Software-Qualität

08.04.1988

Der Verein zur Förderung der Deutschen Software-Industrie schrieb einen besorgten Brief an die Bundesregierung (CW Nr. 12 vom 18. März 1988). Die Software-Industrie sei "eine Branche unter größter Bedrohung". Die Hersteller verlangen einen besseren juristischen Schutz, damit gegen Software-Piraten und Raubkopierer schärfer vorgegangen werden könne. Experten wie der Rechtsanwalt Christoph Zahrnt und der Hamburger Informatik-Professor Klaus Brunnstein halten nichts von Schnellschüssen des Gesetzgebers oder einer Verharmlosung des Qualitätsproblems durch die Anbieter (siehe Gastkommentar und Seite 12).

Das Problem des unzulänglichen Produktschutzes betrifft in der Tat die Software-Hersteller selbst. Software-Piraterie könnte in der Tat leicht verhindert werden - da haben Zahrnt und Brunnstein recht - wenn die Programm-Anbieter endlich ein Markenartikel-Bewußtsein entwickeln würden. Das fängt bei der Produkthaftung an. Hier lieqt noch vieles im argen. Man frage die Anwender. Wer nach dem Gesetzgeber ruft, selber aber nichts tut, um die Kunden zu schützen, der wirkt unglaubwürdig. Insofern kann man den Verfassern der "Klage"-Schrift eigentlich nur dankbar sein, daß sie eine Diskussion über die Qualität von Fertig-Software in Gang gesetzt haben. Vielleicht war das sogar beabsichtigt.