Ein Entwicklungs-Tool soll elektronische Marktplätze erschließen

Software AG tanzt mit Java Bolero

13.03.1998

"Für die SAG ist Bolero die aufwendigste Produkteinführung der 90er Jahre", sagt Helmut Wilke, Mitglied der SAG-Geschäftsführung. Das Werkzeug, das aus einer Sprache, einem Compiler, einem Team-Repository und dem Laufzeitsystem "Bolero Application Server" besteht, ist für Entwickler gedacht, die Server-Komponenten schreiben wollen.

Der Compiler erzeugt Java-Byte-Code. Er werde dem entsprechen, der von der Version 1.2 des Sun Java Developer Kit (JDK) generiert wird, das ab Juni 1998 verfügbar sein soll. Der Application Server ergänzt Java Virtual Machines um Bolero-eigene Klassenbibliotheken und Datentypen wie "Decimal". Dieser Typ etwa erlaubt kaufmännisches Rechnen mit Geldwerten. Zudem gibt es eine Typklasse für internationale Zeichenketten auf der Basis von Unicode sowie Musterklassen für strukturierte Datentypen wie Arrays, Listen oder Hash-Tabellen. Java- und Bolero-Klassen können sich wechselseitig instanzieren, Eigenschaften voneinander erben oder Methoden aufrufen.

Die Werkzeugsprache weist laut SAG einen hohen Abstraktionsgrad auf. Das entbinde die Entwickler von "komplexen Java-Details", allerdings nicht von Kenntnissen über Objektorientierung. Unabhängigkeit vom Objektmodell DCOM oder Javabeans sollen dafür geschaffene Schnittstellen gewährleisten. Diese Interfaces ermöglichen auch die Integration von Fremdkomponenten in Bolero-Applikationen. So können etwa R/3-Module über die BAPI-Schnittstellen mit den Byte-Code-Komponenten kommunizieren.

Da die Methoden über einen Dokumentationsteil verfügen, wird Dokumentation der Komponenten zu einem syntaktischen Element der Sprache. Persistenz, also die Fähigkeit eines Objekts, dauerhaft zu existieren und somit mehrfach verwendbar zu sein, bis es explizit gelöscht wird, implementiert der Bolero-Entwickler mittels eines Schalters als Klasseneigenschaft.

Das Repository enthält Informationen über die Klassendefinitionen, Packages und Projects, den generierten Bytecode sowie Referenzen auf externe Komponenten. Möglichkeiten der Versionierung und Konfiguration sollen in späteren Bolero-Releases verwirklicht werden.

Für den Zugriff auf relationale Daten stellt das SAG-Tool, das in Java codiert ist, das Konzept "Object-relational Mapping" bereit. Die Zuordnung von Objekten und Attributen zu Datenbanktabellen und -spalten sei für die Entwickler transparent. Eine Mapping-Komponente erzeugt Tabellen für persistente Klassen im Datenbankschema, Spaltendefinitionen aufgrund von Attributdefinitionen und verbindet Bolero-Klassen mit SQL-Datentypen. Datenbankabfragen lassen sich in der Object Query Language (OQL) formulieren.

Mit Bolero sollen, so die Erwartung der Darmstädter, große Geschäftsanwendungen entstehen, die Internet-fähig sein können. Dazu ist Transaktionsfähigkeit gefragt, zum Beispiel zur Optimierung gleichzeitiger Datenbankzugriffe durch mehrere Benutzer. Für die Transaktionskontrolle stehen dem Bolero-Entwickler spezifische Objekte zur Verfügung.