Vaillant betreut seit 1967 die sogenannte Grant-Studie, die bereits seit 1939 durchgehend betrieben wird. Sie durchleuchtet die Teilnehmer sowohl medizinisch als auch nach ihren Lebensgewohnheiten.
In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ äußerte sich Vaillant nun auch zu den Auswirkungen des Internet-Konsums und der Kommunikation in sozialen Medien. Das Internet, so seine Überzeugung, verändere die Gehirne. Seine Tochter verschwinde regelmäßig hinter ihrem „iPad- Vorhang“. „Das ist eine neue Art des Autismus“, urteilt der Wissenschaftler, „die sogenannten sozialen Netzwerke haben mit wirklichen sozialen Kontakten nichts zu tun.“
Den Preis kennen wir in ein paar Jahren
Den Preis für diese Art der Kommunikation würden wir erst später kennen. Hier ist Widerspruch angebracht. Blogs, Forenbeiträge und Postings in sozialen Medien haben oft weit mehr mit der erlebten Wirklichkeit zu tun, als sich Wissenschaftler wie Vaillant, aber auch manche Internet-Nutzer klarmachen. Das beste Beispiel sind die nordafrikanischen Revolutionen in Tunesien, Libyen und Ägypten, die durch die im Social Web entstandene Öffentlichkeit eine viel größere Dimension bekommen haben.
Soziale Medien haben aber auch für Unternehmen elementare Bedeutung. Der CIO der Lufthansa Systems AG, Jörg Liebe, skizziert einen Fall, in dem eine gezielte Kampagne im Social Web zu einem ungeheuren Erfolg führte, weil es gelang, die relevanten „Influencer“ zum Thema zu identifizieren und für die eigene Sache zu mobilisieren. Das wäre mit einer teuren Marketing-Kampagne nicht zu verwirklichen gewesen. Wahrscheinlich haben soziale Medien viel mehr mit der Wirklichkeit zu tun, als Professor Vaillant erkennt. Weil sie die Wirklichkeit verändern. (mhr)