Schulterschluss gefordert

Software AG befürchtet Übermacht der US-Konkurrenz

23.03.2009
An der Software AG geht die Weltwirtschaftskrise bis dato spurlos vorbei. Sorgen macht dem zweitgrößten deutschen Software-Konzern vielmehr die Übermacht der amerikanischen Konkurrenten.

Während die US-Riesen immer größer würden, drohe die europäische IT-Branche den Anschluss zu verlieren, warnte Software-AG-Chef Karl-Heinz Streibich im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Es gebe zum Beispiel in Deutschland nur wenige wirklich international agierende IT-Unternehmen. "Wir müssen uns deshalb verbünden, um eine entsprechende Alternative zu den IT-Riesen in den USA zu bilden."

In Übersee folgt eine Übernahme der anderen: Der Computerkonzern Hewlett-Packard (HP) hat im vergangenen Jahr den IT-Dienstleister EDS übernommen. Oracle versucht durch andauernde Zukäufe, dem europäischen Branchenprimus SAP den Rang bei Unternehmenssoftware abzulaufen. Und aktuell wird IBM ein Interesse an Sun Microsystems nachgesagt.

Eigene Übernahmen

Die Software AG hat zuletzt die Mehrheit am 120 Mitarbeiter starken Leipziger Wettbewerber itCampus erworben. Der Konzern selbst hat rund 3500 Beschäftigte und kann sich laut Finanzchef Arnd Zinnhardt auch eine kräftige Vergrößerung vorstellen. "Wir könnten aktuell wohl eine Finanzierung über 300 bis 400 Millionen Euro organisieren", sagte er dem Magazin "Euro am Sonntag". Es gebe auch immer einige Firmen, die man sich anschaue. "Aber in den nächsten Monaten kommt da wahrscheinlich nichts."

Die Darmstädter zeigen sich unbeeindruckt vom globalen Abschwung und haben ihr Geschäft sogar zuletzt noch ausgeweitet. "Es ist in der Tag so, dass uns die Finanzkrise operativ bisher nicht tangiert", sagte Zinnhardt. Das hätten die Zahlen fürs Schlussquartal 2008 gezeigt. "Und wir sehen auch bislang im laufenden Quartal keine wesentliche Veränderung." Der Finanzvorstand stellte sich ausdrücklich hinter das Ziel, im laufenden Jahr den Umsatz währungsbereinigt um vier bis acht Prozent zu steigern und eine operative Marge von 24,5 bis 25,5 Prozent zu erreichen.

Geschäft durch die Krise

Flaggen über der Software-AG-Zentrale in Darmstadt
Flaggen über der Software-AG-Zentrale in Darmstadt
Foto: Software AG

"Unsere Pipeline ist gut", sagte Zinnhardt. Er erhofft sich aus der Krise selbst vermehrt Geschäft. "Wir werden neue aufsichtsrechtliche Strukturen und Regularien sehen." Dafür, so hofft der Finanzchef, brauchen die Banken mehr Rechner und entsprechend auch mehr spezielle Software. Zudem müssten die Kreditinstitute ihre Prozesse weiter verschlanken und vereinheitlichen. "Wenn man sich unser Produktangebot anschaut, können wir einen Nutzen aus der aktuellen Situation haben." (dpa/tc)