Soft Skills entscheiden über Projekterfolg

31.08.2006
Von Iris Oltman
Professionelle Kommunikation ist in Projekten mehr als die halbe Miete. Eine neue Seminarreihe der COMPUTERWOCHE gibt praktische Tipps.

Wachsender Kostendruck führt in der IT zu den immer schärfer gestellten Fragen: Woran scheitern Projekte? Warum verzögert sich die Fertigstellung? Wie lässt sich die Qualität steigern? Befragungen und Analyse zeigen: Es wird zu wenig und nicht strukturiert genug miteinander kommuniziert. Unternehmen haben immer wieder neue Formen der Zusammenarbeit in der Softwareentwicklung erfunden und eingeführt (oder zumindest einzuführen versucht, wenigstens aber heftig diskutiert). So entstanden die "Wasserfallmethode" oder das "Reengineering" von IT-Projekten.

CW startet neue Seminarreihe

Die computerwoche hat in Zusammenarbeit mit erfahrenen Trainern ein neues Kursangebot entwickelt. Ab September finden die bewährten "Powerseminare" zu weichen Themen statt. Jedes Seminar berücksichtigt jeweils einen einzelnen Aspekt von Soft Skills: Angefangen von Organisation und Moderation von Kick-off-Sitzungen bis hin zur Kommunikationsplanung in Projekten. Insgesamt besteht das Konzept aus zwölf eintägigen Seminaren, von denen im ersten Zug sechs angeboten werden. Jeder Kurs kann einzeln gebucht und besucht werden. Alle Themen finden auch als Inhouse-Schulung statt. In den offenen Seminaren in München und in Bonn/Siegburg arbeiten die Referenten in kleinen Gruppen und berücksichtigen die Wünsche der Teilnehmer.

Fokussierte Inhalte

Die Inhalte sind stark fokussiert - ein Thema pro Seminar. Die Lehrmethoden sind auf die Teilnehmer zugeschnitten, Beispiele sind aus der Branche und an der IT-Denkweise orientiert, und der Wissenstransfer soll durch Tools erleichtert werden.

In der ersten eintägigen Veranstaltung, die jeweils am 15. September in München und am 6. Oktober in Bonn stattfindet, geht es um die Organisation von Kick-off-Sitzungen (www.idg-veranstaltungen.de/kickoff).

Am 22. September heißt das Seminarthema in München dann "Ziele klar definieren" (www.idg-veranstaltungen.de/ ziele).

Eine Woche später in Bonn widmet sich die Referentin, Iris Oltman, der "Kommunikationsplanung als Teil des Projektplans" (www.idg-veranstaltungen.de/planung). Der Kurs wird am 20. Oktober in München wiederholt.

Seminarprogramm online

Nähere Informationen erteilen Sabine Schwehr unter der Telefonnummer 089/36086 - 413 oder per E-Mail sschwehr@idgbusiness.de, beziehungsweise Heike Ollig unter der Telefonnummer 0228/981 64-0 oder per E-Mail Heike.Ollig@synergie-vd.de.

Das gesamte Programm steht unter www.idg-veranstaltungen. de zur Verfügung. (hk)

In neuerer Zeit sollen durch "Extreme Programming" (XP) Fehler früher entdeckt, Ergebnisse schneller diskutiert und so die Entwicklung insgesamt verbessert werden. "Agiles Projekt-Management" versucht vor allem, die Missverständnisse zwischen Kunden und IT-Entwicklern sowie im Entwicklerteam selbst zu reduzieren mit dem Ziel, neue Strukturen der Projekt-Zusammenarbeit einzuführen.

Wenn sich Teams abschotten

Vor allem die neuen Ansätze erfordern aber Projektleiter und Teammitglieder mit einem hohen Maß an Teamfähigkeit und kommunikativer Kompetenz. Nun zeigen jedoch Untersuchungen, dass gerade diese Fähigkeiten in vielen IT-Projekten nicht ausreichend vorhanden sind. In seiner Untersuchung zum Thema "Escalating Commitment als Ursache gescheiterter DV-Projekte" stellt Dieter Hertweck fest, dass es immer wieder zu eskalierenden Konflikten kommt, bei denen abweichende Meinungen von außen nicht mehr zugelassen werden. Das Team ist in solchen Situationen bereit, brisante Entscheidungen selbst zu fällen, wenn sich so das eigene Vorgehen rechtfertigen lässt. Der negativen Entwicklung ist nur durch eine veränderte Qualität des Austauschs und der Kommunikation zu begegnen.

Wie wichtig es ist, die Denkgewohnheiten und Sichtweisen der Beteiligten zu berücksichtigen, wenn nach Lösungen für die Engpässe gesucht wird, darauf weist auch der Münchner Wirtschaftsinformatik-Professor Helmut Krcmar hin. Softwareentwicklung und die dazu benötigten Fähigkeiten führen demnach zu Kommunikationsschwierigkeiten mit Leuten, die ein anderes Denken gewöhnt sind. Tragfähige Lösungen müssen das berücksichtigen.

Vor allem beim Thema Soft Skills sind Widersprüche zu erkennen. Das beginnt schon bei der Definition des Begriffs. Klassisch werden die "weichen" Fähigkeiten als kommunikative Kompetenz, aktive und passive Konfliktfähigkeit sowie Empathie, die Fähigkeit also, die Bedarfslage und Weltsicht eines anderen zu verstehen, umschrieben. Sie lediglich als persönliche Eigenschaft zu verstehen - im Sinne von sympathisch oder nicht - weist auf ein Missverständnis, das vielleicht einen Hinweis auf Lösungswege beinhaltet. Soft Skills, im Sinne der oben genannten breiteren Definition, lassen sich trainieren, sympathisch sein eher nicht. Muss also ein breiterer, genauerer Begriff von Soft Skills erarbeitet werden, um zu verstehen, woran es IT-Projekten fehlt?

Der widersprüchliche Umgang mit dem Thema Soft Skills zeigt sich auch, wenn in Softwareunternehmen und IT-Abteilungen die Wichtigkeit des Themas beschworen, Projektleiter zu Seminaren geschickt und - wie beim Thema XP - atemberaubende Konzepte entwickelt werden, eine grundlegendere, systematische und systemische Auseinandersetzung aber nicht stattfindet. Wird das Thema aufgegriffen, und das geschieht ja immer öfter, so wird nach der Analyse möglichst schnell der Rückzug auf vertrauteres Terrain angetreten: Schicken wir die Projektleiter mal zu einem Seminar. Aber was soll trainiert werden?

Ein gängiges Kommunikationsseminar kann nicht die Lösung sein, wenn die Problematik eine spezielle ist, weil die IT-Teilnehmer ein eigenes, berufsspezifisches Denken mitbringen. Was gebraucht wird, sind gezielt für die Branche und ihre spezifischen Engpässe entwickelte Kurse, die möglichst in allen Aspekten - Inhalte, Lehrmethoden, Transferunterstützung, Organisation des Lernens - auf die Teilnehmer aus der IT zugeschnitten sind. Was gebraucht wird, ist eine klare, nachvollziehbare Definition der in IT-Projekten erforderlichen Kompetenzen und ein didaktisches Konzept, wie diese zielgruppengerecht vermittelt werden können. (hk)