley waren allerdings nur begrenzt aussagekräftig: Danach geht das zweitgrößte Software der Welt davon aus, dass die Talsohle durchschritten sei. Im neuen Geschäftsjahr könne man mit "marginalen Verbesserungen" rechnen.

SAP-Umsatz leicht verbessert?

Die SAP AG wird die Ergebnisse ihres vierten Quartals und des Gesamtjahres 2002 am 30. Januar (nach Redaktionsschluss) präsentieren. Das Unternehmen erwartet nach einer ersten Analyse der vorläufigen Geschäftszahlen im vierten Quartal 2002 einen Softwarelizenzumsatz von ungefähr 950 Millionen Euro.

SAP rechnet ferner damit, dass der Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2002 leicht über dem Vorjahreswert liegen wird. Dieser betrug 7,341 Milliarden Euro. Darüber hinaus rechnet SAP damit, dass die operative Marge (ohne Berücksichtigung der anteiligen Kosten für aktienbezogene Vergütungsprogramme sowie akquisitionsbedingter Aufwendungen) im Jahr 2002 um mindestens einen Prozentpunkt über dem Vorjahreswert von 20 Prozent liegen wird. (jm)