Japanischer Mischkonzern setzt Expansion fort

Softbank übernimmt Mehrheit an Kingston

23.08.1996

Der Kauf soll über mehrere Tranchen abgewickelt werden. So ist vorgesehen, daß die beiden Kingston-Gründer und derzeitigen Besitzer David Sun und John Tu einen Anteil von unter fünf Prozent an neu auszugebenden Softbank-Aktien im Wert von 425 Millionen Dollar erhalten. Zusätzlich wurden für dieses und das kommende Jahr weitere Zahlungen vereinbart, deren Höhe allerdings von den Erträgen des Unternehmens abhängt.

Softbank, 1981 von Masayoshi Son, einem in Amerika ausgebildeten Japaner koreanischer Abstammung, gegründet, ist der größte Softwaredistributor in Japan. Darüber hinaus hat sich die Firmengruppe im Zuge eines stürmischen Expansionskurses zum mittlerweile weltweit größten Herausgeber von Computerzeitschriften und Büchern sowie Veranstalter von High- Tech-Messen entwickelt. So wurde Anfang 1995 für 800 Millionen Dollar die US-amerikanische Interface Group gekauft - ein Unternehmen, das Computermessen und -kongresse, darunter die Comdex, organisiert. Im Herbst 1995 folgte für 1,2 Milliarden Dollar die Übernahme des US-Fachverlages Ziff-Davis Publishing Corp. Zudem haben sich die Japaner in jüngster Zeit mit knapp 200 Millionen Dollar an 30 Internet-Firmen (darunter Yahoo, US-Web und Cybercash) beteiligt. Im Ende März 1996 beendeten Geschäftsjahr 1995 erzielte Softbank mit rund 6000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,5 Milliarden Dollar.

Das Management um Softbank-Chef Son sieht in der Mehrheitsbeteiligung an Kingston Technology eine strategische Ergänzung des eigenen Netzwerkes an Firmen, die auf dem PC-Markt der Zukunft Schlüsselpositionen besetzen sollen. Dabei spiele die Speichertechnologie für den Hardware- und Softwaremarkt eine zentrale Rolle. Zudem sei der Speichermarkt - zumindest in einigen Bereichen - das derzeit am schnellsten wachsende Segment des Halbleitermarktes, heißt es weiter. Experten zeigten sich indes vom jüngsten Softbank-Engagement in der von zyklischen Schwankungen und einem Preisverfall gekennzeichneten Hardwarebranche eher überrascht vereinzelt wird sogar von einem Kaufrausch der Japaner gesprochen.

Unabhängig davon wird King- ston Technology als eine Art Filetstück im Bereich der Fertigung von Memory-Boards bezeichnet. Die 1987 als "Garagenunternehmen" gegründete Company konnte 1995 mit rund 500 Beschäftigten einen Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar (der Gewinn vor Steuern betrug Firmenangaben zufolge 147 Millionen Dollar) verbuchen und gilt als einer der führenden Hersteller von Speichererweiterungs-Modulen.