Sloman-Bank Hamburg, Düsseldorf, München und Essen:DFÜ-Lösung zum alten Hardware-Preis

01.08.1975

Von Wollgang Tutas Exklusiv für CW

HAMBURG - Seit Januar 1975 läuft bei uns eine Datenfernverarbeitungsanwendung für den Datenaustausch zwischen dem Hauptsitz der Sloman-Bank in Hamburg und unseren Filialen in Düsseldorf, München und Essen, die trotz erheblich höherer organisatorischer Vorteile die gleichen Kosten verursacht wie unsere vorherige Lösung mit insgesamt sieben MDT-Anlagen.

Die Sloman-Bank ist eine überregionale Privatbank mit 225 Angestellten (Bilanzsumme 355 Millionen Mark). Schwerpunkt unserer Arbeit ist das Kredit-, Effekten- und das Auslandsgeschäft. Seit Jahren verwandten wir MDT-Anlagen allein drei in Hamburg. Die Insellösungen mit Hardware von Philips und Nixdorf kostete insgesamt siebenmal 3000 Mark, also 21 000 Mark Monatsmiete.

Forderung für die Einführung der Datenfernverarbeitungswar, daß diese Kostenschwelle nicht überschritten werden durfte.

Alles aus einer Hand

1973 machten wir eine Ausschreibung und entschieden uns für eine NCR-Lösung nicht zuletzt deshalb, weil dieser Hersteller auch die entsprechenden peripheren Systeme und Erfassungsgeräte liefern konnte, so daß wir das gesamte System aus einer Hand von nur einem Hersteller beziehen konnten, der dann auch die Verantwortung für das Zusammenspiel von Hardware und Software übernehmen mußte.

Wir waren die ersten Kunden in Europa, mit denen NCR ein Zusammenspiel der Hardware Century 150 für die Zentrale und NCR 754 Remote-Multiplexern für die Filialen realisierte. Die Entscheidung fiel nicht zuletzt auch deshalb für NCR, weil wir als Pilot-Kunde die komplette Software kostenlos geliefert bekamen.

Die Century 150 in Hamburg ist mit 48 K, zwei Magnetplatten Ó 30 Mio. Bytes, einem Schnelldrucker (72 000 Zeilen pro Stunde) und einem Multiplexer für die Datenfernübertragung ausgestattet (Monatsmietpreis 15 000 Mark). Je 3000 Mark Monatsmiete fallen in den drei Filialen für das freiprogrammierbare Terminal-System 754 mit 8 K Hauptspeicher, Ein-/Ausgabedrucker für 12 000 Zeilen pro Stunde, und drei Anschlüssen für lokale Peripherie an.

Wir nutzen dieses Remote-Multiplexer-Terminalsystem für Simultanverarbeitung, indem wir gleichzeitig über ein mit Magnetbandkassette ausgestattetes Erfassungsterminal NCR 275 erfassen, bereits erfaßte Daten zur Zentrale senden und empfangene Daten auf dem lokalen Drucker ausgeben.

Für eine künftige Ausbaustufe ist geplant, an diesen Prozessor lokale Magnetplatten und Bildschirme anzuschließen.

Unsere Kontokorrent- und Effektendaten überspielen wir von Magnetband kassette auf Telefonleitungen über Postmodems für 2400 Baud. Wir haben in der Hamburger Zentrale drei Amtsleitungen angemietet mit drei Modems, so daß alle Niederlassungen nachmittags gleichzeitig anrufen und

gleichzeitig übertragen können. Zwei weitere Leitungen gehen lokal in den Rechner für die Umsätze unserer Hamburger Zentrale. Nach der Verarbeitung werden die Kontoauszüge einmal in Hamburg ausgedruckt, danach wedlen die Daten komprimiert für die Rückübertragung in die Niederlassungen, wiederum gleichzeitig an alle drei Filialen direkt an die lokalen 12 000-Zeiler -Drucker. Beim Ausdruck erzielen wir gegenüber der Nennleistung eine tatsächliche Leistung von 160 Zeilen pro Minute. Je nach Datenvolumen in unseren Filialen haben wir unterschiedliche Übertragungszeiten, die kleinste Filiale (Düsseldorf) überträgt durchschnittlich täglich 26 Minuten, die größte (Essen) rund 50 Minuten.

Damit ist bereits die Frage Standleitung oder Wählleitung beantwortet.

Ein 2400 Baud-HfD von Hamburg nach München kostet etwa 6000 Mark im Monat. Heute betragen die Kosten für die Übertragung per Wählleitung rund 1000 Mark monatlich, so daß eine Standleitung erst bei sechsfachem Datenvolumen wirtschaftlich wäre.

Die Überlegung, ob es sich lohnt, mit der Übertragung bis 22.00 Uhr zu warten, um den günstigen Nachttarif II zu nutzen, haben wir verworfen, weil die Personalkosten für Überstunden der Mitarbeiter in keinem Verhältnis zu den Ersparnissen bei den Leitungsgebühren stehen.

Prokurist Wolfgang Tutas ist Leiter der Abteilung Organisation und Datenverarbeitung bei der Sloman-Bank.